Crowdinvesting: Mit kleinem Geld Wirtschaft lebenswert gestalten

Crowdinvesting: Mit kleinem Geld Wirtschaft lebenswert gestalten

Wo macht Geld am meisten Sinn? An den Orten, wo es am stärksten gebraucht wird. Der vermögende Konzernboss braucht keine hundert Euro von mir, der Mensch, der nicht weiß, wovon er Lebensmittel kaufen soll, aber schon. In diesem Sinn funktioniert Impact Investing: Geld wird gezielt dorthin gelenkt, wo es die größte Wirkung entfalten kann.

Wem zum Beispiel der Auf- und Ausbau einer nachhaltigen Wirtschaft wichtig ist, weil er den schönen Planeten Erde schützen will, kann sein Geld direkt in Sachwerte (Direktinvestments), in die Realwirtschaft oder in Innovationen investieren. Wenn du dir nun sagst: „Okay, so will ich das machen!“ – und dann ein „Aber wie?“ hinterherkommt, haben wir einen Tipp für dich: Crowdinvesting. Dabei kannst du dich als Anleger*in bereits mit kleinen Beträgen direkt an nachhaltigen Unternehmen beteiligen.

Crowdinvesting: Mit kleinem Geld Wirtschaft lebenswert gestaltenWir haben mit dem Geschäftsleiter der GLS Investments, Karsten Kührlings, gesprochen und ihn zu den Chancen und Herausforderungen von Crowdinvesting befragt.

Die GLS Bank Gruppe hat mit der GLS Crowd selbst eine Crowdinvesting-Plattform initiiert. Welche Rolle spielt Crowdinvesting im Bereich der nachhaltigen Investmentmöglichkeiten? Was macht es so interessant für Anleger*innen, deren Herz für die Umwelt schlägt?

Bei den direkten Investments in ein Projekt oder Unternehmen können die Anleger*innen transparent nachvollziehen, welche Wirkung das unterstützte Projekt bzw. Unternehmen entfaltet. Potenzielle Anleger*innen haben die Chance, bereits mit kleinen Beträgen am Erfolg des Unternehmens mitzuwirken und eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten – denn sie suchen ja aus, wen sie mit wieviel Geld unterstützen wollen. Gerade bei der Start-Up-Finanzierung und im Bereich der Erneuerbaren Energien erfreut sich Crowdinvesting zunehmender Beliebtheit.

Man darf aber trotz Transparenz und kleinen Anlagebeträgen eins nicht vergessen: Jedes Einzelprojekt trägt ein Risiko in sich. Während sich in einem Fonds das Ausfallrisiko auf mehrere Unternehmen verteilt, besteht ein höheres Risiko bei einem einzelnen Crowdinvestment.

Nachhaltiges Crowdinvesting wirkt sich nicht nur positiv auf den deutschen oder europäischen Markt aus. Auch in Ländern, die sich in einer aufstrebenden Entwicklung befinden – den sogenannten Emerging Markets, kann man mit Crowdinvesting viel erreichen. Welche Herausforderungen gilt es dort zu beachten?

Da in Emerging Markets das geltende Recht von der deutschen Rechtsgrundlage abweicht, kann das Risiko bei solchen internationalen Investments steigen. Crowdinvesting-Plattformen, die in Emerging Markets agieren, müssen diese Risiken für jedes neue Land im Portfolio prüfen. Dazu eignen sich Partnerschaften mit lokalen Institutionen, die direkt vor Ort aktiv sind.

Auch die Corona-Pandemie zum Beispiel kann sich international unterschiedlich stark in den Märkten auswirken. Einige Länder des Globalen Südens spüren heute deutlich die Konsequenzen der Pandemie, was zu neuen lokalen Herausforderungen führt. Hier gilt es als Crowdinvesting-Plattform, zunächst die aktuellen Bedarfe im jeweiligen Markt zu identifizieren und dementsprechend zu handeln. So kann es etwa sinnvoll sein, Projekte zur Förderung der Energieautonomie im Gesundheitssektor durch die Installation von Photovoltaikanlagen auf Krankenhausdächern zu finanzieren. Denn damit wird vor Ort eine stabile Stromversorgung gewährleistet.

