Fridays for Future bringt unsere Rollen ganz schön durcheinander: Die Kinder sind vernünftig und sorgen sich schon heute um das Morgen. Die Erwachsenen dagegen klammern sich an ihren Lieblingsspielzeugen fest und fangen an zu quengeln: „Lasst uns doch weitermachen — nur noch gaaanz kurz!“ Oder aber sie begeben sich auf Augenhöhe mit den jungen Leuten. Dann können sie neue Erfahrungen machen: Etwa wie gut eine solche agile Zusammenarbeit laufen kann. Wofür meine Generation bislang noch Sitzungen und Arbeitspapiere braucht, kann ein kurzer digitaler Austausch genügen. Mit mehr Wertschätzung, persönlicher Verantwortung und Spaß als wir das kennen.
Wie viel wir durch eine Kooperation auf Augenhöhe bewirken können, das zeigt sich derzeit an mehreren Stellen in der GLS Gemeinschaft. Davon erzählen die Geschichten in diesem Heft. Angefangen mit Hof Pente, wo Schüler, Landwirte, Pädagogen und Konsumenten zusammenarbeiten und dadurch etwas Neues entsteht: eine solidarische Landwirtschaft. Ähnliche Phänomene gibt es im Energiesektor: Standen sich einst die Energiekonzerne und die Verbraucher gegenüber, gibt es jetzt den Trend zu Prosumenten und Energie-Communitys. Auch darum geht es in diesem Heft. Aus Berlin berichten wir vom Kampf um bezahlbaren Wohnraum und über Modelle, in denen Mieter gleichzeitig Vermieter sind. Überhaupt geht es immer wieder um das Wechselverhältnis von politischen Rahmenbedingungen mit alternativen Lebens- und Unternehmensformen. Ein weiteres durchgehendes Thema: Wie kann uns die Digitalisierung dabei unterstützen? Die jetzt gestartete GLS Community Futopolis lädt zum Mitmachen ein, eine Öko-Bonuskarte ist in Vorbereitung und die Blockchain ermöglicht neue Wirtschaftsformen. An all diese Entwicklungen anknüpfend denkt unser Vorstandssprecher Thomas Jorberg weiter: Die GLS Bank könnte zu einer Plattform werden und Kooperationen etwa von Landwirtschaft, Handel und Verbraucher*innen unterstützen.
Spätestens durch die Klimakrise muss der Weltgemeinschaft deutlich werden, wie existenziell wir aufeinander angewiesen sind. Für eine lebenswerte Zukunft kommt es darauf an, dass wir über unsere bisherigen Rollen hinausdenken und handeln. Aufzubrechen, die Grenzen der eigenen Organisation und der eigenen Rolle zu überwinden, co-kreativ tätig zu werden — das ist eine tiefe Sehnsucht von vielen Menschen. Davon erzählen wir in diesem Heft. Viel Spaß dabei!
Falk Zientz, Chefredakteur
Inhalt des Bankspiegel 2019 / 1, Heft 234:
Feldforschung (Seite 4/5)
Fahrendes Volk (Seite 6/7)
Stadt für alle (Seite 8/9)
„Ein Preis, der die Interessen aller berücksichtigt“ (Seite 10/11)
Die neue Wir-Energie (Seite 12/13)
Sprechen Sie Baumesisch? (Seite 14)
Das Potenzial der Natur entfalten (Seite 15)
Blockchain in grün? (Seite 16/17)
Schneeballsystem für die Savanne (Seite 18/19)
Wir machen uns die Welt, widdewidde wie sie uns gefällt. (Seite 20)
Futopolis – Eine für alles (Seite 30/31)
Gute Wirkung (Seite 32/33)
Der Ökokompass (Seite 34)
B.A.U.M. Fair Future Fonds – Breitenwirkung (Seite 35)
Kooperation für alle Richtungen (Seite 36/37)
Kolumne: Gemeinsame Sache (Seite (38)
[green_box]Den ganzen Bankspiegel 2019/1 inklusive der transparenten Kreditliste, kann man auch hier als PDF downloden. (11MB)[/green_box]
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