Crowdfunding oder Crowdinvesting, mit diesen Schlagworten befasst sich Thomas Friemel u.a. im zweiten Teil seiner Reise durch die GLS Bank.
Was ist eigentlich Crowdfunding?
Die nächste Station meiner Reise ist ein Besuch in Raum 4.002. Auf dem Türschild steht „Projektgruppe Crowdfunding“, auf einer viel größeren Tafel im Raum hat das Team seinen Sinn und Zweck, seine Mission notiert. Mit Kreide steht dort geschrieben: „Die GLS Crowdfunding-Plattform bringt Menschen mit ökonomisch tragfähigen Ideen und Menschen, die ihr Kapital sinnstiftend einsetzen wollen, zusammen und ermöglicht ihnen damit, gemeinschaftlich zukunftsweisende Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Eigentlich.
Denn wer sich dann mit den beiden Projektmanagern Axel Schmidt und Michael Philipp auf einen Kaffee trifft, merkt spätestens mit Blick auf das Papier „Überblick Crowdfunding“, dass auf der Tafel zwar die Mission steht, aber damit längst nicht alles gesagt ist. Denn schnell tauchen Fragen auf: Was um alles in der Welt verbirgt sich hinter Begriffen wie „Equity-Based“ oder „Reward-Based Crowdfunding“? Da muss Axel Schmidt erst einmal tief Luft holen.
„Also“, beginnt er, und man merkt, dass ihm diese Frage nicht das erste Mal gestellt wird, „grundsätzlich geht es darum, dass wir Geld dorthin bringen, wo es wirklich gebraucht wird. Beim Crowdfunding wird Kapital im Internet eingesammelt, von einer Crowd, also gemeinsam von vielen Menschen.“ Mit zwei Crowd-Varianten will die GLS Bank ab Dezember dieses Jahres starten — eben Equity-Based und Reward-Based Crowdfunding.
Nur Projekte mit nachhaltiger Entwicklung
Um es kurz zu machen: Beim Equity-Based Crowdfunding vereinbaren die Geldgeber mit dem finanzierten Unternehmen eine Verzinsung und meist obendrein eine erfolgsabhängige Vergütung. Manche sprechen dabei auch von Crowdinvesting. Beim Reward-Based Crowdfunding bekommen die Unterstützer als Gegenleistung kein Geld, sondern einen Sachwert. „Ein Beispiel“, sagt Schmidt. „Wenn jemand ein nachhaltiges Smartphone erfunden hat und Investoren sucht, kann er Menschen als Gegenleistung für ihr Geld ein Smartphone schicken, vielleicht auch mit zusätzlichen Features — da ist vieles möglich.“
Crowdfunding boomt: Im Jahr 2015 wurden hierzulande allein im Crowdinvesting 50,7 Millionen Euro umgesetzt, bis 2020 sagen Experten ein Wachstum von 15 bis 30 Prozent jährlich voraus. Da ist es kein Wunder, dass auch die GLS Bank nun in das Geschäft einsteigen wird — als eine der ersten Banken in Deutschland. „Wir wollen mit unserem Verständnis von Nachhaltigkeit einen Maßstab setzen für die Branche“, sagt Michael Philipp. „Wir wollen Qualitätsführer sein.“ Dass die Verbraucherschützer diesen von ihnen bezeichneten „grauen Kapitalmarkt“ kritisch sehen, ist für die GLS Verantwortlichen mehr Herausforderung als Hindernis. „Wir werden mit ihnen direkt ins Gespräch gehen.“
Für die Anleger transparent machen
Glaubwürdig ist die GLS Bank mit solch einem Werkzeug allemal — denn ihr Gründungsgedanke geht genau in diese Richtung: Menschen setzen ihr Geld dort ein, wo es gebraucht wird und vor allem wo es einen gesellschaftlichen Wandel auslöst. „Welche Projekte auf die Plattform genommen werden“, sagt Philipp, „hängt von ihrer Bedeutung ab für die nachhaltige Entwicklung.“
Investiert wird in die Bereiche, in denen die GLS Bank bereits aktiv ist, etwa in erneuerbare Energien, Biobranche und Bildung. Zunächst wird jedes einzelne Projekt analysiert und bewertet. Wer investieren will, erhält durch Videos und Steckbriefe einen Überblick und kann dann auch ins Detail einsteigen. „Zusammen mit unseren Kundinnen und Kunden verfügen wir dann über einen zusätzlichen Weg, gute Projekte zu finanzieren“, so Michael Philipp.
Und haben sie keine Angst davor, dass Projekte scheitern und Kunden ihr Geld verlieren? „Hier geht es um Risikokapital“, sagt Schmidt, „das schlimmstenfalls nicht zurückgezahlt wird.“ Wichtig ist zunächst, dies für die Anleger transparent zu machen und zu klären, inwieweit sie Vermögensteile wirklich dafür einsetzen wollen. Schmidt: „Risikokapital ist notwendig, sonst passiert gesamtwirtschaftlich und gesellschaftlich nichts. An diesen Gedanken müssen wir uns endlich wieder gewöhnen.“ Und wenn es wie gewünscht gut laufe, könne man sich schließlich als Anleger nicht nur über die sozialökologische Wirkung freuen, sondern auch über einen Ertrag, den man über einen schnöden Sparbrief nie bekommen hätte.
Bei der Verabschiedung sagt Axel Schmidt, und es klingt eindringlich: „Wir müssen uns bewegen. Es ist ein Experiment.“
Die Crowdfunding Plattform ist am 1. Februar 2017 mit dem Projekt Solarpark Bad Rodach gestartet. Dieses konnte bereits nach zwei Wochen zu 91% finanziert werden. Wie einfach das ganze geht erklärt dieses kleine Video.
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Weitere Informationen gibt es hier: www.gls-crowd.de.
Den dritten Teil der Reise durch die GLS Bank, lesen Sie hier im Blog.
[green_box] Ein Artikel aus dem GLS Kundenmagazin Bankspiegel. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie im Blog. Alle Ausgaben des GLS Bankspiegel als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/bankspiegel/. [/green_box]
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