Konzern-Limo oder Saft aus Streuobst – was du trinkst, macht einen Unterschied. Das ist Geschäftsidee und Mission zugleich von OSTMOST. Der GLS Kunde und Getränkehersteller aus Berlin produziert Streuobstsaft mit ökologischem Mehrwert.
2014 gründeten Bernd Schock und Dennis Meier die nachhaltige Getränkemarke, um eine Alternative im Getränkeregal zu bieten. Zur Unterstützung holten sie sich mit Lukas Küttner einen ehemaligen Brandmanager von Coca-Cola ins Boot. Der studierte Betriebswirtschaftler und Kommunikationsexperte hatte sich von der profitgetriebenen Wirtschaft losgesagt und der Nachhaltigkeit verschrieben. „Mit jedem Schluck setzen die Konsument*innen einen nachhaltigen Wirtschaftskreislauf in Gang und retten gleichzeitig alte Sorten, zum Beispiel Minister von Hammerstein, Geheimrat Dr. Oldenburg oder die gelbe Schafnase“, erklärt Küttner. Sie alle wachsen noch im deutschen Osten, dem Tätigkeitsbereich von OSTMOST, und bereichern die biologische Vielfalt. Der Saft dieser alten Apfelsorten ist die Basis aller Getränke. Es gibt ihn pur oder weiterverarbeitet zu Schorle, mit Beeren und Kräutern veredelt oder zu Cider gegoren.
Streuobstwiesen – Paradiese der Artenvielfalt
Noch an die 2.000 verschiedene Apfelsorten soll es in Deutschland geben. Was aber in den Supermarkt-Regalen liegt, sind die immer gleichen „Golden Delicious“, „Granny Smith“ oder „Pink Lady“. Denn die konventionelle Landwirtschaft und der Handel fokussieren sich seit Jahrzehnten auf einige wenige Sorten, die als Niederstämme in Plantagen-Form angebaut werden. Die alten Sorten wachsen hingegen als so genannte Hochstämme auf Streuobstwiesen, die extensiv, ohne Chemikalien bewirtschaftet werden. Die Vielfalt verschiedener alter Apfelsorten, teilweise im Mix mit anderen Obstbäumen, bildet ein Biotop, das als Gesamtsystem funktioniert und so weniger anfällig für Umwelteinflüsse wie Frost oder Dürre und Schädlinge ist. Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben auf einer Streuobstwiese, darunter so seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten wie Steinkauz, Tagpfauenauge oder das Rebhuhn. „Damit gehören Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland, obwohl wir hier Lebensmittel anbauen. Das ist doch genial“, schwärmt Küttner.
Es droht Gefahr
Doch die kleinen Paradiese sind in Gefahr. In den vergangenen 70 Jahren sind 70 % des Streuobstwiesenbestandes verloren gegangen. Den Grund dafür sieht Küttner im System: „Die Landwirtinnen und Landwirte erhalten für ihre alten Apfelsorten zu wenig Geld. Extensive Bewirtschaftung heißt nämlich nicht weniger Arbeit, sondern häufig Handarbeit und intensive Baumpflege.“ Beim Plantagenobst könnten Maschinen eingesetzt werden, zum anderen werde z. B. mit Pestiziden gearbeitet, um Insekten fern zu halten.
Austrinken. Aufbäumen.
An diesem Punkt setzt OSTMOST an. Mit einem „Aufpreismodell“ wird der ökologische Mehrwert der Streuobstwiesen in das Produkt eingepreist. „So lohnt sich der Anbau für die Landwirt*innen, die artenreichen Wiesen werden erhalten und sogar die Neupflanzung von alten Obstsorten wird möglich“, sagt Lukas Küttner. OSTMOST strebt nicht weniger an als einen Systemwechsel, der die Wertschätzung und Wertschöpfung der Streuobstwiese zum Ziel hat. „Wir wollen, dass Stadt und Land, Verbraucher*innen und Rohstofflieferant*innen sich verbinden, um bewussten Konsum zu fördern.“
Baumpat*in werden
Und wer es nicht allein beim Trinken belassen möchte, kann bei dem von OSTMOST mit initiierten Verein Äpfel und Konsorten e.V. eine Baumpatenschaft übernehmen. Der Verein pachtet und kauft in Brandenburg Streuobstwiesen und legt neue an. Außerdem hilft er anderen Streuobst-Initiativen und Landwirt*innen, den vorhandenen Bestand zu pflegen und alte regionaltypische Apfelsorten anzupflanzen. Mit Öffentlichkeitsarbeit schafft er neues Bewusstsein für das wichtige Kultur-, Wirtschaft- und Naturgut Streuobstwiese.
Fotos: Titel und Streuobstwiese – OSTMOST, Lukas Küttner – Alena Brieler
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