Es ist 2023 und ganz sicher liegt erneut ein Jahr voller Herausforderungen vor uns. Doch heute blicken wir positiv nach vorne: auf die Situation an den Finanzmärkten mit Angelika Stahl. Sie ist Abteilungsleiterin Anlageberatung und Vermögensmanagement bei der GLS Bank und sieht, trotz weiterhin bestehender kurzfristiger Schwankungen, eine Erholung an den Märkten. Hier kommt ihre Prognose für das Jahr 2023.
Gespräch mit Angelika Stahl von der GLS Bank Anlageberatung
Krieg in der Ukraine, hohe Inflationsraten, Leitzinserhöhungen in Europa und den USA, Klimakrisen und Wohlstandsverlust: Frau Stahl, ist das Ende des Aktienzeitalters ständig steigender Kurse gekommen oder blicken Sie noch guter Dinge in die Zukunft der Finanzmärkte?
Angelika Stahl: Die Finanzmärkte reagieren in Zeiten großer Unsicherheiten mit erhöhten Schwankungen. Das wird Volatilität genannt. Damit müssen wir weiterhin rechnen. Wir leben in einer Zeit vieler gleichzeitiger Krisen. Aus meiner Sicht ist das allerdings kein Grund, sich von den Finanzmärkten zu verabschieden. Die Finanzmärkte sorgen für einen Zugang zu Kapital, der weiterhin enorm wichtig ist vor dem Hintergrund der zu lösenden Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, Biodiversitätskrise, Armut und Hunger sowie die damit verbundenen Migrationsbewegungen … Daneben spielen Banken wie die GLS Bank mit ihren Vergaben von Krediten, dem Wertpapierhandel und dem Angebot von Direktinvestments in Form von Anleihen eine große Rolle.
Darin, die Transformation aktiv mitzugestalten, liegt doch eine enorme Chance – auch auf Kursgewinne. Denn Aktien sind Anteile an Unternehmen und damit Sachwerte, deren Wert sich auf lange Sicht am Erfolg des Unternehmens orientiert. Schauen wir uns beispielsweise GLS onlineInvest an: Hier investieren wir in Investmentfonds, die allesamt den strengen sozial-ökologischen Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen der GLS Bank entsprechen. Es sind also Unternehmen, die aus unserer Sicht ihren Beitrag zur Transformation leisten. Das ist die Basis für den künftigen Wohlstand in unserer Gesellschaft. Und das sei mir an dieser Stelle noch erlaubt – eine Auseinandersetzung damit, was Wohlstand für uns ist, kommt in diesem Zusammenhang sicher auf uns zu.
Wir haben fast ein Jahr lang nur fallende Kurse gesehen. Die letzten drei Monate verliefen wieder positiv. Bleibt es dabei oder könnte es zeitnah erneut abwärts gehen? Wie sieht Ihre Prognose für 2023 aus?
Angelika Stahl: Prognosen sind immer schwierig. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen wird uns das einmal mehr bewusst. Das haben wir Anfang 2022 gesehen, als wir sehr optimistisch gestartet sind. Doch mit einem Mal hatten wir Krieg in Europa, Inflation und eine Energiekrise mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Wirtschaft, auf unsere Stimmung und auf die Kurse.
Wir in der GLS Gruppe waren und sind langfristiger Investor und nutzen die Märkte nicht, um kurzfristig Gewinne mitzunehmen.
Mit regelmäßigen Sparraten machen sich Anleger*innen unabhängiger von den Schwankungen beziehungsweise nutzen diese sogar aus und profitieren davon. Das bezeichnet man als Cost-Average-Effekt. Aus meiner Sicht ist dies auch weiterhin das richtige Vorgehen. Generell sollte jede*r Anleger*in einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont mitbringen und auch demenentsprechend die Aktienquote wählen. Es lohnt sich zum Beispiel, im Anlage-Assistenten von GLS onlineInvest gut zu überlegen, welche Risiken man bereit ist, für etwas mehr Rendite, auf lange Sicht einzugehen.
Ist GLS onlineInvest den großen Herausforderungen wie Umstellung der Wirtschaft auf erneuerbare Energien, demographischer Wandel und sich verschärfende soziale Ungleichheiten, die vor uns liegen, gewachsen?
Angelika Stahl: Die Investition in nachhaltigen Anlagen und damit in eine zukunftsweisende Wirtschaft ist essenziell für die Transformation. Die EU hat das bereits vor Jahren erkannt und unterschiedliche Gesetze und Verordnungen auf den Weg gebracht, damit privates Kapital in die Transformation fließt. Langfristig betrachtet werden nachhaltige Investitionen also vermutlich noch attraktiver, auch dank der Regulatorik.
GLS onlineInvest ist insofern eine attraktive Geldanlage, da dort breit gestreut über vor allem Aktien- und Mischfonds in nachhaltige Unternehmen und Anleihen investiert wird. Allerdings unterliegen die Anlagen weiterhin den Entwicklungen an den Aktien- und Zinsmärkten. Schwankungen sind also weiterhin zu erwarten. Das Risiko können unsere Anleger*innen allerdings durch die Struktur ihrer Anlage selbst steuern. Je niedriger der Anteil an Aktien, desto geringer ist das Risiko, was allerdings auch die Ertragschancen reduziert.
Was lässt Sie abseits der Finanzmärkte positiv in die Zukunft blicken?
Angelika Stahl: Als GLS Bank haben wir uns vorgenommen, Geld dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird. Das waren, sind und werden soziale und ökologische Innovationen sein, die uns als Gesellschaft resilienter machen. Ich schaue optimistisch in die Zukunft, weil ich beispielsweise während der Pandemie, aber auch in diesem Jahr erleben durfte, wozu unsere Gesellschaft in der Lage ist, wenn es darauf ankommt. Ein großartiges Beispiel dafür ist #unterkunftukraine – eine Plattform, die innerhalb kürzester Zeit über 54.000 Ukrainer*innen ein Unterkunftsangebot machen konnte, weil Menschen sofort bereit waren, Raum zur Verfügung zu stellen. Ähnliches sehen wir aktuell mit den zahlreichen Wärmenetzwerken für diesen Winter in vielen deutschen Kommunen.
Die Initiativkraft ist groß, auch bei den Unternehmer*innen von heute und von morgen. Diese sind darauf angewiesen sind, dass Geld zur Verfügung gestellt wird.
Wenn ihr euch über nachhaltige Geldanlagen informieren wollt, schaut doch mal auf diese Seite der GLS Bank: Anlegen und Sparen auf einen Blick.
Ihr habt Lust auf weitere spannende Interviews auf unserem Blog? Dann können wir euch ein Gespräch mit der Sustainable Finance Beirat-Vorsitzenden Silke Stremlau ans Herz legen oder das kürzlich erschienene Interview mit Hendrik Reimers von der Schokoladenmarke fairafric.
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