Die GLS Treuhand verbündet sich seit Jahren mit Stiftungen aus dem Ruhrgebiet. Ihre Erfahrung zeigt: Trotz großer Unterschiede lässt sich gemeinsam Wirkung entfalten.
Eine Stiftung allein ist schon eine gute Sache, denn sie fördert Initiativen für Anliegen des Gemeinwohls. Rund 90 Prozent aller Stiftungen in Deutschland arbeiten gemeinnützig. Häufig springen sie da ein, wo politische Hilfe fehlt. Mit Geld, Wissen und Beziehungsarbeit ermöglichen sie etwa Museen, Jugendarbeit oder Umweltschutz. Was aber wäre, wenn eine Stiftung nicht nur ihr Ding macht, sondern sich darüber hinaus mit anderen verbündet? Die Antwort lässt sich zum Beispiel im Ruhrgebiet finden: Dort knüpfen aktuell 92 Stiftungen das Stiftungsnetzwerk Ruhr, darunter die GLS Treuhand.
Den Gründungsimpuls gab der Essener Stiftungstag 2015. „Der Austausch hat viele von uns begeistert“, erinnert sich Nikolai Fuchs, Vorstand der GLS Treuhand und Teil des Lenkungskreises des Netzwerks. Trotz großer Unterschiede wurden Gemeinsamkeiten offenbar, Ideen für Zusammenarbeit entstanden. „Manche Vorhaben sind für eine Stiftung allein zu groß. Gemeinsam werden sie plötzlich möglich.“ Einige der Anwesenden taten sich zusammen. Ein Jahr später wurde das Stiftungsnetzwerk Ruhr gegründet. Was einfach klingt, war es „nicht unbedingt“, so Fuchs. Er war mit der GLS Treuhand Teil der Gruppe, die den Anfang machte. Die Stiftungen lagen in Zweck und Haltung auf den ersten Blick teils weit auseinander. Dadurch ergaben sich Schwierigkeiten, sich auf einzelne Projekte zu einigen. „Wir wollten zusammenarbeiten, aber nicht jede Idee kompliziert in den Stiftungsgremien zu Hause abstimmen.“ Deshalb entschieden sich die Stiftungen zu Beginn für einen Fokus auf Quartiersentwicklung in der Region.

Das Umfeld
Das Ruhrgebiet ist einer der größten Ballungsräume Europas – gewachsen durch Stahl und Kohle, gezeichnet vom Strukturwandel. Daraus ergeben sich Herausforderungen für die mehr als fünf Millionen Menschen, die hier leben. Die Zivilgesellschaft setzt sich in vielfältigen sozialen und ökologischen Initiativen für ihre Region ein.
Die Mitglieder
Die Mitglieder im Stiftungsnetzwerk spiegeln die Vielfalt der Region wider. Mitmachen darf jede Stiftung im Ruhrgebiet, wenn sie gemeinnützig ist.
Die Wirkung
Seit 2020 hat der Förderpott.Ruhr 142 Projekte in 80 Stadtteilen im Ruhrgebiet unterstützt. Insgesamt konnten 511.500 Euro in Beträgen von bis zu 5.000 Euro ausgezahlt werden. Dadurch lassen sich viele kleine Impulse setzen statt wenige große. „Wir setzen auf Verantwortung, es gibt keine detaillierten Vorgaben“, sagt Sophie Löhlein, Leitung der GLS Zukunftsstiftung Bildung, die einige Jahre in der Jury des Förderpotts saß. „Es ist beeindruckend zu sehen, dass so viele Menschen Lust haben, für ihr Viertel aktiv zu werden.“ Die Bandbreite ist groß: In Oberhausen etwa wurde ein stillgelegter Spielplatz wiederbelebt. In Duisburg konnte ein Integrationsprogramm für Frauen aus dem arabischen Sprachraum umgesetzt werden. In Recklinghausen wurden Nistkästen für den Artenschutz finanziert.

Der Dialog
Zweimal im Jahr trifft sich das Stiftungsnetzwerk Ruhr jeweils in einer anderen Region des Ruhrgebiets. Dabei lernen die Mitglieder sich gegenseitig sowie die gastgebende Stiftung und ihr Umfeld besser kennen. Schritt für Schritt entsteht Kontakt zum ganzen Ruhrgebiet, den Menschen und ihren Lebensmodellen. Verständnis wächst, Vorurteile verschwinden.
Im Wir und Jetzt

Auch in Zeiten wachsender Herausforderungen können wir Einiges bewirken – wenn wir uns verbinden. Unser aktueller Schwerpunkt zeigt mit inspirierenden Beispielen und Ideen, wie wir gemeinsam heute für morgen aktiv werden können. Unsere Chance liegt im Wir und Jetzt.
Der Förderpott
Ein Herzstück der Zusammenarbeit ist der Förderpott. Ruhr, der quartierbildende Projekte finanziert. Über die Vergabe entscheidet eine Jury aus sieben Mitgliedern. Den Topf befüllen Stiftungen und Unternehmen gemeinsam und freiwillig. Bis zu 100.000 Euro kamen so pro Jahr zusammen. „Die Mitglieder, die den Förderpott befüllen, stellen das Gemeinsame über das Eigeninteresse. Das ist auch symbolisch gesehen ein toller Akt“, sagt Sophie Löhlein von der GLS Zukunftsstiftung Bildung.
Mehr erfahren: foerderpott.ruhr
Die GLS Treuhand
Die GLS Treuhand ist die Keimzelle der GLS Gemeinschaft und versammelt heute 16 Treuhandstiftungen unter ihrem Dach. Offenheit und Kooperation gehören daher zu ihren Kernkompetenzen. Im Stiftungsnetzwerk Ruhr verbündet sie sich mit Partner*innen, die ganz anders sind als sie selbst. GLS Treuhand Vorstand Nikolai Fuchs: „Unsere demokratischen Werte geraten derzeit in Gefahr. Ein gutes Miteinander kann hier etwas entgegensetzen. Uns Stiftungen sehe ich in einer Vorbildrolle, Beziehungen positiv zu gestalten.“
Mehr erfahren: gls-treuhand.de

Illustrationen: Pia Bublies
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