Research – In fünf Schritten ins Universum: Wenn die GLS Bank ihre Anlage-Papiere checkt, sind die Hürden hoch — und die Toleranz ist niedrig. Auf seiner Reise durch die GLS Bank besucht Thomas Friemel, Tabea Lutzker und Rebecca Weber. Hier werden alle Anlagen auf Herz und Nieren, nach ethischen und nachhaltigen Gesichtspunkten geprüft.
Das Research arbeitet an der „Sauberkeit“
Kompetenz und Glaubwürdigkeit — zwei zentrale Begriffe, die einem bei der Reise durch die GLS Zentrale immer wieder begegnen. Auch beim Research, zu dem Tabea Lutzker und Rebecca Weber gehören. Sie arbeiten an der „Sauberkeit“ des sogenannten Nachhaltigkeitsuniversums, also der Wertpapiere, die die GLS Bank ihren Kundinnen und Kunden offeriert und von denen es momentan rund 120 gibt. Denn wie schlimm wäre das für die ganze GLS Community, wenn sie in Unternehmen investiert, die Kohle und Öl fördern, Panzer bauen oder irgendwo Chemiefässer vergraben?
„Um das zu vermeiden, recherchieren wir intensiv in einem mehrstufigen Verfahren“, sagt Rebecca Weber. „Der erste Schritt: Vorprüfung. Aus einem Ideenpool werden Emittenten aus denjenigen Bereichen ausgewählt, die grundsätzlich zur GLS Bank passen. Zudem checken wir im ersten Schritt, ob es irgendwelche Kontroversen zum Beispiel mit Umweltschützern oder Verbrauchern gibt“, so Frau Weber. Etwa die Hälfte aller Unternehmen bestehen diese Vorprüfung.
Wirken diese gesellschaftlich positiv?
In den Schritten zwei und drei werden die Geschäftsfelder, in dem das Unternehmen tätig ist, und seine Geschäftspraktiken analysiert. Hier stehen Fragen im Zentrum wie: Wirken die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens gesellschaftlich positiv? Womit wird der Umsatz genau erwirtschaftet? An wem ist es oder wer ist an ihm beteiligt? Das Team untersucht zum Beispiel, ob es ein Umweltmanagement gibt, ob die Lieferkette überprüft wird und wie das Unternehmen seine Mitarbeitenden behandelt. Kurz: ein möglichst umfassender 360-Grad-Nachhaltigkeits-Check.
„Das schaffen wir natürlich nicht allein“, sagt Tabea Lutzker. Für einen möglichst umfassenden Blick auf das jeweilige Unternehmen nutzt das Team externe Nachhaltigkeitsratings etwa von imug, oekom oder Vigeo Eiris — aber auch Informationen aus dem eigenen GLS Netzwerk. Alle diese Erkenntnisse fließen in zwei- bis dreiseitige Profile, die der sogenannte Anlageausschuss erhält. Denn erst hier, im vierten Schritt, wird der Daumen über die Unternehmen final gehoben — oder gesenkt.
Ein Viertel der Emittenten nimmt die letzte Hürde nicht
Eine der Daumen-Heber und -Senker ist Antje Schneeweiß. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin beim kirchennahen Südwind-Institut ist Expertin für sozialverantwortliche Geldanlagen und bereits seit zehn Jahren im Anlageausschuss, der in dem Prozess final entscheidet. Neben ihr sind sieben weitere Fachleute für Umwelttechnik, Ernährung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit an Bord. Getagt wird drei Mal im Jahr. „Jedes Mal bekommen wir durchschnittlich etwa 20 Emittenten vorgelegt“, sagt Frau Schneeweiß. „Bis zu einem Viertel nimmt diese letzte Hürde nicht.“
Die Fachleute knöpfen sich jedes Unternehmen einzeln vor. Dabei geht es weniger um die Branche, in der eine Firma engagiert ist, sondern vielmehr ums Thema. „Zum Beispiel nicht Autobau, sondern Mobilität“, sagt die Südwind-Mitarbeiterin. „Da haben wir lange diskutiert, nach welchen Kriterien wir die Unternehmen bewerten. Am Ende stand die Frage: Welches Unternehmen befriedigt das Bedürfnis nach Mobilität am besten im Sinne der Nachhaltigkeit?“ Ergebnis: vor allem Unternehmen wie die Deutsche Bahn.
Beim Palmöl wird es problematisch!
Daneben gibt es noch eine Handvoll weiterer Firmen von Rang und Namen. Henkel und Telekom gehören als einzige DAX-Unternehmen dazu. Wobei das Beispiel Henkel zeigt, wo die Besonderheit der GLS Bank liegt. „Das Unternehmen hat zwar ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement“, so Antje Schneeweiß, „aber beim Palmöl wird es dann problematisch.“ Bei solchen Themen arbeitet die GLS Bank intensiv mit NGOs zusammen und nimmt diese sogar auch mal mit zu Gesprächen in die Unternehmen. Schneeweiß: „Dass NGOs in einen solchen Investitionsprozess einbezogen werden, das ist einmalig.“
Und was passiert, wenn eines der aufgenommenen Unternehmen im Laufe der Zeit plötzlich gegen die Nachhaltigkeitsgrundsätze der Bank verstößt? „Dann schmeißen wir es raus“, sagt Rebecca Weber trocken. Denn für jedes der 90 Unternehmen im GLS Aktienfonds gibt es ein monatliches Monitoring. Finden sich kritische Berichte über eine Firma, werden sie im Anlageausschuss vorgelegt und diskutiert. Beschließt der Ausschuss den Rauswurf, verkauft die GLS Bank die Wertpapiere.
Weitere Informationen gibt es auch hier: www.gls.de/research.
Den vierten Teil der Reise durch die GLS Bank, lesen Sie hier im Blog.
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