Seit Mitte letzten Jahres gehört die Betreibergesellschaft des Windpark Gagel zu 80,1 % der GLS Energie AG. Bis zur Realisierung eines Windparks ist es ein langer Weg. Projektentwickler Philip Steffens, der seit 2013 bei Prokon für das Projekt Windpark Gagel verantwortlich ist, erzählt aus seiner Arbeit.
Herr Steffens, was macht ein Projektentwickler?
Die Kernaufgaben eines Projektenwicklers liegen zum einen in der Akquise von potentiell geeigneten Flächen für Windparks. Darüber hinaus ist es seine Aufgabe, das Projekt während der Bauleitplanung zu begleiten. Hierzu gehören im Wesentlichen die Änderung von Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen.
Ebenso gehört es zu den Kernkompetenzen eines Projektentwicklers, die Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BimSchG) für das Windparkprojekt zu erwirken. Mit der Genehmigung nach BImSchG liegt dann die planungsrechtliche Legitimation zur Errichtung des Windparks vor.
Wie sieht das im Detail aus?
Es beginnt mit der geeigneten Fläche. Wir prüfen, wie viele Anlagen und welcher Anlagentyp für die Fläche passen, und wem die einzelnen Grundstücke gehören. Der erste Kontakt zu den Eigentümer*innen ist immer spannend. Können wir sie von einer Zusammenarbeit mit Prokon überzeugen? Ist der Vertrag mit den Eigentümern geschlossen, nehmen wir das Antragsverfahren für die sogenannte BImSchG in Angriff. Dazu holen wir verschiedene Gutachten ein, u.a. zu Naturschutz, Bodenbeschaffenheit, Schall und Schatten sowie Standsicherheit. Parallel zum Bau- und Betriebsgenehmigungsverfahren kümmern wir uns um den Netzanschluss sowie Genehmigungen von den Wasserschutzbehörden oder dem Straßenbauamt.
Sind alle Voraussetzungen für den Bau erfüllt, verhandeln wir mit einem Anlagenhersteller den Kaufvertrag für die Anlagen inklusive Servicekonzept und suchen Baufirmen. Liegt die bauliche sowie die behördliche Schlussabnahme vor, können die Anlagen in Betrieb gehen. Ein komplexer Prozess, der schon einmal wie beim Windpark Gagel vier Jahre dauern kann.
Was macht Prokon anders?
Prokon ist die größte Energiegenossenschaft Deutschlands. Als Genossenschaft ist es unser Auftrag, für Partizipation und Teilhabe zu sorgen. Zu unserem Konzept gehört zum einen ein finanziell attraktives Angebot für die Grundstückseigentümer*innen, aber auch, dass man die Menschen vor Ort mitnimmt, die vielleicht keine Fläche haben. Aufträge vergeben wir z.B. bevorzugt an lokale Betriebe, Bürger vor Ort können auch Mitglied unserer Genossenschaft werden und auf diese Weise von der Entwicklung neuer Windparks profitieren.
Was ist das Besondere am Windpark Gagel?
Beim Windpark Gagel haben wir Flächen von sehr vielen Grundstückseigentümer*innen gepachtet und dafür ein Flächenpachtmodell entwickelt, bei dem alle Flächeninhaber auf der Windparkfläche profitieren – nicht nur die direkten Standortinhaber. Zudem haben wir ein Sponsoringkonzept institutionell verankert, bei dem ein fester Betrag von mehr als 100.000 EUR jährlich an gemeinnützige Projekte geht. Der Windpark soll möglichst vielen Menschen vor Ort Nutzen stiften, das steigert die Akzeptanz für die Energiewende. Zudem waren gleich zwei Genehmigungsbehörden betroffen, weil das Windparkgebiet so groß war.
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Die Grundstückseigentümerversammlungen. Es kamen sehr viele Eigentümer*innen und Anwohner*innen, mit denen wir sehr detailliert über die Verträge diskutiert und diese, wo notwendig und sinnvoll, angepasst haben. Es war sehr schön zu erleben, dass die Beteiligung der Menschen vor Ort so konstruktiv und sachorientiert verlief.
Wie empfinden Sie die Partnerschaft zwischen Prokon und der GLS Bank?
Wir passen gut zusammen. Beeindruckt waren wir von der Detailkenntnis der Kollegen in der GLS Bank hinsichtlich Windkraftprojekten. Eine solche Detailtiefe in Gesprächen sind wir von Banken nicht immer gewöhnt. Wir haben eine sehr gute Basis um in Gagel auch die nächsten Jahrzehnte partnerschaftlich zusammenzuarbeiten.
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