Welche Potenziale kann Crowdinvesting in Emerging Markets haben?

Das Wachstums- und Wirkungspotenzial von Crowd-Investments in Emerging Markets ist enorm. Insbesondere in den Bereichen Umwelt und Soziales wird bereits mit kleineren Geldbeträgen der Wandel zu einer nachhaltigen Welt vorangetrieben. In einer globalisierten Gesellschaft muss auch Nachhaltigkeit ganzheitlich und damit global gedacht werden, um den Weg für eine menschentaugliche Zukunft zu ebnen. Dafür sind Impact Investments in Emerging Markets ebenso wichtig und sinnstiftend wie auf dem deutschen Markt.

Als Form der Direktinvestition bringt Crowdinvesting eigene Risiken mit sich und eignet sich nicht für jedes Anlagevorhaben. Für wen stellt Crowdinvesting eine interessante Investitionsmöglichkeit dar?

Die Zielgruppe von Crowdinvesting-Plattformen sind Anleger*innen, die sowohl etwas Gutes bewirken als auch eine Rendite erwirtschaften möchten. Als direkte Unternehmensbeteiligung zählt Crowdinvesting allerdings zum Risikokapital. Es besteht ein Totalverlustrisiko für das in einem Projekt investierte Kapital. Auf gut Deutsch: Es kann passieren, dass mein ganzes Geld weg ist. Daher ist eine Crowd-Investition nichts für risikoscheue Anleger*innen. Aufgrund der langfristigen Kapitalbindung über die gesamte Darlehenslaufzeit empfiehlt sich eine Investition, meiner Einschätzung nach, meist nur als Beimischung ins Depot.

Wie sind Crowd-Investments aufgebaut und welche Potenziale für Innovationen bieten sie?

Crowdinvestings werden mehrheitlich über Nachrangdarlehen vergeben, bei denen die Crowdinvesting-Plattform als Vermittlerin zwischen den Unternehmen und den Anleger*innen dient. Ein Nachrangdarlehen ist ein Finanzinstrument, bei dem der oder die Kapitalgeber*in im Fall einer Insolvenz des Darlehensnehmers seine Zahlung erst erhält, wenn alle anderen Gläubiger bezahlt wurden.

Wenn wir auf die Gründungszeit der GLS Bank in den 1970er Jahren schauen, stellen wir fest, dass die Gemeinschaftsbank für die damalige Zeit auf sehr ungewöhnlichen Wegen unterwegs war: Leih- und Schenkgemeinschaften ermöglichten schon mit kleinen Beträgen die unmittelbare Teilhabe an der Finanzierung von Projekten. Crowdinvesting überträgt diese ursprüngliche Idee von Wertpapieren in die heutige digitale Welt.

Unser Kooperationspartner, die GLS Crowd, verbindet Menschen, die mit ihrem Geld sozial-ökologische Projekte verwirklichen wollen, direkt mit Unternehmer*innen und deren nachhaltigen Geschäftsideen. Gleichzeitig betreut die Plattform den Anlageprozess und informiert die Anleger*innen über den aktuellen Stand der Projektentwicklungen.

Welchen Beitrag leistet die GLS Bank Gruppe bei dieser Aufgabe?

Neben der Kooperation mit der GLS Crowd unterstützt die GLS Bank auch die nachhaltige Crowdinvesting-Plattform frankly.green, die im Oktober 2021 an den Markt gegangen ist. Wir sind die sogenannte Durchführungspartnerin der Plattform. Frankly.green finanziert vorrangig grüne Projekte und Innovationen in Emerging Markets – vor allem in Ghana, Ruanda und Peru. Die Betreiber haben sich zum Ziel gesetzt, die Finanzierungslücke zwischen Mikrofinanzierung und Kreditfinanzierung zu schließen. Frankly.green entstand auf Initiative der Frankfurt School of Finance & Management und wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) gefördert.

Mit der Frankfurt School arbeitet die GLS Bank schon sehr lange zusammen. Gemeinsam haben wir 2015 auch den GLS AI – Mikrofinanzfonds aufgelegt. Mehr Informationen zu den Crowdinvesting-Partnern der GLS Bank unter www.gls-crowd.de und https://frankly.green/.

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