Blick ins Meer: Fische und ein Korallenriff.

3 Fragen zur UN-Konferenz zum Artenschutz

In der kolumbianischen Stadt Cali ist die 16. UN-Biodiversitätskonferenz – oder auch Artenschutzkonferenz – in der Nacht zu Ende gegangen. Vertreter*innen von 200 Staaten nahmen daran teil. In unserer Rubrik „3 Fragen an“ erklärt Timo Hülsdünker, warum wir uns als Bank für die Konferenz und ihre Ergebnisse interessieren.

Auf dem letzten Treffen vor zwei Jahren in Montreal, Kanada, verabschiedete die Konferenz neue Ziele für den globalen Artenschutz. Bis 2030 sollen demnach 30 Prozent der Land- und Wasserflächen der Erde unter Schutz stehen. Zudem sollen die Risiken durch Pestizide reduziert und Subventionen für intensive Landwirtschaft und die Gewinnung von Brennstoffen drastisch reduziert werden. In Cali ging es nun auch darum, was sich seit dem Beschluss im Jahr 2022 getan hat.

Schon im Vorfeld der 16. UN-Konferenz zur Artenvielfalt war klar: Das Erstellen nationaler Pläne zum Schutz der Biodiversität haben nur 25 Staaten geschafft, die anderen 170 Mitglieder haben die Frist nicht eingehalten. Deutschland übrigens auch nicht. Und das Gastgeberland der Konferenz, Kolumbien, ebenfalls nicht. Wobei Kolumbien in den kommenden Jahren 40 Mrd. Euro in den Naturschutz investieren will, wie Prof. Dr. Josef Settele, Biodiversitätsforscher am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk erklärt. Das sei viel Geld für den Staat, meint Settele, und eine engagierte Ministerin stehe dahinter. Was den Wissenschaftler zu einer grundlegenden Forderung bringt: Nationale Staaten müssten es schaffen, die Finanzierung des Naturschutzes auf die Schiene zu bringen.

Nationale Staaten müssen es schaffen, die Finanzierung des Naturschutzes auf die Schiene zu bringen.

Dr. Josef Settele

Deutsche Dipolomatin bleibt zuversichtlich

Die deutsche Diplomatin und neue Chefin der UN-Biodiversitätskonvention Astrid Schomaker bleibt zuversichtlich. Klimareporter° Christian Mihatsch zitiert sie mit dieser Aussage: „Die Menschen haben erkannt, dass wir eine andere Beziehung zur Natur haben müssen. Sie betrachten die Natur und den Klimawandel zusammen und erkennen, dass wir die Klimakrise nicht lösen können, ohne die Naturkrise mit zu berücksichtigen.“

Timo Hülsdünker
Timo Hülsdünker

Finanzinstitute fordern hartes Durchgreifen

Der Tagesspiegel Background berichtete kürzlich, dass 534 Finanzinstitute von der Konferenz in Cali und der im November wieder anstehenden Weltklimakonferenz ehrgeizige Ziele und ein hartes Durchgreifen erwarten.

Kommen wir also zu uns als Bank. Wir haben mit Timo Hülsdünker über das Thema Artenvielfalt gesprochen. Er ist seit drei Jahren bei der GLS Bank und arbeitet in der Abteilung Strategie und Entwicklung.

Frage 1:

Welche Rolle spielt Biodiversität für uns als Bank und was ist an der UN-Konferenz zur Artenvielfalt so spannend für uns?

TIMO HÜLSDÜNKER: Biodiversität ist für uns als Bank ein unglaublich zentrales Thema. Die Artenvielfalt hat direkte Auswirkungen auf die Stabilität von Ökosystemen, die wiederum für Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend sind. Wenn wir die Biodiversität schützen, stellen wir die dauerhafte Tragfähigkeit unserer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Grundlagen sicher. Die UN-Konferenz zur Artenvielfalt ist besonders spannend, weil sie nicht nur internationale Kooperation fördert, sondern auch innovative Lösungen und finanzielle Mechanismen diskutiert, die uns helfen, Biodiversität in unsere Geschäftsmodelle zu integrieren. Es ist eine Gelegenheit für uns, Partnerschaften zu bilden und aktiv zur Umsetzung von Strategien beizutragen, die sozial, ökologisch und auch ökonomisch nachhaltig sind. Das Ziel, 30 Prozent der Fläche bis 2030 unter Naturschutz zu stellen, wird ohne den Privatsektor nicht erreichbar sein.

