Inklusion: Die GLS Bank macht sich auf den Weg

Wir möchten als Arbeitgeberin für Menschen aller Herkunft und aller körperlichen und geistigen Fähigkeiten attraktiv sein. Gleiche Chancen für alle Menschen. Was einfach klingt, birgt Herausforderungen.

Im Oktober 2023 eröffnete in den Raumen der GLS Bank die Innoklusio-Ausstellung: „Bist Du bereit Dich zu hinterfragen?“ Die Besucher*innen erwarteten fünf begehbare Kuben mit interaktiven Medienstationen und Lernspielen rund um das Thema Inklusion. Das Angebot richtete sich an die Mitarbeitenden der GLS Bank. Guides mit und ohne Behinderung begleiteten die Ausstellung. Die Eröffnung fand in Gebärdensprache statt. Eine Dolmetscherin übersetzte simultan in die deutsche Lautsprache – der erste Denkanstoß.

Nicht für alle Menschen ist Hören oder Gehörtwerden Normalität. Eine besondere Erfahrung ermöglichte die Black Box. Die Mitarbeitenden mussten sich in völliger Dunkelheit zurechtfinden und Aufgaben lösen. Eine halbe Stunde reichte, um in eine andere Welt abzutauchen. Eine Welt, in der sich die Teilnehmenden auf sonst eher unterforderte Sinne verlassen

mussten.

„Jeder sechste Mensch in Deutschland lebt mit einer Behinderung. Und nur 57 Prozent der Menschen mit Behinderungen im erwerbsfähigen Alter sind in den Arbeitsmarkt integriert“, sagt Manuela Zänker aus der Abteilung „Menschen und Wertekultur“ der GLS Bank. „Wir wollen uns auf den Weg machen und auf Vorurteile, Missstände, Möglichkeiten und Potenziale aufmerksam machen.“ Die Ausstellung war ein erster Schritt.

In der Black Box konnten die GlS Mitarbeitenden in völliger Dunkelheit ganz neue Sinneserfahrungen machen.
An interaktiven Medienstationen erweiterten Lernspiele das Wissen der Mitarbeitenden.
Innoklusio®

Das Modellprojekt Innoklusio® ist eine Reise, an der ein fester Kreis von Unternehmen teilnimmt. Ihr Ziel: Inklusionskompetenz aufbauen, die Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung verändern und ein Bewusstsein für ihr Potenzial ausbilden. Das Modellprojekt wird wissenschaftlich begleitet und wird mit Mitteln aus dem Ausgleichsfond des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.

Was würden wir uns wünschen?

Menschen sind nicht behindert. Sie werden behindert. Sie werden behindert, am öffentlichen Nahverkehr teilzunehmen. Sie werden behindert, Zeitung zu lesen oder auf einer Webseite einen Termin zu buchen. Sie werden behindert, einen Arbeitsplatz zu finden. Nur 3 Prozent der Betroffenen kommen mit Einschränkung auf die Welt. Die meisten Behinderungen – 97 Prozent – entstehen im Laufe des Lebens. Die meisten Behinderungen sind allerdings nicht sichtbar. So sind zum Beispiel zehn Millionen Menschen in Deutschland auf einfache oder leichte Sprache angewiesen. Das sind zehn Millionen Menschen, die gängige journalistische Angebote, Webseiten, Broschüren oder Formulare nicht erreichen. Zu den geistigen kommen die psychischen Einschränkungen hinzu. ADHS, die Folgen von Drogen- und Alkoholabhängigkeit und organische Störungen wie Demenz können dazu führen. Der häufigste Grund für eine Behinderung ist ein Schlaganfall.

Es kann jede*n treffen. Gesundheit ist ein Geschenk, das uns ein Unfall, ein Schlaganfall, eine Erkrankung jederzeit wieder nehmen kann. Wurden wir uns nicht wünschen, weiter an der Gesellschaft teilzunehmen und unseren Job auszuführen?

Wie werden wir eine gute Arbeitgeberin für alle Menschen?

„Wir machen hier kein Charity-Ding. Wir wollen uns nichts ausdenken, was niemand braucht“, sagt Antje Weber von Inklupreneur Mitte Februar in einem Workshop mit Mitarbeitenden in der GLS Bank. Inklupreneur ist ein Projekt zur Forderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Es gehe darum, wirkungsvolle Maßnahmen zu etablieren. Die Zusammenarbeit mit Inklupreneur ist ein weiterer Schritt auf dem Weg: Das Sozialunternehmen hat die GLS Bank in den vergangenen Wochen unter die Lupe genommen – aus Perspektive von Menschen mit Behinderung. Ziel ist es, Ängste und Vorurteile innerhalb von Unternehmen abzubauen. Die Bereitschaft zu fordern, sich auf etwas Neues einzulassen und die Perspektive zu wechseln.

Wir machen hier kein Charity-Ding.

Antje Weber von Inklupreneur

Es geht um Teilhabe am Arbeitsmarkt für alle. Gleichberechtigte Teilhabe ist eines von 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. „Wir sind eine sozial-ökologische Bank, das Soziale ist ein Schwerpunkt und innerhalb des Unternehmens ein großes Lernfeld. Denn in Deutschland sind wir es nicht gewohnt, von unserem starren Leistungsdenken abzurücken“, sagt Alexandra Schwarz, Schwerbehindertenbeauftragte der GLS Bank.

Die Ausstellung ist Teil einer Kooperation mit Innoklusio, an der weitere Unternehmen teilnehmen.
Austausch und Interaktion sind die Schlüssel zum Perspektivwechsel.
Inklupreneur

Das Ziel ist, Inklusion in der Arbeitswelt zu verankern. Das Projekt Inklupreneur will Unternehmen dazu ermutigen und befähigen,
Inklusionskonzepte zu entwickeln und umzusetzen, um mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen und zu zeigen, dass sie genauso wertvoll sind wie alle anderen Menschen.

Die Barrieren im Kopf und außerhalb

Niemand kann 40 Stunden die Woche Höchstleistung bringen. Jeder Mensch hat Starken und Schwachen. Uns allen geht es mal besser und mal schlechter. Wenn wir lernen, auf unsere Bedürfnisse zu hören, hatten wir einen ehrlicheren Umgang untereinander. Wir müssen raus aus den Schubladen in unseren Köpfen. Erst dann können wir an die offensichtlichen Barrieren ran. Die Rampe neben der Treppe macht nicht nur Rollstuhlfahrerinnen das Leben leichter, sondern hilft auch Menschen mit Kinderwagen und mit Koffern.

Von Texten, die einfach verständlich sind, profitieren alle Menschen, deren erste Muttersprache nicht Deutsch ist. Und seien wir ehrlich: Wir alle lesen gerne leicht verständliche Texte. Indem wir Barrieren abbauen, wird für uns alle das Leben leichter. Wir in der GLS Bank haben uns auf den Weg gemacht. Alexandra Schwarz teilt mit uns ihre Vision: „Ich möchte, dass Teilhabe kein Thema mehr ist. Dass wir keine Inklusions- und Diversitätsbeauftragten mehr brauchen, weil alle Menschen die gleichen Chancen haben. Es gibt Lösungen, es braucht nur den Willen, sie umzusetzen.“

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