Auf die Plätze, fertig, Wir: Anleitung zum Aktivwerden

Schwerpunktthema | Im Wir und Jetzt

Es gibt Zeiten, in denen uns der Mut verlässt. Können wir überhaupt etwas verändern? Die Antwort liegt nicht in großen Gesten, sondern in vielen kleinen Schritten. Wie wir sie gehen können, haben wir vier Expert*innen gefragt.

So überwindest Du die Unsicherheit

„Oft sagen mir Menschen, dass sie doch ‚allein‘ nichts tun können: Wir sind doch so klein und die Probleme so groß. Dahinter liegt eine geradezu gefährliche Geschichte über Wandel und Wirksamkeit. Viele historische Veränderungen gingen oft von ganz normalen Menschen aus, die sich zusammengetan haben. Im Kino sehen wir dann aber nur Geschichten von einzelnen ‚Helden‘ statt von großen Massen. Also müssen wir verlernen, dass kleine Hebel nichts bringen. Das Zusammenwirken vieler kleiner Schritte macht den Unterschied, den es braucht. Aktivismus bedeutet daher auch, Vertrauen in andere Menschen zu haben. Ich mache etwas Gutes und ich vertraue darauf, dass jemand anders es auch macht. So tragen wir alle dazu bei, dass guter Wandel wahrscheinlicher wird.

Es gibt verschiedene Wege, wirksam zu werden: im Beruf, als Vorbild im eigenen Umfeld, im Alltag, in jedem Gespräch, in dem wir andere begeistern, aktiv zu werden. Drei erste Schritte für Unentschlossene sind:

  • Eine lokale Gruppe finden, einfach mal hingehen und schauen, was dort passiert.
  • Ein Thema wählen, bei dem man auf dem Laufenden bleiben möchte.
  • Eine Person im Umfeld finden, die man begeistern kann mitzumachen. Zusammen Spaß haben!

Und dann: einfach mal machen. Hören wir auf, ständig Ausreden zu finden, was wir nicht tun können. Schauen wir auf das, was wir tun können.“

Luisa Neubauer, Autorin, Speakerin und Klimaaktivistin

So motivierst Du Mitstreiter*innen

Projekte zum Einstieg gibt es viele und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wie wäre es mit einer Tauschbörse, einem Gemeinschaftsgarten, einem Reparatur-Café oder – ganz simpel – Nachbarschafts-Filmabenden. Auch eine lokale Einkaufsgemeinschaft kann dazu beitragen, Veränderungen auf kleiner Ebene anzustoßen.

„Um Menschen langfristig für lokale Projekte zu motivieren, braucht es positive Geschichten und einfache, niedrigschwellige Angebote. Es ist wichtig, die Gemeinschaft zu stärken und die Fähigkeiten der Menschen zu schätzen. Eine klare Richtung zu haben, gemeinsam Erfolge zu feiern und Verantwortung miteinander zu teilen, sind dabei entscheidend. So kann man besser zusammenarbeiten und motiviert sich gegenseitig.

In unserem Verein wirundjetzt e.V. am Bodensee setzen wir vieles bereits um. Unsere Initiative engagiert sich unter dem Motto „Machen statt Meckern“ für den sozial-ökologischen Wandel und vernetzt Menschen vor Ort.“

Simon Neitzel und Sarina Gisa von wirundjetzt e.V.

