Wie GLS Mitarbeiter Jonathan mit einer Genossenschaft Wohnen nachhaltig macht
Es klingt wie ein Widerspruch: Fast vier von fünf jungen Menschen sorgen sich, keine bezahlbare Wohnung zu finden. Gleichzeitig stellen immer mehr junge Leute wachsende Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit an ihren Wohnraum.
Doch das ist kein Widerspruch – im Gegenteil: Es ist eine Notwendigkeit.
Die Klimakrise macht eine Wohnungswende erforderlich, Wohnen muss klimafreundlicher werden. Aber auch die gestiegenen Mieten müssen wieder fallen, denn jeder Mensch braucht Wohnraum. Beides ist nicht verhandelbar.
Was also tun?
Klar ist: Bislang passiert im Bereich des sozial-ökologischen Wohnens noch zu wenig. Das zu ändern ist eine Herausforderung. Deswegen bin ich auf Ideensuche gegangen.
Und das habe ich gefunden:
Eine spannende Möglichkeit, bezahlbares und nachhaltiges Wohnen mit Gleichgesinnten aktiv zu gestalten, sind Wohnungsgenossenschaften. Die Genossenschaft ist eine Unternehmensform. Und sie kommt dem nah, was man von Vereinen kennt: Gleichgesinnte schließen sich als Mitglieder zusammen, jede*r hat eine Stimme und so bestimmt man gemeinsam über die Geschicke des Unternehmens.
Aber wie kommt man zu einer Wohnungsgenossenschaft? Ist das nicht mega aufwendig?
„Nein“, findet Jonathan Korte, GLS Bank Mitarbeiter, der gerade selbst bei einer Genossenschaftsgründung dabei ist. Die Vorteile liegen für Jonathan und seine Frau auf der Hand: „Wir zahlen später nur eine Kostenmiete, alles, was übrig ist, geht zurück an die Genoss*innen. Wir haben ein lebenslanges Wohnrecht, bekommen sicher niemals eine Kündigung wegen Eigenbedarf und später soll auch Pflege in der Gemeinschaft möglich sein, auch durch Dienstleister*innen. Es wird also ein Zuhause für die Dauer unseres Lebens.”
Das Wohnprojekt „Wohnen in den Klostergärten” entsteht initiiert durch die OEKOGENO in Südhessen.
Und die Klostergärten sind dabei auch ein wichtiges Stichwort. Denn die Genoss*innen wollen nicht nur ihr Wohnen zusammen gestalten, sondern sich darüber hinaus auch in den Ort einbringen: „Wir haben schon einen Verein gegründet, der in den Klostergärten solidarische Landwirtschaft betreibt. Mit den Erträgen wollen wir auch die Nachbarschaft versorgen. Und außerdem einen Dorfladen eröffnen.”
Für die Wohnungen werden unter anderem Teile einer alten Klosteranlage nachhaltig saniert. Auch neue Wohnungen entstehen, im besonders ökologischen Holzbauverfahren. „Das fühlt sich auch gesünder an”, berichtet Jonathan.
Drei Mitglieder muss eine Genossenschaft zu Beginn mindestens haben, eine Grenze nach oben gibt es nicht. Bei der Gründung unterstützen neben der OEKOGENO auch andere Genossenschaftsverbände, auch die GLS Bank hat ein Netzwerk, das Hilfestellungen geben kann. Schließlich ist auch die GLS Bank selbst eine Genossenschaft, gegründet von Gleichgesinnten, die zusammen unter anderem nachhaltiges Wohnen finanzieren wollten.
Mit der Unternehmensgründung ist es dann aber nicht getan. Die Genossenschaft ist für viele Gründer*innen vor allem das Mittel etwas zu gestalten.
Wie bei Jonathan. Auch ihm geht es vor allem um die Kraft der Gemeinschaft: „Wir denken vor allem an den sozialen Austausch, denn meine Frau und ich haben hier in der Region kein familiäres Netzwerk. Aber man sagt ja, dass es ein ganzes Dorf braucht, um zum Beispiel ein Kind zu erziehen. Darum wollen wir nicht anonym in einer Wohnung wohnen, sondern zusammen mit Menschen leben, denen auch das Miteinander wichtig ist.“
In den Klostergärten werden darum Menschen aller Altersklassen zusammenkommen: „Die soziale Durchmischung ist uns total wichtig. Es ist bereichernd, in verschiedenen Altersklassen unterwegs zu sein. Ich finde es echt großartig, einerseits von Lebenserfahrung zu profitieren und andererseits gleichzeitig den jungen Geist anderer Nachbar*innen zu spüren. Es ist ja auch eine Bereicherung, dass viele Kulturen in Deutschland leben”, erklärt Jonathan.
Die Genoss*innen der OEKOGENO SWH e. G., so der genaue Unternehmensname, haben sich dabei über das Projekt gefunden, kannten sich vorher nicht. Andere Gründer*innen hingegen wissen, dass sie zusammen ein Wohnprojekt gründen wollen und suchen erst dann nach der passenden Fläche. Alles ist möglich.
Die Geschichte von Jonathan und seinen neuen Nachbar*innen ist also bei weitem kein Einzelfall. Im Bereich des sozial-ökologischen Wohnens hat allein die GLS Bank im letzten Jahr 305 Millionen Euro investiert.
Und das ist ziemlich cool. Denn Geschichten wie diese sind der Beweis, dass klimafreundliches und bezahlbares Wohnen zusammengehen.
Meine Kollegin Eva Wallenwein möchte auch nachhaltig wohnen. In diesem Blogbeitrag teilt sie dafür ihre elf wichtigsten Tipps.
Wie wichtig ist dir nachhaltiges Bauen? Und könntest du dir sogar vorstellen, mit Gleichgesinnten selbst in diesem Bereich aktiv zu werden? Die Genoss*innen von Jonathans Genossenschaft OEKOGENO SWH suchen noch junge Singles und Familien als Mitstreiter*innen. Weitere Informationen dazu findest du hier:
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