Da es womöglich Menschen gibt, die es nicht schaffen, sich durch alle Links hier zu lesen, ich hörte gerüchtehalber davon, fangen wir mit einem besonderen Prachtexemplar von Link an, damit es auch alle mitbekommen. Gepflegtes Nachdenken über Bio und Konsum und Kooperation und Landwirtschaft und Einkaufsmotivation und überhaupt – ein Gespräch mit der Professorin Gabriele Sorgo. Mit dem schönen Titel “Warum bio oft egoistisch ist”. Ein langer und lohnender Text. Der enthält auch z.B. das wunderschöne Wort “entbetten”, das könnte man doch einmal im Smalltalk über anstehende Konsumfragen oder Produkte auf dem Weltmarkt geschickt unterbringen. Oder natürlich beim morgendlichen Wecken der Kinder.
Und damit man sich nach dem reichlichen Text-Input gleich wieder entspannen kann, hier ein paar schicke Erntebilder aus der ganzen Welt. Passt schon.
Archaisch, nicht wahr? Trotz aller Modernisierung gibt es immer noch diese Bilder, die sich von den Szenen vor tausend Jahren nicht groß unterscheiden. Eine Hand greift wühlend in die Erde oder reckt sich zu einem Baum, damit man etwas auf dem Tisch hat. Fast immer übrigens ist bei der Ernte die nächste Hand nicht weit, Landwirtschaft ist meist eine Frage der Gemeinschaft. Der Mensch als soziales Tierchen, auch das sieht man auf den Bildern.
Das ist, wenn ich mal kurz zwischenbilanzieren darf, auch eine der Erkenntnisse aus diesem Wirtschaftsteil. Wenn Sie den schon länger lesen, werden Sie bemerkt haben, wie oft wir hier bei sehr, sehr komplizierten Fragen landen, bei unklaren Zuständen, bei “ich weiß es doch auch nicht”, oder bei “es könnte aber auch ganz anders sein” oder sogar bei “soll doch jeder irgendwas machen, mir doch egal, man versteht es eh nicht”. Kaum eine Konsumfrage ist leicht zu beantworten,auch keine der Ernährung, der Umwelt, der Sozialpolitik, des Weltmarktes und so weiter. Nichts als Rätsel um uns herum, kryptische Gesamtgefüge unüberschaubarer Größe. Wir möchten gerne, dass bestimmte Antworten leicht sind, dass alles einfach mit “bio”, “öko”, “regio”, “natürlich”, ”nachhaltig”, “chemiefrei” etc. zu lösen ist, aber so ist es oft gar nicht. Es gibt Tricks und doppelte Böden, Fallen und Rückschläge und die erste Idee ist oft gar nicht beste oder die einfachste Lösung. Die Begriffe überlagern sich, lösen sich ab, gehorchen Moden. Regio ist jetzt das neue Bio und Käse ist der neue Kuchen, wer soll da schon durchblicken.
Was aber anscheinend immer gut ist, das ist die Zusammenarbeit von Menschen. Wenn Menschen sich zusammentun, um etwas zu lösen, zu “sharen”, also zu teilen, zu erarbeiten, sich zu helfen, dann ist das meist der richtige Weg. Wenn sich eine Gemeinschaft findet, die etwas zusammen angeht, scheint in der Regel nichts dagegen zu sprechen, sondern nur vieles dafür, schon gar dann, wenn es nicht um Profit geht, sondern um andere Werte. Etwa um gesunde Ernährung oder die Umwelt. Wir scheinen tatsächlich besser zu werden, wenn wir gemeinsam übergeordneten Zielen folgen. Einfach, nicht wahr? Aber das nur nebenbei.
Das sollte man jedenfalls im Kopf behalten, das Soziale, wenn man z.B. über das bedingungslose Grundeinkommen nachdenkt. Das müsste da mit anklingen, wie auch in diesem Artikel hier. Da geht es um große Themen, um eine letztlich revolutionäre Sicht auf die Wirtschaft, das ist ein großes Fass, das da aufgemacht wird. Davon liest man endlich auch in den klassischen Medien.
Na, und wenn wir das mit der Arbeit und dem Einkommen erst sozialer sehen, dann können wir ja auch noch schnell den Weltmarkt sozialer regeln, und schon ist die Welt eine bessere. Dann noch die Ausbeutung vor der Haustür abschaffen, die miesen Arbeitsbedingungen ändern, was hält uns eigentlich auf?
Irgendwas ist ja immer. Da möchte man vielleicht spontan mit dem Auto zur nächsten Demo für eine bessere Welt, aber vorher fällt einem noch ein, dass Autofahren schlecht für die Eierstöcke ist und man die Frauen daher besser zuhause lässt. Und schon ist die Demo nur noch halb so groß. Schlimm!
Ob das wohl gerade die absurdeste Nachricht der Woche war? Geht es noch bekloppter? Wer weiß, vielleicht ist es ja noch irrer, ein Atomkraftwerk in erdbebengefährdetes Gebiet zu bauen? Oder es ist alles das gleiche Maß des Irrsinns. Kann sein.
Dann sind wir jetzt vielleicht bereit für die Frage “Darf es noch ein Fahrrad zum Kaffee sein?” Die klingt allerdings nur irre, die ist eigentlich ganz sinnig. Das haben wir also auch noch am Hals, dass wir bei dem ganzen Irrsinn um uns herum immer fragen müssen, ob nicht doch etwas Sinnvolles dabei ist.
Der Designlink der Woche widmet sich einer Blase, im weitesten Sinne sogar der Immobilienblase. Aber irgendwie dann doch anders, als man vermuten könnte. Das gibt es tatsächlich, was Sie da nach dem Link gleich sehen, das ist keine Design-Studie. Vielleicht sollte man sich einmal in so eine Hotel-Bubble zurückziehen und über seine Filter-Bubble nachdenken?
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