Das Bild zeigt eine Frau inmitten eines Feldes mit Teepflanzen. Sie trägt hellgrüne Arbeitskleidung, eine weiße Kopfbedeckung und einen Stoffbeutel vor dem Körper.

Verbundenheit entlang der Lieferkette

Volle Regale, viel Auswahl – für die meisten ist das Alltag beim Einkaufen. Aber wie oft denkst Du dabei über die Lieferkette eines Produkts nach? Was und vor allem wer steckt hinter dem hübsch verpackten Tee, den Du in Deinen Einkaufskorb legst? Das Zertifikat „Economy of Love” hat Antworten: Ein QR-Code auf den Produkten verbindet die Menschen entlang der Lieferkette miteinander. 

Unser universelles Tauschmittel Geld macht es leicht, nur das Produkt und eine Zahl zu sehen. Der echte Wert oder auch die echten Kosten werden über das Preisschild kaum deutlich. Am Ende stecken hinter einem gefüllten Einkaufskorb aber jede Menge Arbeitsschritte, Menschen und Tiere mit ihren Schicksalen. Die Initiative Economy of Love (EoL) verbindet Käufer*innen der von ihr zertifizierten Produkte mit allen, die daran mitgewirkt haben. So findet eine Wirtschaft der Liebe den Weg aus der Produktion bis in unseren Kühlschrank.

Das Zertifikat

Diese Wirtschaft der Liebe ist keine Utopie, sondern wird in Ägypten bereits systematisch umgesetzt: Seit 2019 vergibt der biologisch-dynamische Verband in Ägypten (EBDA) das Zertifikat „Economy of Love“ an besonders nachhaltige und soziale Unternehmen. Entscheidende Kriterien sind biodynamische Landwirtschaft und eine transparente Lieferkette. Die Bewertung geschieht ganzheitlich: Sie betrachtet das Zusammenspiel von Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Umwelt sowohl in den Betrieben vor Ort als auch entlang der Lieferkette.

Der Ursprung

Das Siegel geht auf die ägyptische Entwicklungsinitiative Sekem und deren Stil einer ganzheitlichen Wirtschaftsweise zurück. Sekem wurde 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish gegründet, der für seine „Wirtschaft der Liebe“ 2003 den „alternativen Nobelpreis“ (Right Livelihood Award) erhielt. Das Sozialunternehmen ist mittlerweile mehr als nur ein landwirtschaftlicher Produktionsbetrieb, auch weiterverarbeitende Betriebe gehören dazu. Darüber hinaus versteht sich Sekem als Kulturinitiative, die soziale Strukturen schafft und Wissen und Kreativität fördert. Innerhalb von zwei Dekaden hat sich Sekem zu Ägyptens führendem Produzenten biologisch-dynamischer Lebensmittel, Kräuter und von Tees und pflanzlichen Arzneimitteln entwickelt.

Economy of Love bewegt: Hier geht’s zum Videoporträt der Initiative 

Eine Reise entlang der Lieferkette

Liebe braucht Vertrauen. Deshalb macht EoL per „impacTrace“ die Lieferkette mit allen Beteiligten sowie die wahren Kosten wie den Wasserverbrauch transparent. Egal ob Pfefferminztee, Sesamöl oder getrocknete Datteln: Der QR-Code auf der Verpackung zertifizierter Produkte führt zu Kurzporträts von Menschen aus Landwirtschaft, Produktion und Vertrieb. So können sich Käufer*innen bewusst machen, wie ihr Geld wirkt.

Auf dem Bild ist ein Mann - etwa ab Brusthöhe - zu sehen, der über einen Palmwedel hinweg in die Kamera lächelt. Er trägt ein graugrünes T-Shirt und ein blaues Tuch um den Kopf. Produktion: Mohamed Zakaria kommt aus einem Dorf in der Nähe von Kairo. Auf den Sekem-Farmen lernte er eine neue Welt kennen und ließ sich von Kunst und Kultur inspirieren. Neben seiner Arbeit auf der Dattelfarm unterrichtet er heute auch Kunst in einer Sekem-Schule.

