Systemänderung in der Landwirtschaft. Jetzt!

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft weg von der Agrarindustrie hin zu bäuerlicher ökologischer Landwirtschaft. Die GLS Bank finanziert seit ihren Anfängen biologische Anbaumethoden. Kund*innen sind selber Landwirt*innen oder kaufen biologisch erzeugte Lebensmittel ein. Wir müssen aber mehr tun und den Hebel an den Grundlagen ansetzen. Denn ohne faire Rahmenbedingungen kommt die Umstellung auf Biolandbau viel zu langsam voran.

Unsere politische Forderung nach Abgaben auf Düngemittel und Pestizide will die heute geltenden Bedingungen der Landwirtschaft verändern. Wer Ackergifte benutzt, schädigt langfristig Böden, Wasser und Tiere. Wir kennen die alarmierenden Zahlen zum Insektensterben. Für die Schäden zahlen aber die Verursacher*innen wie die Agrochemiebetriebe nicht. Was liegt also näher, als mineralische Dünger und Pestizide so zu verteuern, dass sich die Kosten der Schäden bereits im Preis wiederspiegeln? Dann würden die kurzfristigen Gewinne nicht mehr privatisiert, während die Kosten auf zukünftige Generationen und die Allgemeinheit abgewälzt werden.

Langfristig kann diese Maßnahme ein Baustein auf dem Weg zu einer 100%igen biologischen Landwirtschaft sein. Denn je mehr Landwirt*innen – und letztlich über die Weiterleitung der Kosten auch Konsument*innen – für die Zerstörung unserer natürlichen Lebensbedingungen zahlen müssen, umso unattraktiver wird dieses Handeln. Es ist an der Zeit, den Dopinganbau auch mit den wirklichen Kosten zu konfrontieren. Bei der Einführung der Abgaben gibt es noch viele konkrete Fragen zu beantworten. Wie hoch soll die Abgabe sein, damit sie tatsächlich zu wirken? Wie errechnen wir den Preis für die Kosten von Umweltschäden und wie rechnen wir diesen auf Pestizide und Düngemittel um? Wie erreichen wir die politische Entscheidung für die Abgabe?

Wir sind nicht allein mit der Bepreisungs-Idee. Das ermutigt uns. In Dänemark, Frankreich und Schweden gibt es bereits ähnliche Abgaben. Und in einer Studie im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein aus dem Jahr 2015 fordern die Autoren*innen aus dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung eine Steuer bzw. Abgabe auf Pflanzenschutzmittel. In ihrer Empfehlung listen die Autoren*innen die Vorteile der Abgabe auf. Eine angemessene Abgabe kann

  • den Einsatz von Pestiziden mengenmäßig dämpfen
  • Mensch und Umwelt geringeren Risiken aussetzen
  • durch langfristige Markt- und Preiswirkungen bislang unwirtschaftliche Lösungen wirtschaftlich machen
  • durch die Mittelverwendung (Einnahmen durch die Abgabe/Steuer) die Kosten der Schäden und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und menschlichen Gesundheit finanzieren.

Alternativen gibt es längst, Proteste gegen falsche Agrarpolitik auch!

Es gibt bereits viele treibende Kräfte auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Davon muss es schneller mehr geben. Die BioBoden Genossenschaft trägt zu diesem Ziel bei, indem sie Land aufkauft und langfristig an Biobauern*innen verpachtet.

Systemänderung in der Landwirtschaft. Jetzt!
Auch viele Kampagnen und Aktionstage zeigen, wie zukunftsfähige Landwirtschaft aussieht:

Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft macht sich dafür stark, dass ökologische Landwirtschaft zum Normalfall wird.  Unter dem Titel Ackergifte? Nein Danke! wird in diesem Jahr wissenschaftlich untersucht, wie weit Pestizidrückstände uns begleiten. Eine Vorstudie legt wenig überraschend nahe, dass die Pestizide nicht am Rand der Felder, auf die sie ausgebracht werden, haltmachen. Vermutlich werden sie durch die Luft über andere Äcker und sogar bis in die Städte hineingetrieben. Nun soll die Untersuchung von Baumrinden dabei helfen, die flächendeckende Verbreitung von Ackergiften zu überprüfen.

Auch auf der Straße gibt es Druck. Jedes Jahr im Januar demonstrieren in Berlin zehntausende Menschen für eine radikale Agrarwende. Unter der Überschrift „Wir haben es satt“ fordern sie auf die ganze Welt bezogen u.a. gesundes, gentechnikfreies Essen für alle. Bauernrechte überall. Eine Zukunft auf dem Land und in der Stadt. Eine wirklich artgerechte Tierhaltung und weniger Fleischkonsum. Ernährungssouveränität und gerechten Welthandel. Eine bienenfreundliche Landwirtschaft, die Umwelt und Klima schützt. Eine sozialgerechte bäuerliche und ökologische EU-Agrarreform.

Und was macht ihr? Was fordert ihr? Was sind eure Vorschläge für die Landwirtschaft?

[green_box]Die GLS Bank hat im vergangenen Jahr vier politische Forderungen veröffentlicht. Eine davon ist die konsequente Abgabe auf Spritz- und Düngemittel. Wir beschäftigen uns weiter damit, wie wir zur Umsetzung beitragen können. In der Enorm 4/18 erscheint ein Artikel zum Thema.[/green_box]

Fotos: Titelbild, Shutterstock // Artikelbild, Federico Respini

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4 Antworten zu „Systemänderung in der Landwirtschaft. Jetzt!“

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  2. Avatar von A.
    A.

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    Ich habe kürzlich eine Regionalwert AG mitgegründet, bin Genossenschaftsmitglied bei Landwege und Kräutergarten Pommerland.
    Was mir aber genauso wichtig ist: Ich schreibe regelmäßig meinen Landtags- und Bundestagsabgeordneten und mache Druck für eine Agrarwende. Ich bin überzeugt: wenn sich mehr Bürger auf diese Weise einsetzen würden, würde sich auch etwas ändern. Schließlich leben wir in einer Demokratie. Viele Probleme gibt es nur, weil wir uns nicht genug darum kümmern.

  3. Avatar von Magrit Thies
    Magrit Thies

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    Die Idee finde ich wirklich gut. Mein Vorschlag dazu wäre, dass die zusätzlichen Gelder auch dem Umweltschutz zur Verfügung stehen. Das ist selten oder gar nicht der Fall. Der Staat freut sich über zusätzliche Einnahmen und verwendet es für irgendetwas. Das darf nicht sein.

    1. Avatar von Antje Tönnis
      Antje Tönnis

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      Ja, es wäre ein doppelter Gewinn für die Umwelt, wenn mit den Einnahmen aus der Abgabe ökologische Projekte unterstützt werden könnten!

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