Richtfest in Berlin-Neukölln. Auf den Buckower Feldern entsteht ein wegweisendes Generationenquartier. Es heißt Greenfields Buckow und ist ein Bauprojekt der GLS Bank und der Bürgerstadt AG. Es ist sozial ausgerichtet, denn es bietet Menschen aus sehr verschiedenen Lebensumfeldern einen gemeinsamen Raum. Es ist ökologisch ausgerichtet, denn es wird in Holzsystem-Bauweise errichtet.
Ein sozial-ökologisches Modell-Quartier
Es ist Freitagvormittag, 13. Juni 2025. Auf den Buckower Feldern wird die Richtkrone mit buntem Flatterband hochgezogen, die Richttanne – ein österreichischer Brauch – ist bereits auf dem Dach von Gebäude 1 befestigt. Mit dem Richtfest bedanken sich die beiden Eigentümerinnen des Projekts, GLS Bank und Bürgerstadt AG, bei dem gesamten Baustellenteam.
„Seit 1974 finanziert die GLS Bank im Bereich Wohnen“, sagte GLS Vorständin Christina Opitz. „Was uns besonders am Herzen liegt, ist bezahlbarer Wohnraum und gemeinschaftliches Wohnen.“
Greenfields Buckow will die Vision eines vielfältigen urbanen Quartiers verwirklichen, in dem Menschen in verschiedenen Lebenssituationen leben. 2020 erhielten Bank und Bürgerstadt als Bietergemeinschaft bei dem Konzeptverfahren der Berliner Wohnungsbaugesellschaft STADT UND LAND zur Bebauung der Buckower Felder den Zuschlag für den Bau des sozial-ökologischen Modell-Quartiers. Von den 106 Wohnungen im Quartier sind 61 barrierefrei, 71 entstehen im geförderten Wohnungsbau. Zwei Drittel des Projektes werden gemeinwohlorientiert genutzt.

Hier entstehen barrierefreie Wohnungen und Angebotsräume für seelisch beeinträchtigte Menschen – in Berlin wahrer Goldstaub.
Ekkehard Hayner
GLS Bank treibt Holzbau voran
Die Richttanne gehört für den Holzbauspezialisten b_solution aus Österreich zum Richtfest. Dem Unternehmen kommt eine besondere Rolle in diesem besonderen Bauprojekt zu: Die fünf Mehrfamilienhäuser und drei Gewerbeeinheiten des Generationenquartiers entstehen in Holzsystem-Bauweise. Holz ist der Baustoff der Zukunft. Damit kann schnell und qualitativ hochwertig gearbeitet werden.
Christina Opitz: „Als sozial-ökologische Bank treiben wir das Thema Holzbau voran, das ebenfalls im Fokus des Programms unserer neuen Bundesbauministerin Verena Hubertz steht. Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum und setzen uns für eine soziale und ökologische Nachhaltigkeit ein.“
Geplant sind fünf Gebäude
- ein Generationenhaus für die Stadtbürgergenossenschaft,
- ein Haus für junge betreute Mütter bzw. Väter mit Kind (GsbW GmbH),
- ein Haus für wohnungslose Senior*innen (GEBEWO gGmbH)
- zwei Wohn- und Mietshäuser
- drei Gewerbeeinheiten für Geschäfte und ein Café.
In den fünf- und viergeschossigen Gebäuden entsteht ein vielfältiger Wohnungsmix aus 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen. Die Bewohner*innen können einen Garten im Außenbereich gemeinschaftlich als Treffpunkt nutzen. Begrünte Fassaden sowie die Eigenstromerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen vervollständigen das nachhaltige Gesamtkonzept des Quartiers.
Das sagen die sozialen Träger zum Projekt
Der Geschäftsführer der GEBEWO – Soziale Dienste Berlin, Ekkehard Hayner, betont beim Richtfest: „Hier entstehen barrierefreie Wohnungen und Angebotsräume für seelisch beeinträchtigte Menschen – in Berlin wahrer Goldstaub. Wir sind sehr froh darüber, dass wir an diesem tollen und nachhaltigen Neubauprojekt partizipieren können.“
Manfred Schneider, Geschäftsführer der Gesellschaft für betreutes Wohnen und soziales Wohnungsmanagement (GsbW GmbH), fügt aus seiner Perspektive hinzu: „Besonders freuen wir uns darüber, dass es neben der nachhaltigen Architektur auch gelungen ist, eine Jugendhilfeeinrichtung, das Mutter-Vater-Kind-Haus, zum Schutz von jungen Müttern und deren Kindern in das Projekt zu integrieren.”
Und die beiden Vorstände der Stadtbürgergenossenschaft, Georg Knacke und Ewald Teske, ergänzen: „Dem genossenschaftlichen Wohnen gehört die Zukunft. Gemeinschaftliches Wohnen quer durch alle Generationen ist kein Selbstzweck, sondern ein Beitrag für die Übernahme von Eigeninitiative und Eigenverantwortung für das städtische Zusammenleben.”