So findest Du Gleichgesinnte

„Immer mal wieder kam die Diskussion rund um das Problem der erschwerten Teilhabe von Zugewanderten auf. Dabei hatten wir auch viele Ideen für Lösungen. Dann haben wir mit weiteren Freunden und Bekannten darüber gesprochen, die das Problem ebenfalls erleben. So entstand ein Lawineneffekt. Der wichtigste Schritt ist, rauszugehen und Kontakte zu knüpfen. So kann man untereinander viel Knowhow weitergeben. Mit der Zeit sogar vielleicht auch strukturierte Unterstützung bieten und Programme aufbauen. Gut strukturierte, relevante Informationen auf Englisch, direkt zugänglich ohne dass man sie mühsam suchen muss, sind entscheidend. Als Zugewanderte in Berlin kennen wir die Herausforderung, trotz guter Integration in Arbeit, Sprache und Wohnen den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe zu finden. Deshalb haben wir WahlheYmat gegründet – einen gemeinnützigen Verein, um diese Hürden zu überwinden und Zugänge zur Gemeinschaft zu erleichtern.“

Iván Gábor von WahlheYmat e.V.

Im Wir und Jetzt

Auch in Zeiten wachsender Herausforderungen können wir Einiges bewirken – wenn wir uns verbinden. Unser aktueller Schwerpunkt zeigt mit inspirierenden Beispielen und Ideen, wie wir gemeinsam heute für morgen aktiv werden können. Unsere Chance liegt im Wir und Jetzt.

So unterstützt du den Wandel langfristig

„Der Einsatz für eine bessere Gesellschaft ist anspruchsvoll und emotional belastend. Themen wie die Ausbeutung durch das kapitalistische System, die Klimakrise oder besorgniserregende politische Entwicklungen können zur Erschöpfung führen. Ohne Selbstfürsorge steigt das Risiko von Burnout – ein Problem, das in aktivistischen Kreisen weit verbreitet ist. Damit wir uns langfristig für den Wandel engagieren können, braucht es also einen achtsamen Umgang mit uns selbst. Wer handlungsfähig bleiben möchte, braucht regelmäßige Selbstfürsorge im Alltag. Bewegung, Pausen und emotionale Unterstützung von Freunden oder Familie sind essenziell. Gesellschaftliches Engagement und Selbstfürsorge stehen nicht im Widerspruch zueinander, sondern gehen Hand in Hand. Ein Aktivsein im Einklang mit den eigenen Bedürfnissen, Werten und Grenzen kann auch eine Form der Selbstfürsorge sein. So stärkt man die Verbindung zu Mitstreiter*innen und schafft Hoffnung in schwierigen Zeiten. Wer sich Zeit für sich selbst nimmt, kann langfristig viel bewirken.“

Manuel J. Goditsch, Psychotherapeut und Musiktherapeut, von Psy4Future e.V.

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Eine Antwort zu „Auf die Plätze, fertig, Wir: Anleitung zum Aktivwerden“

  1. Avatar von Matthias Losert
    Matthias Losert

    Wie organisiere ich individuelle Willensäusserungen mit Wahlen zu einem kollektiven Willen so, dass tatsächlich jede Stimme zählt?
    Das ist Marktwirtschaft; und nicht repräsentative Demokratie mit Teile & Regiere.
    Da unsere politische Währung ohne naturwissenschaftliche Einsicht ist, verantwortet Politik auch die Spaltung zwischen Ökonomie und Ökologie.
    Nach der FFF-Bewegung wurde die pathologische Spaltung mit dem Fazit „Ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber dem Wettbewerb“ deutlich.
    Wofür einen Wettbewerb; der nach IPCC-Berichten im nächsten globalen Artensterben u. U. inkl. Mensch mündet?
    Vom ursprünglichen Sinn der Wirtschaft; die Kalkulation mit knappen Gütern, bspw. Lebensraum, haben wir uns weit entfernt.
    Natürlich kann jeder aus Idealismus, so lange die Kraft reicht, viele kleine Schritte gehen; aber ich möchte an Neil Armstrong mit „Ein kleiner Schritt für einen Menschen und ein großer für die Menschheit“ bei der ersten Mondlandung erinnern.
    Ein großer Schritt für die Menschheit wäre m. E. eine Währungsreform, die den Wettbewerb in naturgegebenen Rahmenbedingungen organisiert. Und keine Währung nach politischer Willkür, die neofeudalistische Tendenzen fördert.

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