Frage 2:

Hinter den 534 Finanzinstituten stehen Billionen Beträge, die sie verwalten. Wie könnte dieses Geld sinnvoll zum Erhalt und für die Erholungsmaßnahmen eingesetzt werden?

TIMO HÜLSDÜNKER: Banken und Finanzinstitute können in einem ersten Schritt aufhören, Geld in Wirtschaftssektoren und Unternehmen zu investieren, die der Biodiversität schaden: Der Abbau fossiler Rohstoffe, die zunehmende Abholzung tropischer Regenwälder oder auch die konventionelle Landwirtschaft schaden der Artenvielfalt. Gleichzeitig müssen wir in Unternehmen investieren, die die Biodiversität stärken. Die ökologische Produktion von Lebensmitteln zum Beispiel befriedigt nicht nur das Grundbedürfnis eines Menschen, sich gesund ernähren zu wollen, sie stärkt gleichzeitig die Artenvielfalt. Infrastruktur kann so gestaltet werden, dass sie Lebensräume schafft und nicht zerstört. Bestandsbauten können modernisiert werden, um nicht noch mehr Fläche zu versiegeln. Das mag trivial klingen, aber die Wirkung auf die Artenvielfalt wäre enorm.

Frage 3:

Die GLS Bank setzt sich für eine Abgabe auf Pestizide und Düngemittel ein. Wieso glauben wir, dass es das zum Schutz der Artenvielfalt braucht?

TIMO HÜLSDÜNKER: Klar ist, dass der massive Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln einer der Haupttreiber unserer erodierenden Biodiversität ist. Eine finanzielle Abgabe kann Landwirt*innen und Unternehmen dazu motivieren, den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zu reduzieren. Weniger Pestizide bedeuten weniger schädliche Auswirkungen auf Artenvielfalt und Ökosysteme. Außerdem geht von einer solchen Abgabe auch das Signal aus: Der Schutz unserer natürlichen Ressourcen und unserer Biodiversität hat Priorität und erfordert ein wirtschaftliches Handeln mit Verantwortung gegenüber der Natur.

COP 16: Einigung spät in der Nacht

Die österreichische Tageszeitung Die Presse schreibt, dass die zweiwöchige Konferenz der Vereinten Nationen zwar die hohen Erwartungen nicht erfüllt habe, aber auch kein Fehlschlag sei. Spät in der Nacht auf Samstag konnten sich die Delegierten laut Autor Michael Lohmeyer darauf verständigen, dass die Indigenen Völker zukünftig mit einem eigenen Sitz permanent vertreten sein werden.

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Die umstrittene Zulassung von Glyphosat

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Gilt das Verursacherprinzip auch bei Pestiziden?

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Eine Antwort zu „3 Fragen zur UN-Konferenz zum Artenschutz“

  1. Avatar von Peter Quensel
    Peter Quensel

    |

    Es ist nahezu unerträglich. Im Fernsehen wird gesagt, dass unter den Industriestaaten gerade die EU und die Schweiz sich gegen einen Teil der Kostenübernahme (20 Mrd $) zur Ausstattung der „Entwicklungsländer“ mit umweltfreundlicher Technologie gestellt haben. Kann es sein, dass wir unseren Planeten gegen die Wand fahren, weil sich die Rettung nicht rechnet. Wie blöd sind Ökonomen?
    Ich kriege Tränen in den Augen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Peter Quensel
    (Dipl.-Geol.)
    Büro für Angewandte Geowissenschaften/Bochum

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