In Hamburg startet am 21. März der erste Frauenstammtisch zu (Grünem) Geld. Initiiert haben ihn Kundenberaterin Katrin Seifert und Senior Individualkundenbetreuerin Britta Heide. Täglich beraten sie in der GLS Bank Hamburg Kunden*innen zur sozial-ökologischen Geldanlage, von kleinen bis zu großen Beträgen. Was steckt hinter dem Frauenstammtisch? Wir haben nachgefragt.
Gehen Frauen anders mit Geld um?
Der Eindruck beider Beraterinnen: Ja, das ist kein Vorurteil. Frauen gehen in der Regel vorsichtiger und bewusster mit Geld um. Sie interessieren sich sehr für die Anlage im sozial-ökologisch sinnvollen Bereich, wollen sicher sein, dass sie ihr Geld nicht in Kinderarbeit, Rüstungsindustrie und Erdöl investieren. „Manche überzeugen ihre Männer, auch zur GLS Bank zu kommen und sind quasi „Türöffnerinnen“ für eine grüne Geldanlage bei der GLS Bank“, sagt Britta.
Für viele jüngere Frauen und solche, die nicht das klassische Familienmodell leben, sei es wichtig, bewusst mit Geld umzugehen. Sie seien häufig risikofreudigere Anlegerinnen, ohne dabei auf Sinn und Wirkung der Anlage verzichten zu wollen. Katrin ist überzeugt, dass Frauen nicht weniger kompetent sind im Umgang mit Geld als Männer, auch wenn sie das vielleicht annehmen würden.
Raum für Fragen
Mit dem Frauenstammtisch wollen Britta und Katrin Frauen „eine Möglichkeit bieten, sich in einem guten Umfeld über Geld und ihre Erfahrungen damit auszutauschen, sich mit ihren eigenen speziellen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und bisher nie gestellte Fragen endlich einmal zu stellen.“ Wenn Frauen einen ehrlichen Blick auf ihre aktuelle und zukünftige finanzielle Situation werfen, stellen sie häufig fest, dass die nicht rosig aussieht. „Diesen Blick wagen sie aber selten“, meint Katrin. Sei es, weil Frauen meinen, nicht genug zum Thema Geld zu wissen, sei es, weil ihnen der Mut fehlt. Mit dem Frauenstammtisch möchten die beiden GLS Beraterinnen dazu beitragen, „dass mehr Frauen selbstbewusst über Geld nachdenken und sprechen.“
Ganzheitlich
Kundinnen haben bei der Geldanlage häufig das Ganze im Blick. Bei gleichem Risiko entscheiden sich Frauen eher für den GLS Mikrofinanzfonds als für den GLS Aktienfonds. Einfach, weil sie damit direkt etwas mit ihrem Geld bewirken. Beim GLS Mikrofinanzfonds tragen sie dazu bei, die Lebenssituation von Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern. „Natürlich wollen sie eine Rendite erzielen“, sagt Katrin. „Aber nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt, sondern zu deren Nutzen.“
Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgen auch die GLS Beraterinnen. „Wir fragen, was brauchen Sie, was nicht, was wollen Sie mit Ihrer Geldanlage erreichen?“. Das ist allerdings nicht ausschließlich frauen-, sondern GLS-typisch.
Gut zu wissen
Durchschnittlich 3.960 Euro Brutto monatlich verdiente im Jahr 2017 ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer. Ja, Arbeitnehmer, männlich. Denn bei den Gehältern von Männern und Frauen gibt es deutliche Unterschiede. Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten 3.330 Euro Brutto monatlich. Für den sogenannten „unbereinigten“ Gender Pay Gap nennt statista viele Gründe: unterschiedliche Berufswahl, ungleich verteilte Anforderungen bei Führung und Qualifikation, niedrigeres Dienstalter bei Frauen z. B. wegen Familienzeiten. Noch immer arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit als Männer, sind Mütter länger in Elternzeit als Väter (ein Drittel aller Väter, davon 79 % für höchstens bis zu zwei Monate). Rentnerinnen in Deutschland haben im Durchschnitt 750 Euro Rente pro Monat, Rentner 1.125 Euro. Was Geld angeht stehen Frauen also durchaus anders da als Männer. Auch das muss in einer Beratung berücksichtigt werden.
Informieren
Wenn ihr euch informieren möchtet, habt ihr viele Möglichkeiten: Internet, Messen, Fachliteratur. „Und natürlich bei unserem Frauenstammtisch“, empfiehlt Britta.
Foto: Britta Heide (2.v.l.), Katrin Seifert (3.v.l.) und ihre Kolleginnen in der Hamburger GLS Bank
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