Schmetterling und Biene auf Blumen

Bienenfreundlicher Balkon? – So geht’s richtig!

Du bist auf der Suche nach Balkonpflanzen, die dir nicht nur tolle Blüten bescheren, sondern auch den Bienen Nahrung bieten? Dann ist es wichtig, aufmerksam einzukaufen: Wo willst du deine Pflanzen besorgen? Was steht auf dem Etikett? Stimmen die Versprechen, die darauf abgegeben werden? Da ich gerade an einem bunten Balkonien gärtnere, gebe ich dir hier Tipps, worauf du achten kannst.

Illustration einer Bio-Pflanze Bienenfreundlicher Balkon
© Clarissa Martin

Der Frühling kommt und somit auch das Sonnen auf dem Balkon. Dort soll neben dem Liegestuhl der Blick über eine kleine, blumige Oase schweifen, die gleichzeitig ein Büffet für Bienen und Schmetterlinge ist. Doch so ein bienenfreundliches Blumenbeet braucht etwas Zeit und Recherche. Denn wer einfach im Baumarkt oder Supermarkt zu „bienenfreundlichen“ Pflanzen greift,  läuft Gefahr, mit den Pflanzen auch hochgiftige Pestizide mit nach Hause zu bringen.

Was sind Pestizide eigentlich?

Pestizid ist das Fachwort für Pflanzenschutzmittel. Pestizide gibt es, um einen Befall (z.B. von Blattläusen) zu bekämpfen oder diesem vorzubeugen. Sie sind äußerst wirksam, aber auch äußerst schädlich für nützliche Insekten. Vermeide bei einem Befall die Nutzung von Pestiziden und greife lieber zu Hausmitteln. Die Community der pestizidfreien Gärten wächst und bietet im Internet für fast jedes Problem ein Hausmittel.

Dabei sind bienenschädliche Pestizide in Deutschland verboten. Doch die Pflanzen in vielen (Fach-)Geschäften sind vor allem Importware. Deswegen gibt es dort auch Pflanzen mit Pestiziden, die in Deutschland verboten sind. Und das sind gar nicht wenige. Laut Stiftung Warentest enthalten 40 Prozent der Pflanzenproben aus Deutschland und Österreich hochgiftige Pestizide. Schockierend finde ich: Dabei wurden bei wirklich allen untersuchten 25 Proben aus Deutschland Pestizide nachgewiesen.

Wie viel Pflanzenschutzmittel wird verkauft?

Generell werden in deutschen Privatgärten rund 500 Tonnen Pestizide ohne jegliche Kontrolle eingesetzt. Das sind 6,7 kg Pflanzenschutzmittel, die an Hobbygärtner*innen pro Hektar verkauft werden. Also 1,1 kg mehr als an geschulte, professionelle Bäuerinnen und Bauern sowie Gärtner*innen. An die werden vergleichsweise „nur“ 5,6 kg Pflanzenschutzmittel pro Hektar verkauft. Und das auch nur mit Sachkundenachweis, also einem Nachweis, der sämtliche Informationen über die Landwirt*innen und deren Gewerbe beinhaltet.

Was richten Pestizide an?

Hobbygärtner*innen wollen hauptsächlich eins: sich in ihrem Garten wohlfühlen. Warum nutzen so viele von ihnen dann Pflanzenschutzmittel? Selbst Menschen mit grünem Daumen fehlt es oft an Wissen…

Illustration zu giftigen Pestiziden
© Clarissa Martin

Auch Baumärkte kommen ihrer Informations- und Beratungspflicht beim Thema Pestizide gar nicht nach. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt vor, die Mittel in verschlossenen Schränken zu lagern. In der Realität stehen die Flaschen aber einfach zugänglich offen im Regal. Darunter finden sich etwa extrem schädliche Nervengifte wie Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam, die das Nervensystem von Bienen angreifen. Damit behindern sie die Kommunikation der Bienen, ihre Pollensammelfähigkeit und Navigation. Zudem nutzen einige Hersteller selbst entworfene Bio- und Öko-Siegel. Diese können reines Marketing sein, denn oft ist die Bio-Qualität gar nicht geprüft.

