„Jeder ist sich selbst der nächste.“ „Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner.“ „Was der eine gewinnt, muss der andere bezahlen, und geschenkt bekommt man ohnehin nichts.“ Das Verrückte ist, dass solche Sätze tatsächlich stimmen, wenn wir daran glauben. Dabei leben wir im Überfluss. Das sieht man schon am Volumen unserer Einkaufswagen, das sich seit deren Einführung verfünfacht hat. Und global leiden viel mehr Menschen an Übergewicht als an Hunger. Aber unser Blickfeld und unser Herz werden immer enger, bis am Ende nur noch eine zwingende Lösung übrig bleibt: Manche sprechen dann vom Verteilungskampf, andere von der Nation oder vom survival of the fittest.
Für diesen Bankspiegel haben wir das einmal umgedreht: Wir sind durch die GLS Gemeinschaft in der Erwartung gegangen, dass wir überall Fülle vorfinden werden. Unsere These war: Es gibt mehr als genug für alle! Das Experiment hat funktioniert: In der Landwirtschaft zeigt der Rekordsommer, dass es immer mehr um Vielfalt und Kooperation gehen wird, und dass dies schon funktioniert. Wir besuchten Schulen, die großen Erfolg damit haben, dass sie das Potenzial der Kinder in den Vordergrund stellen, weniger ihre vermeintlichen Fehler. Die Energie wird zusehends an den Orten erzeugt, wo sie verbraucht wird und damit der Kontrolle der Konzerne entzogen. Statt Mangel fanden wir oft Verschwendung vor und haben drei Kunden porträtiert, die daraus Nützliches für alle machen. In Berlin sind wir auf Themen wie Kreislaufwirtschaft, Grundeinkommen, Welternährung, Minimalismus und Blockchainwährung gestoßen. Dabei zeigt sich, dass Fülle auch an ganz überraschenden Orten zu finden ist.
Aus der GLS Bank berichten wir über die große Menge an Anfragen und wie unsere Kollegen*innen trotzdem in jedem Kontakt das Besondere erlebbar machen wollen. Eine Kollegin und ein Kollege haben sich im September auf den Weg zu #wirsindmehr nach Chemnitz gemacht, bekamen unterwegs von Unterstützern das Auto vollgepackt und trafen dort so viele Kunden wie sonst kaum. Zwei Studierende waren in der Bank unterwegs mit der Frage, ob es eine „Ökonomie der Fülle“ gibt. Vorstandssprecher Thomas Jorberg zeigt am Beispiel Hambacher Wald auf, dass wir aufgerufen sind, uns über Organisationsgrenzen hinaus als Teil eines Ökosystems zu verstehen und in Aktion zu kommen.
Wilhelm Ernst Barkhoff, Gründer der GLS Bank, stellte einmal die Behauptung auf: „Wir können lieben, wen wir wollen!“ Wenn das stimmt, dann liegt es auch an unserer Haltung, welche Welt wir vorfinden. Lasst uns darum großzügig sein! Lasst uns darauf besinnen, dass niemand alleine (über-)leben kann, sondern jede*r auf die anderen angewiesen ist. Keine Angst: Es ist genug für alle da!
Falk Zientz, Chefredakteur
Inhalt des Bankspiegel 2018 /2, Heft 232:
Dürre: Wir bauchen mehr Vielfalt und Kooperationen (Seite 4/5)
Heimat: Über Holz und FSC Siegel (Seite 6/7)
Von wegen „ex und hopp“: Gegen Wegwerfen und Verschwendung aktiv werden (Seite 8/9)
Garten Eden: Ein Besuch im Heilpflanzgarten von Weleda (Seite 10/11)
Das Leben in die Schule holen – Fehler sind Wunderbar (Seite 12/13)
Susanne Auwärter-Brodbeck – Beim Geben sage ich Danke! (Seite 14/15)
Strom ohne Rechnung – wenn Energie uns allen gehört (Seite 16)
Das Grundeinkommen stellt die richtigen Fragen (Seite 18 – 21)
Über 2.000 Anrufe täglich – GLS Bank erlebbar machen (Seite 30/31)
Zwei GLS Kollegen*innen auf dem Weg zu #wirsindmehr (Seite 32/33)
Ökonomie der Fülle – Im Gespräch mit Thomas Jorberg (Seite 34-36)
Communitys – „In unserer Kundschaft haben wir alles, was wir brauchen.“ (Seite 37)
Kolumne von Philip Kovce: Volle Leere, leere Fülle. (Seite 38)
Lasst uns über Tiere sprechen – Teil 2 (Seite 39)
[green_box]Den ganzen Bankspiegel 2018/2 inklusive der transparenten Kreditliste, kann man auch hier als PDF downloden. (11MB)[/green_box]
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