Seit kurzem gibt es das GLS Spendenportal, auf dem gemeinnützige GLS Mitglieder um Spenden werben können. Eines davon ist das Hamburger Zentrum für Kinder und Jugendliche in Trauer. Wir sprachen mit Vorstand und Geschäftsführer Wilfried Fuchs.
Für Kinder und Jugendliche sind Trennung der Eltern und der Tod von Mutter, Vater, Bruder oder Schwester mit die schwierigsten Erfahrungen im Leben. Häufig ziehen sie sich zurück. Unbewältigte Trauer zieht seelische und körperliche Folgen für die Gesundheit nach sich. Trauer braucht Raum, Zeit und Vertrauen. Das Zentrum für Kinder und Jugendliche in Trauer ist für sie eine wichtige Anlaufstelle.
Wie kam es zur Gründung des Zentrums?
Es begann damit, dass wir uns im Jahr 2009 im Freundeskreis über das Thema unterhielten. Mit dabei war auch unsere 1. Vorsitzende, Margit Bassler, die als Diplom-Psychologin bereits langjährige Erfahrungen in der Trauerbegleitung, unter anderem in den USA, gesammelt hatte. Damals gab es in Hamburg kein spezielles Angebot für Kinder und Jugendliche und der Amoklauf in Winnenden mit den vielen betroffenen Schülern und Geschwisterkindern stand vielen noch schockhaft vor Augen. Auf einmal stand für uns fest „Wir gründen einen eigenen Verein.“
Wie arbeiten Sie im Zentrum?
Wir haben zwei Schwerpunkte in der Arbeit mit den Betroffenen: einmal die persönliche Beratung und zum anderen bieten wir begleitete Trauergruppen für Kinder und Jugendliche an. In diesen Gruppen von Gleichaltrigen finden die Kinder ihren persönlichen Weg durch die Trauer, betreut von professionellen Trauerbegleitern. Die Gruppe trifft sich alle zwei Wochen. Das ist aber nicht immer traurig, es wird getobt, es gibt feste Rituale, die Kinder sind kreativ, basteln zum Beispiel Schutzengel für sich und Erinnerungsschatzkisten an die Verstorbenen. Eine solche Gruppe kann bis zu zwei Jahren bestehen.
Was motiviert Sie?
Es ist eine schöne, sinnvolle Arbeit. Ich stelle immer wieder fest, dass Kinder nicht immer das Verständnis finden, das sie brauchen. Von ihnen wird ein ähnlicher Umgang mit Trauer erwartet wie von Erwachsenen. Sie sind aber viel sprunghafter, tauchen in die Trauer ein wie in eine Pfütze, tauchen wieder auf, sind lustig, dann wieder tieftraurig, und das über einen langen Zeitraum. Erwachsene meinen dann oft, dass es jetzt einmal „reicht“. Andere Kinder sind gegenüber den Eltern extrem loyal und verstecken ihre Trauer, um ihren Eltern nicht noch ihre Bedürftigkeit aufzubürden. Mich beflügelt, wenn die Kinder wieder Anschluss an ihre eigenen Gefühle finden.
Was war für Sie ein besonders schöner Moment bei Ihrer Arbeit?
Glücklich machen uns zum Beispiel solche Rückmeldungen:
„Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst: Ich denke oft an die Tage in der Trauergruppe, und mein „Seelenvogel“ erinnert mich immer daran, meine Gefühle ernst zu nehmen und nicht zu vergessen, dass sie alle wertvoll sind.“ Carmen, 14 Jahre.
„Wenn ich an meinen Papa denke, ist mein Bauch wie blaue Seide.“ Finn, 8 Jahre, beim Malen seines Schutzengels, dem er ganz behutsam einen blauen Bauch pinselt.
Maren, 6 Jahre, kommentiert ihr Bild, auf dem ihr Vater im Himmel lächelt: „So, jetzt mal ich mir einen Luftballon mit einer ganz langen Schnur zum Himmel“. Und auf Nachfrage: “Meinem Papa geht es gut“.
Was ist Ihr nächstes Ziel?
Wir wünschen uns eigene Räume. Einen Namen für dieses Projekt haben wir schon: Unser „Baumhaus“ soll nach unseren Vorstellungen ein Ort hoffnungsfrohen Lebens und gelebter Gefühle werden, an dem alles möglich ist, allein und für sich sein, Begegnung mit anderen, Lautsein und Leisesein, Bewegung und Stille. Da wir uns ausschließlich über Mitgliederbeiträge und Spenden finanzieren, ist das ein anspruchsvolles Ziel.
Was verbindet Sie mit der GLS Bank?
Die GLS Bank haben wir gewählt, weil wir fanden, dass wir einfach in diese ambitionierte Gemeinschaft genau hingehören.
Das Zentrum für Kinder und Jugendliche in Trauer freut sich über jede Unterstützung. Hier geht es zur Online-Spende.
Weitere Informationen findet Ihr auf der Website www.kinder-in-trauer.org
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