Insektenbestand um 75 Prozent gesunken

Eine Langzeitstudie des Entomologischen Vereins Krefeld aus 2006 bestätigt, dass der Insektenbestand seit 1989 um 75 Prozent gesunken ist. Nicht nur Spezialist*innen fällt der Rückgang der Insekten auf. Die Autor*innen der Naturbewusstseinsstudie aus 2021 des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz zeigen, dass 70 Prozent der Befragten (alles ganz normale Leute wie du und ich) dies auch wahrnehmen. Von den 3.414 insgesamt Befragten waren alle 1.004 befragten Jugendlichen hiervon überzeugt: Es gibt immer weniger Insekten. Zum Vergleich: Der Rückgang fiel den Erwachsenen weniger auf. Nur 35 Prozent stellen fest, dass sie seltener Bienen und Co. sehen und hören.

Bienensterben: Wie kann ich es nun verhindern?

Wichtig ist, dass du beim Kauf auf echte Bio-Qualität achtest. Denn Bio-Blumen dürfen mit keinerlei Pestiziden behandelt werden und sind somit sicher für Bienen und andere nützliche Insekten. Die Bio-Siegel prüfst du am besten im Internet auf Authentizität.

Illustration einer Biosamentüte
© Clarissa Martin

Bei Saatgut achte darauf, dass diese vom Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten vertrieben werden. Normale Saatmischungen enthalten häufig fremdländische Pflanzen, die das Interesse unserer einheimischen Bestäuber wenig wecken. In einigen Saatmischungen wurden zum Beispiel Ziertabak-Samen aufgefunden, die bienenschädliche Enzyme produzieren.

Liegt dein persönliches Interesse eher bei Nutzpflanzen wie Gemüse, Obst oder Kräutern, kannst du bei der Ernte ein paar Früchte an der Pflanze lassen, bis sie blühen. Diese Blüten wecken nämlich das Interesse der Bestäuber. Hast du dich für samenfestes Saatgut entschieden, findest du in deinen Früchten die Samen, die du im nächsten Jahr wieder verwenden kannst. Eine Win-Win-Situation also.

Bienenfreundlicher Balkon mit Bienenfreu(n)den genießen

Meine Töpfe sind bepflanzt und just in time lassen sich die ersten Sonnenstrahlen blicken. Auf meinen zwei Quadratmetern Stadtoase ist jetzt ein tatsächlich bienenfreundliches Milieu entstanden, in dem sowohl ich als auch meine Bienenfreunde die kommenden warmen Monate verbringen können. Zwischen Lavendel, Paprika und Erdbeeren summen schon die ersten Bienen umher.

Ich hoffe, dass du mit diesem Blogbeitrag deinen eigenen, wirklich bienenfreundlichen Rückzugsort schaffen kannst und die Sommermonate genießt.

Kannst du mit meinen Tipps etwas anfangen? Teile doch deine eigenen Tipps mit mir und hinterlasse deinen Kommentar.

Bienenfreundlicher Balkon oder Bienen sind ein spannendes Thema. Du kannst auf unserem Blog mehr dazu lesen: zum Beispiel, warum es nicht reicht, sich nur um die Honigbiene zu kümmern.

Warum es nicht reicht, die Honigbiene zu retten

  1. David Rickert

    Sehr informativer Beitrag!!
    Werde mich für unser Bienenvolk gleich ans basteln begeben.

  2. Praktische Tipps und Tricks für daheim!

  3. Moin Clarissa,

    danke für den Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele.
    Eine gute Seite im net um die richtigen Pflanzen zu finden, teilweise mit Angabe von Händlern, ist

    https://www.naturadb.de

    Eine Pflanzendatenbank, die viele Pflanzen beschreibt, angibt, welche Insekten von ihnen profitieren und jede Menge Möglichkeiten zu filtern: Standort, Größe, Essbar, Farbe…

    Viel Freude an deinem Balkon, servus, Gretl

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