Mitte Februar fand in Nürnberg die Biofach-Messe statt. Schwerpunktthema war in diesem Jahr: „Food for the Future: Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme“. Dabei stand die transformative Kraft von Frauen im Lebensmittelsektor im Fokus. Das Blog der GLS Bank greift das Thema in einer „Starke Landwirtinnen“-Reihe auf. In Teil 3 sprechen wir mit Dr. Marlene Alkofer-Gruber und Lucia Gruber vom Biohof Gruber Schöfthal (Link zur Facebook-Seite des Biohofs). Die beiden Schwestern bewirtschaften den südlich von Regensburg gelegenen Hof gemeinsam mit ihrem Vater. Sie produzieren Marktfrüchte, begrüßen aber auch Hochzeitsgäste auf ihrem Hof und haben Bildungsangebote im Programm.
Warum haben es Frauen schwerer in der Landwirtschaft?
Die traditionelle Rollenaufteilung führt häufig dazu, dass Frauen in der Landwirtschaft hauptsächlich die Hauswirtschaft und die Büroarbeiten übernehmen. Es steckt keine böse Absicht dahinter und die Arbeiten sind nicht weniger wert. Unsere Elterngeneration stammt aus einer Zeit, in der Männer das Kochen nicht gelernt haben, also kümmern sich die Töchter um das Essen, anstatt draußen weiterzuarbeiten.
Für Frauen sind manche körperlichen Arbeiten schwerer zu verrichten oder gar nicht möglich, zum Beispiel während einer Schwangerschaft. Zwar ließe sich das Problem über Geräte, mehr Zeit oder Teamarbeit in vielen Fällen lösen. Doch wird stattdessen oftmals die gesamte körperliche Arbeit wie selbstverständlich von den Männern am Hof übernommen.
Beides führt dazu, dass Frauen weniger zugetraut wird und dass sie sich auch selbst aufgrund der fehlenden Erfahrung geringere Fähigkeiten bei betrieblichen Aufgaben zuschreiben.
Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Führungspositionen kommen?
Dafür braucht es mehr Zutrauen: sowohl von den Frauen in sich selbst als auch von den Personen, die den Hof übergeben, in die Frauen. Erst wenn es keine Ausnahme mehr ist, dass eine Frau einen Hof führt, muss man sich als Frau nicht mehr „doppelt“ beweisen. Als Mann bekommt man das Prädikat „Geeignet als Hofnachfolger“ schon durch die Geburt. Als Frau ist man erst geeignet, wenn die Umstände es erfordern. Das heißt, wenn kein männlicher Nachfolger vorhanden ist und sich die Frau mit ihren Fähigkeiten für die Hofführung eignet.
Welche Stärken könnt ihr in euren Betrieb mit einbringen?
Organisatorisches Geschick und Kreativität. Eine positive Einstellung, die ein gutes Arbeitsumfeld ermöglicht, aber auch eine Offenheit, die es erlaubt, über Fehler zu sprechen und aus Erfahrungen von anderen zu lernen und sich helfen zu lassen.
Gibt es Themen, die ihr als Frauen eventuell anders, einfacher oder vielleicht auch besser lösen könnt als männliche Betriebsleitungen?
Wir haben uns entschieden ein neues Standbein auf unserem Hof aufzubauen: Mit unserem neu gebauten Veranstaltungsraum und einem gewidmeten Platz für standesamtliche Hochzeiten stellen wir unseren Hof auch anderen Menschen als Ort zum Feiern und Lernen zur Verfügung. Diese Entscheidung, Einkommen nicht nur aus der Urproduktion zu generieren, fällt uns als Frauen vielleicht leichter, weil wir nicht in der Vorstellung verhaftet sind, wie „richtige Landwirtschaft“ auszusehen hat.
Was ist das Besondere an eurem Hof?
Unser Hof ist eine Einöde umgeben von Wiesen, Feld und Wald. Eine Allee führt zu uns. Die Ruhe, die die Alleinlage mit sich bringt, aber auch unsere Gastfreundlichkeit machen unseren Hof besonders. Wir hören oft, dass Schöfthal ein Kraftort ist.
Wie groß ist das Team auf dem Hof und was zeichnet die Menschen aus?
Wir zwei Schwestern sind die Betriebsleiterinnen. Unser Vater arbeitet immer mit und unsere Männer und unsere Mama bei Bedarf. Außerdem helfen gern mal Freunde bei uns aus.
Die Menschen auf unserem Hof zeichnet aus, dass alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten und großer Freude an die Arbeit gehen. Bei uns stehen die Menschen im Mittelpunkt und die gemeinsame Zeit wird von allen wertgeschätzt.
Warum braucht es mehr Frauen in Führungspositionen in der Landwirtschaft?
Als Frau kann man es sich in der Landwirtschaft häufig nicht leisten, alles genauso zu machen, wie es schon immer gemacht wurde. Das kann banale Gründe haben, wie zum Beispiel weniger körperliche Kraft. Aber es kann dazu führen, dass man andere Ansätze ausprobiert, dass man sich Hilfe holt, Kooperationen eingeht. Allein auf diese Weise kann sich vieles ändern.
Dann wähle einfach bei der Kontoeröffnung den Bereich Ernährung aus.
Das Headerfoto zeigt den Biohof Gruber Schöfthal aus der Luft. Foto: Matthias-Hermann
In Teil 1 unserer Starke-Landwirtinnen-Reihe sagt Amelie Schlottmann: „Wenn der Bauch grummelt, suche ich lieber eine Alternative.“
In Teil 2 unserer Starke-Landwirtinnen-Reihe sagt Landwirtin Heike Kühner: “Ich will dem Menschen wertschätzend gegenüber sein und in der Sache klar.”
In Teil 4, dem letzten Teil unserer Reihe, sprechen wir mit Eva Vollmer vom gleichnamigen Weingut. Der landwirtschaftliche Familienbetrieb, den Eva Vollmer von ihren Eltern übernommen hat und leitet, liegt in Ebersheim, südlich der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.
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