Man würde es verstehen, wenn Pat Mooney längst ernüchtert aufgegeben hätte. 1972, als die „Grenzen des Wachstums“ erschienen, zählte er über 7000 Firmen, die Saatgut anboten. „Viele Früchte und viele Möglichkeiten für Bauern“, erinnert sich der Kanadier. Heute ist von dieser Vielfalt wenig übrig. Aber Mooney, Träger des Alternativen Nobelpreises, denkt überhaupt nicht daran, aufzugeben. Herausforderungen hat er genug.
Eine Megafusion folgt auf die Nächste. Dow Chemicals und Du Pont, Syngenta und ChemChina – und natürlich Bayer und Monsanto. Bald könnten drei Unternehmen 60 % des weltweiten Pestizid- und Saatgutmarkts kontrollieren. Und bei der UN wollten sie Mooney nicht einmal eine offizielle Debatte im zuständigen Ernährungsausschuss gewähren.
Die nächste Fusionswelle könnte schon vor der Tür stehen. Oder die nächste Revolution, bei der vernetzte Hightech-Traktoren eine Rolle spielen. Diese nutzen den Acker zur Datenernte: Wie ist der Zustand des Bodens? Wie viel Pestizide werden eingesetzt? Welchem Wetter ist das Feld ausgesetzt? Maschinenbauer wie der Weltmarktführer John Deere werden zu Big-Data-Spezialisten. Selbst IT-Konzerne schielen auf den Sektor, insbesondere bei synthetischer Biologie. „Der Bauer ist am Ende der Einzige, der gar nicht mehr weiß, was auf seinem Feld passiert“, sagt Mooney, zwischen Scherz und Ernst.
So entstehen Oligopole, die nicht zukunftsweisend sind. Beispiel Pflanzen: „Wenn Sie den Klimawandel überleben möchten, sollten Sie Popcorn mögen!“, sagt Mooney. Mais ist die wichtigste Zuchtpflanze der Konzerne.
Beispiel Anbieter: Andere Branchen haben gezeigt, wie schnell Oligopole wieder verschwinden können. Darum schützen stabile kleinbäuerliche Strukturen langfristig. Beispiel Vielfalt: Die Konzerne hätten 104.000 Pflanzensorten in ihren Laboren entwickelt. Dagegen hätten Bauern 2,1 Millionen Sorten gespendet. So werde Diversität erreicht, die dringend nötig ist.
„Wir werden dieses Jahrhundert Anbaubedingungen sehen wie seit 3 Millionen Jahren nicht mehr.“ Darum betont Oliver Willing von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, dass nun die Weichen gestellt werden müssten: „Mit dem Saatgutfonds tragen wir dazu bei, dass genug fruchtbare Sorten für die Zukunft bereitstehen und eine unabhängige ökologische Züchtung aufgebaut werden kann.“
Die Strategien der Großkonzerne seien für die Ernährungssouveränität keine Lösung, betont Money. Das erklärt auch seine unerschöpfliche Motivation im Kampf gegen die Großen: Es gibt eine Lösung für die Jahrhundertaufgabe Klimaschutz. Sie heißt kleinbäuerliche ökologische Landwirtschaft.
Was kann ich tun?
Sich fragen: Wo kommen meine Lebensmittel her? Was steckt drin?
Sich einbringen: bei Demos wie „Wir haben es satt“
Sich engagieren: für ökologisches Saatgut, weltweit faire Märkte (Zukunftsstiftung Entwicklung, Brot für die Welt) und mehr BioBoden.
Der Vortrag von Pat Mooney entstand in Kooperation mit Brot für die Welt, Amt für MÖWE, Zukunftsstiftung Entwicklung und Zukunftsstiftung Landwirtschaft.
Fotos: Marek Thielemann (Pat Mooney) / Juan Lupión (Popcorn) CC Lizenz.
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