Das Projekt: Greenfields Buckow
Ort: Berlin-Buckow (Bezirk Neukölln)
Bauherrin: GLS Bank und Bürgerstadt AG
Architektur: Partner & Partner Architekten
Holzbau: b_solution (Österreich)
Bauweise: Holzsystembau mit vorgefertigten Modulen
Wohneinheiten: 106
Besonderheiten:
1. bezahlbarer Wohnraum im GLS-Bank-Eigenbestand
2. generationenübergreifendes Quartierskonzept
3. nachhaltige Bauweise mit CO2-bindendem Holz
4. hohe Baugeschwindigkeit: 1 Wohnung pro Tag, 1 Etage pro Woche
Unsere Reportage von der Baustelle

Greenfields Buckow: Eine Wohnung pro Tag – bezahlbar, ökologisch, gemeinschaftlich
Von Johannes von Streit
Der Wohnraummangel in deutschen Städten ist längst keine Randnotiz mehr – er gehört zu den drängendsten sozialen Fragen unserer Zeit. In Berlin-Buckow entsteht derzeit ein Quartier, das Antworten geben will. Hier wird vieles anders gemacht – in der Planung, im Bau und in der Bewirtschaftung.
Das Projekt Greenfields Buckow, entwickelt vom Berliner Architekturbüro Partner & Partner und fortgeschrieben vom österreichischen Holzbauspezialisten b_solution, soll zeigen, wie bezahlbarer Wohnraum ökologisch und dauerhaft gemeinwohlorientiert entstehen kann. Die Besonderheit: Der Wohnraum wird nicht an Investor*innen weitergegeben, sondern soll langfristig im Bestand einer gemeinwohlorientierten Trägerin bleiben.
Schnelligkeit durch System – Nachhaltigkeit durch Holz
Wer die Baustelle betritt, sieht: Hier wird nicht konventionell gebaut. Das mehrgeschossige Ensemble entsteht aus industriell vorgefertigten Holzmodulen, die in kurzer Zeit vor Ort zusammengefügt werden. Vormontierte Badezimmer, die nur noch eingesetzt werden müssen, verdeutlichen den hohen Vorfertigungsgrad. Dank des Systems entsteht pro Werktag eine Wohnung, pro Woche eine Etage – bei gleichzeitig hohem Qualitätsniveau. Der verwendete Baustoff Holz sorgt dabei nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern leistet auch einen Beitrag zum Klimaschutz, da er CO2 speichert statt emittiert.
Ein Mitarbeiter von b_solution erläutert die Bauweise bei einem Besuch von Vertreter*innen mehrerer Berliner Wohnungsgenossenschaften auf der Baustelle im März dieses Jahres. Die präzise Umsetzung, die Skalierbarkeit des Verfahrens und die Verbindung von ökologischen mit sozialen Zielen stoßen auf großes Interesse. Die Baustellenführung wird zum Ort des Austauschs: Wie lässt sich diese Bauweise auch für andere Projekte nutzen? Wie gelingt sozialverträgliche Bewirtschaftung bei steigenden Kosten? Was braucht es, um den Wandel im Wohnungsbau gemeinsam voranzubringen?
Bei Greenfields Buckow kommt insbesondere Brettsperrholz (BBS) zum Einsatz. Es werden 3.780 Kubikmeter verbaut, in denen ca. 2.900 Tonnen CO2 gebunden sind. Das bedeutet, dass durch die CO2-Speicherung des verbauten Holzes die durchschnittlichen CO2-Emissionen der 106 Haushalte rechnerisch für etwa drei Jahre kompensiert werden.
Gemeinwohlorientierung statt Marktlogik
Das Greenfields-Projekt will bezahlbaren Wohnraum schaffen – dauerhaft und unabhängig von spekulativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Die 106 Wohnungen entstehen für verschiedene Haushaltsgrößen, Lebensphasen und Bedürfnisse. Das Ziel ist ein durchmischtes Quartier, das gemeinschaftsfördernd wirkt, ohne Menschen auszuschließen, die auf günstige Mieten angewiesen sind. Diese Art von Wohnraum entsteht in der Regel nicht von allein. Umso wichtiger sind Träger, die bereit sind, Verantwortung für Planung, Finanzierung und langfristige Bewirtschaftung zu übernehmen – und dabei neue Wege zu gehen. Für die genossenschaftlichen Gäste ist der Baustellenrundgang ein Impuls, sich stärker mit modularen Holzbauweisen zu befassen, auch im Hinblick auf eigene Neubauvorhaben. Denn die Kombination aus industrieller Effizienz, ökologischer Bauweise und sozialer Zielsetzung birgt viel Potenzial für Projekte, die anders wirtschaften wollen. Greenfields Buckow steht exemplarisch für eine neue Generation von Wohnprojekten: effizient gebaut, dauerhaft bezahlbar, klimafreundlich – und offen für Kooperation.
Greenfields Buckow: Pilotprojekt im eigenen Bestand
Die GLS Bank ist seit Jahrzehnten als Finanzierungspartnerin im Bereich sozial-ökologischer Wohnprojekte aktiv. Greenfields Buckow markiert einen Perspektivwechsel: Hier baut die Bank selbst – mit dem Ziel, den entstehenden Wohnraum dauerhaft im eigenen Bestand zu halten und bezahlbar zu bewirtschaften.
Dazu sagt André Meyer, Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltige Immobilien der GLS Bank: „Als Bank kennen wir viele gute Beispiele für gemeinschaftliches und bezahlbares Wohnen. Jetzt zeigen wir, dass wir auch selbst Verantwortung übernehmen können – ganz konkret, mit einem Projekt, das langfristig wirkt.“

Alle Fotos in diesem Beitrag stammen von: GLS Bank / Jan Lurweg
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