Kinderhände sind zu sehen, die ein Ei halten - wie in einer Schüssel oder einem Nest

25 Jahre für die Landwirtschaft der Zukunft

Die GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft setzt seit einem Vierteljahrhundert starke Impulse für eine ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft. Wie genau? Geschäftsführer Oliver Willing ist von Beginn an dabei und gibt im Interview einen Überblick

Auf dem Bild ist Oliver Willing, Geschäftsführer der GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft, mit grauem kurzen Haar und dunkler Brille in einer Gesprächssituation zu sehen.
Oliver Willing, Geschäftsführer der Stiftung Landwirtschaft

Wie wurde die Zukunftsstiftung Landwirtschaft gegründet?

Alles beginnt mit dem Saatgut – so war es auch bei der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. 1996 wurde in der GLS Treuhand der Saatgutfonds von Albert Fink, einer der Gründer der GLS Bank, und Landwirt Dirk Lücke ins Leben gerufen, nachdem ihnen die finanziell schwierige Situation der bio-dynamischen Züchter*innen bewusst geworden war. Zugleich deuteten sich schon damals die mit der Gentechnik verbundenen Probleme an.

Welches Ziel verfolgt der Saatgutfonds?

Der Saatgutfonds unterstützt ökologische Züchtungsinitiativen, die neue Sorten für den Ökolandbau entwickeln – gentechnikfrei, fruchtbar und vermehrbar. Aber auch Widerstandsfähigkeit, Pflanzengesundheit und Geschmack sind wichtige Ziele. So konnten bis heute über 150 neue Gemüse- und Getreidesorten entwickelt werden. Im Jahr 2000 wurde dann die Zukunftsstiftung Landwirtschaft gegründet, um das schon immer starke Engagement der GLS Treuhand für den Ökolandbau zu bündeln und noch stärker gesellschaftlich sichtbar zu machen.

Welche Projekte haben für die Stiftung außerdem zentrale Bedeutung?

Wie schmeckt frisch gemolkene Milch? Wie sät man Möhren? Wie backt man Brot? Kinder und Jugendliche sind neugierig, doch wo können sie heute noch landwirtschaftliche Erfahrungen machen? Solche Erlebnisse sind aus unserer Sicht elementar für das Menschsein! Daher fördern wir über unseren „Bildungsfonds Landwirtschaft“ bauernhofpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche und unterstützen Ausbildungsangebote im Ökolandbau für junge Menschen. Mit der „Freien Projektförderung“ bringen wir zudem engagierte Akteure aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen und machen Vernetzung, Forschung und Aktionen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft möglich. Ergänzend zum Saatgutfonds unterstützt der Tierzuchtfonds seit 2004 die ökologische Tierzucht, die die Gesundheit und Langlebigkeit landwirtschaftlicher Tiere in den Mittelpunkt stellt. Und nicht einseitige Hochleistungen, die das Tier zum Objekt einer industriell geprägten Massenproduktion machen.

Der Tierzuchtfonds unterstützt eine Landwirtschaft, die die Gesundheit der Tiere in den Mittelpunkt stellt und nicht einseitige Hochleistungen.

Oliver Willing

Wie setzt sich die Stiftung für Gentechnikfreiheit und Ernährungssouveränität ein?

Unter dem Dach der Zukunftsstiftung Landwirtschaft setzt sich seit 2002 unser Berliner Kampagnenbüro Save our Seeds für Gentechnikfreiheit und Ernährungssouveränität ein. Bekannte Aktionen wie Bantam-Mais, die Mitarbeit am Weltagrarbericht und die Weltacker-Idee verdanken wir dem Berliner Team um Benedikt Haerlin. Über die Jahre hat sich gezeigt: Breite Bündnisse und starke Netzwerke können einen Unterschied machen! Aktuell liegt der Schwerpunkt der Kampagnenarbeit auf der Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit aller gentechnisch veränderten Pflanzen, nachdem das aktuelle Gentechnikrecht auf EU-Ebene aufgeweicht werden soll.

Wie kann die Stiftung all das realisieren?

Ihre Initiativen und Förderschwerpunkte kann die Zukunftsstiftung nur dank der vielen großen und kleinen Spenden zahlreicher Privatpersonen, Bio-Unternehmen und anderen Stiftungen ermöglichen. Rund 4,5 Millionen Euro Spenden kommen inzwischen jährlich zusammen. Viele von ihnen unterstützen die Arbeit unserer Stiftung schon viele Jahre, teils seit Jahrzehnten. Für etliche Spender*innen steht dabei die Frage im Mittelpunkt: Wie können wir die Landwirtschaft zum Wohl von Menschen, Tieren und der Natur gestalten? Das Vertrauen der Menschen macht es möglich, dass wir durch vielfältiges Wirken ein Bindeglied werden können zwischen finanziellen Möglichkeiten und innovativen Ideen und Fähigkeiten. So kann Geld in Zukunftsimpulse verwandelt werden – im Sinne des landwirtschaftlichen Gemeinwohls für Mensch und Erde.

Über die GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Die GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft engagiert sich unter dem Dach der GLS Treuhand für ein ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft. Weitere Themen sind Tierschutz und Umweltbildung. An der Gründung der Stiftung im Jahr 2000 war unter anderem die GLS Bank beteiligt.

Die Stiftung hat in den vergangenen 25 Jahren viel erreicht – was bringt die Zukunft?

Das bisher Erreichte kann nur ein Anfang sein, vieles gilt es noch zu entwickeln und anzupacken. Denn die Landwirtschaft ist Schlüsselfaktor für viele der heutigen Herausforderungen, wie etwa Verlust der Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit, Klimakrise, Wasserverschmutzung und Ernährungssouveränität. Je nachdem, wie wir die Landwirtschaft gestalten und welchen Zukunftsbildern wir folgen, können wir gerade durch die Landwirtschaft in vielfältiger Weise heilsam wirken. Wie sagte einst der chinesische Philosoph Konfuzius: „Es ist besser, ein Licht zu entzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.“ Mögen wir also gemeinsam noch viele Lichter entzünden!

Vielen Dank für das Gespräch.

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