 

Ein Mann steht an einer Produktionsanlage und hält ein Display in der Hand. Er trägt ein grünes Arbeitsshirt und eine Schutzhaube. Er lächelt freundlich in die Kamera.Verarbeitung: Nicht nur die Produktion der Rohstoffe macht die EoL erlebbar. Auch Verarbeitung, Verpackung und Vertrieb werden transparent. Hinter dem Pfefferminztee von SEKEM etwa steckt auch Ahmed Zayed: Er ist Betriebsingenieur bei SEKEM und wohnt mit seiner Familie direkt neben der Farm.

 

Auf dem Bild ist eine Menschengruppe von ca 20 Personen zu sehen. Die Gruppe steht im Halbkreis, im Hintergrund eine Palme. Einige der Menschen halten Dokumente, die CO2-Zertifikate, in den Händen.Finanzielle Wertschöpfung: Trotz des hohen Aufwands entlang der Wertschöpfungskette lohnt sich die EoL für alle: Die Produkte werden zu erschwinglichen Preisen verkauft, da die Bäuer*innen durch den Handel mit CO₂-Zertifikaten ein zusätzliches Einkommen haben.

 

Eine Frau steht vor einer weißen Wand. Sie trägt ein blaues T-Shirt und einen beigefarbenen Rock. Ihr schwarzes Haar ist hinten zusammengebunden. Sie macht eine erklärende Geste mit den Händen. An der Wand hängen Pappschilder in vielen Farben. Eine Workshop-Atmosphäre.Kultur und Bildung: Die EoL ergänzt die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit um eine weitere Facette: die Kultur. Zertifizierte Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden daher auch Kunst-, Bildungs- und Bewegungsangebote.

 

Auf dem Bild ist eine Hand zu sehen, die ein Smartphone hält. Daneben stehen eine Tasse mit Tee im Beutel sowie die Packung des Tees. Das Smartphone zeigt Text und Bild, die nicht näher zu erkennen sind.Wahre Kosten: EoL macht den versteckten Preis von Produkten transparent. Gemeint sind Kosten, die der Gesellschaft durch CO₂-Emission, die Nutzung von Wasser oder gesundheitliche Folgen entstehen. Käufer*innen erfahren so: Der CO₂-Ausstoß, der bei der Herstellung von einem Kilo Pfefferminztee entsteht, kostet die Gesellschaft 0,10 US-Dollar.

Woher kommt der Name?

Den Namen prägte der ägyptische Bauer Mohammed Seddik, der für die Entwicklungsinitiative Sekem arbeitete, und deren Wirtschaftsweise so bezeichnete: „Die Art und Weise, wie Sekem mit Partnern, Menschen und der Natur umgeht, zeigt eine Wirtschaft der Liebe.”

Ist eine Wirtschaft der Liebe im großen Stil denkbar?

Ja. Durch die CO2-Zertifikaten für Bauern schaffen wir einen finanziellen Anreiz, sodass sich die aufwendige Herstellung der Produkte für alle lohnt. Aktuell werden 40.000 Kleinbauern in Ägypten auf EoL-Prinzipien umgestellt. Eine Wirtschaft der Liebe lässt sich skalieren.

Gibt es EoL auch in Deutschland?

Mehrere deutsche Unternehmen interessieren sich dafür, die Produkte aus der Wertschöpfung der EoL zu erhalten oder zu vertreiben. Aktuell gibt es neben SEKEM Europe GmbH nur ein weiteres Unternehmen in Deutschland, das zertifiziert ist – den Fruchtriegelhersteller Lubs

(Fotos: Economy of Love)

Dieser Beitrag ist Teil des Themenschwerpunkts “Geld ist Liebe” – nachzulesen in der Ausgabe 2/2023 unseres Kundenmagazin “Bankspiegel” und hier auf dem Blog.

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Kategorien Bankspiegel BS

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Macht am liebsten irgendwas mit digitalen Medien, in der Regel die Homepage der GLS Bank. Lernt seit 2023 was Bank überhaupt ist und bewegen kann. Vielleicht erscheint irgendwann mal ein Beitrag über die besten Rad-Fernwege mit den besten Eisdielen Europas und ob dort mit Bargeld, Handy oder Holzkarte bezahlt wurde.

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