Michael Ahlers im Gespräch

„Zuhören, denken und miteinander sprechen“

Seit Jahresbeginn ist Michael Ahlers neu im Vorstand der GLS Bank. Der 38-Jährige verantwortet den Bereich Gesamtbanksteuerung und Kreditsicherung. Doch wer ist Michael Ahlers, wenn er nicht gerade in den Zahlen versinkt und diese analysiert? Ein Kurzinterview.

Michael Ahlers
Michael Ahlers, einer von vier Menschen im Vorstand der GLS Bank. Foto: Martin Steffen

Fragt man Kinder nach ihrem Berufswunsch, antworten sie nur selten: Ich will Banker werden. Wie wäre Deine Antwort damals ausgefallen?

Als Kind? Feuerwehrmann! Heute würde das Kind in mir wahrscheinlich sagen: Dachdecker! Etwas mit den Händen zu machen, draußen, in der Höhe und an der frischen Luft zu sein, zu schwitzen und dabei etwas schaffen. Das sind alles Dinge, die ich heute noch schätze.

Wie läuft für Dich ein guter Arbeitstag?

Wenn ich schon morgens mit dem Fahrrad ins Büro kommen kann und mir die ersten Kolleg*innen begegnen, mit denen man sich verbunden fühlt, ist ein guter Anfang gemacht. Wenn ich während des Tages erlebe, dass die Termine sowie meine Begegnungen mit den Menschen etwas bewirken und ich dann abends zu meiner Familie heimkomme: Das ist für mich ein guter Arbeitstag. Ich stehe im Dienste der Mitglieder und Kund*innen. Zu spüren, dass wir ihr Geld gut einsetzen, gibt mir Sinn.

Wie erklärst Du auf Partys, was der Vorstand einer Bank jeden Tag macht?

Als mich das einmal mein Friseur gefragt hat, der jeden Tag mit den Händen werkelt, habe ich gesagt: „Meine täglichen Aufgaben als Vorstand einer Bank sind: richtig zuhören, lesen, denken, schreiben und viel miteinander sprechen.“ Tatsächlich kann man es auch unter Führung und Management zusammenfassen.

Viel lieber erkläre ich hingegen, was eine sozial-ökologische Bank ist. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was die Menschen und das Institut hinter ihrer Bankkarte so treiben. Sobald ich erkläre, welchen Hebel eine Bank bei der Klimakrise hat, sind viele sehr interessiert und denken über ihre Bankverbindung anders nach. Einige möchten sogar schnell wechseln. Das freut mich natürlich, weil wir über Jede*n dankbar sind, die/der sich gemeinsam mit uns für eine nachhaltige Zukunft einsetzt.

Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was die Menschen und das Institut hinter ihrer Bankkarte so treiben.

Michael Ahlers

Wenn man mit Mitte 30 auf einer Bankentagung ist, fühlt sich das besonders an?

Es ist spannend und sicher bin ich oft einer der Jüngeren in der Gruppe, aber mit den Jahren ist in mir das Bewusstsein gewachsen, dass es sich für mich als Michael weniger seltsam anfühlt als wohl für meine weiblichen Kolleginnen. Ich meine, mein Vorgänger hieß Thomas! Rein statistisch betrachtet, gibt es mehr Michaels und Thomasse in deutschen Vorständen als Frauen insgesamt. Daher finde ich wichtig, diese Räume für andere Menschen zu öffnen und mein Privileg an Menschen weiterzugeben, die nicht so viele davon haben.

Welche Begegnung mit einer GLS Kund*in ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Es ist jede Begegnung mit Kund*innen, bei der ich spüre, dass wirklich die Gemeinschaft im Vordergrund steht und nicht die individuellen Interessen der Einzelnen. Das motiviert mich jedes Mal aufs Neue.

Die GLS Bank zeigt bei ihrer Bilanz vor allem auch ihre Wirkzahlen. Welche Kraft liegt aus Deiner Sicht darin?

Für mich sind Zahlen klar, fair und unmissverständlich. Sie geben uns Orientierung. Wenn wir nicht mehr nur über ökonomische Zahlen sprechen, sondern über Wirkzahlen, dann bringt uns das auf einen anderen Weg.

Zudem können wir mit unseren Wirkzahlen sehr lebensnah erklären, was aus unserer Gemeinschaft heraus entsteht, etwa neuer Wohnraum, erneuerbare Energie, ein neuer Biobauernhof. Diese Zahlen setzen einen anderen Fokus im Bankwesen und machen unsere Arbeit lebendig, greif- und spürbar.

Wir haben eine Vorstellung von der Zukunft

Solidarisches Wirtschaften innerhalb planetarer Grenzen: Das ist uns als GLS Bank wichtig! Daher haben wir Zukunftsbilder entwickelt, die wir wahr werden lassen möchten. Jedes Zukunftsbild haben haben wir mit Indikatoren hinterlegt, anhand derer wir messen, was wir bewirkt haben und wo es noch etwas zu tun gibt.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Eine Antwort zu „„Zuhören, denken und miteinander sprechen““

  1. Avatar von Perol Matthias
    Perol Matthias

    Lieber Michael Ahlers, danke für das interessante Portrait. Zu den Namen und Berufswünschen: meine Assoziation ist nicht Michael, sondern Ahlers. So hieß nämlich mein Reifenhändler. Wenn er ein Rad montiert hat, wenn der Gummi auf die Felge springt, dann gibt es immer so ein floppiges Geräusch….Das war für mich auch immer so ein handfester Beruf – das hätte Sie als Alternative zum Dach sicher auch begeistert!
    Ich glaube ebenfalls, dass Zahlen wichtig sind, vor allem wenn sie unser Leben gut abbilden und dann auch wirken. Das gefällt mir an der GLS! Alles Gute in Ihrer Aufgabe!

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