Keine Frage: Wir brauchen eine neue Art von Mobilität, am besten eine Mobilitätswende. Bessere Autos genügen nicht. Unsere Verkehrsmittel müssen stärker und intelligenter miteinander vernetzt werden. Die GLS Bank treibt dafür alternative Mobilitätskonzepte voran.
von Lothar Schmitz
Heute Morgen wählte Dirk Kannacher Variante zwei, um zur Arbeit zu gelangen: Das Vorstandsmitglied der GLS Bank fuhr mit dem Klapprad zur Haltestelle Witten-Annen Nord, nahm die S-Bahn nach Witten Hbf und dort die Regionalbahn nach Bochum Hbf, weiter zur Bank wiederum per Klapprad. Dauer von Tür zu Tür: 40 Minuten. Diese Variante nutzt er gerne und regelmäßig.
Attraktiver nach herkömmlichen Kriterien wäre Variante eins: Mit dem Pkw sind es — ohne Staus — nur 22 Minuten ins Büro. Dabei greift er auf eines der zehn GLS Carsharing-E-Autos zurück. Privat besitzt Familie Kannacher einen elf Jahre alten Benziner, den sich alle Familienmitglieder teilen. Auch Variante drei kommt vor: Manchmal nimmt Kannacher morgens Bahn und Rad und abends ein Auto oder umgekehrt.
Herkömmliche Kriterien sind aber nicht seine Sache. Am liebsten mag er Variante vier: Im Sommer steigt er öfters auf sein Trekkingrad und fährt die gesamte Strecke von Witten nach Bochum mit Muskelkraft. Dafür benötigt er 45 bis 50 Minuten, also am längsten. „Das macht aber am meisten Spaß“, erzählt er, „das macht den Kopf frei und lässt mich ganz neu über die Dinge nachdenken.“
Zum Beispiel darüber: Wie kann sich die Gesellschaft in Zukunft fortbewegen und dabei zugleich den Raum zurückerobern, der immer voller und durch Abgase immer schmutziger wird? „Unsere bisherige Mobilität gelangt definitiv an ihr Ende“, konstatiert Kannacher. „Wenn wir weiter beweglich bleiben wollen, dann müssen wir den Blickwinkel ändern, die Möglichkeiten neu gewichten, mehr Wertschätzung für alternative Wege aufbringen.“
E-Autos, BahnCard, Jobrad
Der wichtigste Grundgedanke dabei: Es gibt nicht die eine richtige Art von Mobilität, das Geheimnis liegt vielmehr in einer möglichst intelligenten Verknüpfung verschiedener Fortbewegungsmöglichkeiten. Variieren und kombinieren also. „Und dabei neu denken“, regt Kannacher an, „denn die Mobilitätswende beginnt im Kopf!“
Die GLS Bank und viele ihrer Kunden und Geschäftspartner sind dazu bereit. Das beginnt mit den eigenen Beschäftigten. Statt persönlicher Dienstwagen setzt die GLS Bank auf den erwähnten Pool aus zehn E-Fahrzeugen — auch die Vorstände fahren damit. Fahrradleasing durch Gehaltsumwandlung ist ebenfalls im Angebot. Mehr als 200 Beschäftigte nutzen für Dienstreisen eine BahnCard. Geflogen wird nur in Ausnahmefällen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gehalten, die Deutsche Bahn, den ÖPNV oder notfalls einen Mietwagen zu nutzen.
Ausgangspunkt des neuen Mobilitätsdenkens in der GLS Bank war die E-Mobilität. „Uns war aber rasch klar, dass sie nicht die Lösung ist, sondern allenfalls ein Baustein eines viel umfassenderen, integrierten Mobilitätskonzepts“, sagt Kannacher. Auf einer Veranstaltung des Genossenschaftsverbandes rührte Kannacher die Werbetrommel für seine Ideen und lud verschiedene Partner mit unterschiedlichen Kompetenzen auf dem Gebiet der Mobilitätswende ein, um diese in einer gemeinsamen Kooperation zu bündeln. Das war der Auftakt für fünf Runde Tische mit Werkstattatmosphäre, bei denen verschiedene Konzepte Gestalt annahmen.
Ein Beispiel: Aus der inzwischen siebenjährigen Erfahrung mit der E-Fahrzeugflotte weiß man bei der GLS Bank, dass E-Mobilität immer noch ziemlich kompliziert ist — nämlich dann, wenn es ans Stromtanken und -bezahlen geht. Deshalb entwickelte die GLS Bank gemeinsam mit Partnern Giro-e. Das System ermöglicht, an Ladesäulen direkt mit den Girokarten aller Banken zu bezahlen, wenn diese über die Kontaktlosfunktion verfügen. Knapp 30 Firmenkunden zählt die GLS Bank inzwischen, die in Deutschland Ladesäulen betreiben und das Zahlen mit Giro-e zulassen, darunter zum Beispiel Alnatura und Parkstrom. Auch Leihräder können mittlerweile mit Giro-e geöffnet werden.
Mitarbeitermobilität neu denken
Zweites Beispiel: driversity. Der Anstoß dazu kam neben der GLS Bank von der Deutschen Bahn, die das Projekt mittlerweile steuert. Jetzt machen schon rund 100 Unternehmen mit, um Fahrten von Beschäftigten einzusparen — zum Beispiel durch Home Office oder Videokonferenzen oder indem Verkehrsmittel intelligenter kombiniert werden.
„Arbeitgeber und Arbeitnehmer können einen erheblichen Beitrag zu einer sich ändernden Mobilität leisten“, erklärt Christof Hülsdünker, der das Projekt bei der GLS Bank betreut. „Und driversity schafft die kollaborative Plattform, um voneinander zu lernen und gemeinsam entwickelte Ideen im Sinne optimierter Mobilität für die Beschäftigten umzusetzen.“
Noch im Werden ist eine weitere Plattform: MoRGen. Das steht für Mobilität Regional Genossenschaftlich, eine Initiative der GLS Bank, die in die Gründung einer eigenen Genossenschaft münden soll. „Es geht darum, dezentral, quasi aus Bürgerhand, die dringend notwendige Mobilitätswende herbeizuführen“, erläutert Mirko Schulte. Auf dessen Visitenkarte steht: „Abteilungsleiter Zahlungsverkehr und Neue Mobilität“. Vielleicht kommt es gerade auf solche Verbindungen an — sich zu vernetzen, gegenseitig zu unterstützen und die Kräfte zu bündeln. So könnte nach und nach ein umfassendes Sharing-System entstehen, das alle Arten von Mobilität miteinander verknüpft.
Denn eines ist klar: „Einzelmaßnahmen helfen nicht mehr“, ist GLS Vorstand Kannacher überzeugt. „Die Mobilitätswende kommt vernetzt oder gar nicht!“
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[green_box]Ein Artikel aus dem GLS Kundenmagazin Bankspiegel. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie im Blog. Alle Ausgaben des GLS Bankspiegel als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/bankspiegel/. [/green_box]
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