Im Bundestagswahlkampf machte die Klimakrise eine Pause. Sie hörte auf zu existieren im politischen und medialen Diskurs. Dabei hatte im Jahr 2024 die globale Durchschnittstemperatur bei fast 1,6 Grad gelegen – also über der Grenze, auf deren Einhaltung sich die Menschheit geeinigt hat.
- 3 Wochen vor der Wahl ging es bei ARD und ZDF nur in 1,7 % der Sendeminuten ums Klima
- KLIMA° vor acht kämpft für tägliche Klima-News zur besten Sendezeit
Eine Position von Friederike Mayer, KLIMA° vor acht

Fragen zum Klimaschutz: komplett ausgespart
Während des Wahlkampfes war es in den Talkshows die Regel, dass Journalist*innen Fragen zum Klimaschutz komplett aussparten. Die Tatsache, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre Anfang des Jahres den höchsten Stand seit 800.000 Jahren erreichte, blieb eine Meldung ohne Folgen. Politiker*innen konnten allzu oft falsche oder irreführende Behauptungen zu Energieversorgung oder Klimaschutz aufstellen, ohne dass Journalist*innen dies eingeordnet oder gar widersprochen hätten. Das kann man dem Agendasetting der politischen Parteien anlasten – es ist aber auch und vor allem ein Versagen des Journalismus.
Datenauswertungen des Fernsehprogramms vom Verein KLIMA° vor acht zeigen: In den drei Wochen vor dem Wahltag ging es bei ARD und ZDF nur in 1,7 Prozent der gesamten Sendeminuten ums Klima. Verglichen mit dem Wahlkampf im Jahr 2021 ist das nicht nur ein Rückgang um die Hälfte. Der Wert liegt zudem noch unter den üblichen rund 2 Prozent der Klima-Sendeminuten im deutschen Fernsehen.
Das Klima muss in die Primetime. Seit bald fünf Jahren versucht der Verein KLIMA° vor acht die ARD von einem täglichen TV-Format zu Klimathemen zu überzeugen. Ein konstruktives Format, das sowohl Hintergrundinfos liefern als auch tagesaktuelle Ereignisse aufgreifen und einordnen kann. Tägliche Klima-News zur besten Sendezeit wären keine mediale Revolution. Sie wären nur ein kleiner Baustein für eine zukünftig insgesamt verbesserte Berichterstattung, in der jedes Ressort die Klimakrise bei jedem Thema mitdenkt.
Erschreckendes Desinteresse bei Öffentlich-Rechtlichen
ARD und ZDF jedoch zeigen ein erschreckendes Desinteresse, wenn es ums Klima geht. Die Programmverantwortlichen weigern sich beharrlich, die Dimension der Klimakrise und ihre Verantwortung anzuerkennen. Dabei ist das Kern ihres Auftrags: „Einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben“, so steht es im Medienstaatsvertrag. Es gibt neben der Klimakrise wohl kaum ein anderes Thema, das sich auf tatsächlich jeden wesentlichen Lebensbereich auswirkt.
Die Klimakrise macht keine Pause. Die gebührenfinanzierten Sender haben die Verpflichtung, angemessen über ihre Ursachen, Folgen und Lösungen zu informieren und sich nicht vom politischen Agendasetting treiben zu lassen. Die Öffentlich-Rechtlichen könnten eine führende Rolle einnehmen bei der Moderation der Debatten darüber, wie wir unsere Gesellschaft zukunftsfähig gestalten. Sie müssten es nur wollen. Eine Sendung wie KLIMA° vor acht wäre dabei nur ein kleiner Anfang.
Aber es wäre ein Anfang.
Die Öffentlich-Rechtlichen könnten eine führende Rolle einnehmen bei der Moderation der Debatten darüber, wie wir unsere Gesellschaft zukunftsfähig gestalten.
Friederike Mayer
Zur Autorin
Friederike Mayer schreibt als freie Journalistin über Umwelt- und gesellschaftspolitische Themen. Sie ist Vorständin des Deutschen Fachjournalisten Verbundes und Mitgründerin von KLIMA° vor acht.
Seit 2024 läuft die neue Kampagne des Vereins: Unternehmen sponsern dabei einen ARD-Werbeplatz zur besten Sendezeit, wo statt der üblichen Werbung eine neue Folge KLIMA° vor acht läuft. Die GLS Bank ist einer von zwei Hauptsponsoren.
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