Das Bild zeigt einen Garten, in dem mehrere Menschen gärtnern.

Neues Wirtschaften: Von der Gemeinschaft getragen

Das Next Economy Lab, kurz NELA, entwickelt gemeinsam mit Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft Konzepte für eine zukunftsfähige Wirtschaft: sozial gerecht, klimapositiv und kooperativ. Am 7. Dezember 2023 findet in der GLS Bank ein Zukunftsdialog zu dem Thema “Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften” statt. Wir erklären, was man darunter versteht.

Unsere Vision einer „Next Economy“ ist eine Wirtschaft von Morgen, die allen Menschen Zugang zum weltweiten Wohlstand ermöglicht und die Ökosysteme unterstützt, in ihr Gleichgewicht zurückzukehren.

So lautet die Mission von NELA. Es geht um den Gedanken, dass das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft auch auf andere Unternehmen übertragen werden kann. Von einer Gemeinschaft getragen wirtschaften: Das funktioniert, wenn Konsument*innen und Produzent*innen eine Gemeinschaft bilden. Sarah Mewes erläutert im Gespräch die Details.

Das Foto zeigt Sarah Mewes.
Sarah Mewes von NELA

Was ist gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften?

Im Kern geht es dabei um eine Umlagefinanzierung der Betriebskosten durch Mitglieder. Diese verpflichten sich für einen bestimmten Zeitraum zu regelmäßigen Beiträgen und decken damit das unternehmerische Risiko mit ab. Dadurch werden die Unternehmerinnen und Unternehmer ein Stück weit unabhängig vom Markt und können langfristiger kalkulieren.

Was zeichnet diese Unternehmen sonst noch aus?

Sie richten sich nach den Bedarfen der Gemeinschaft: Das können Elemente von Mitbestimmung, regionale und ökologische Produktion, Bildungsangebote oder auch gemeinschaftliches Eigentum sein.

Dieses Prinzip ist ja bereits aus der solidarischen Landwirtschaft bekannt. Wo funktioniert es sonst noch?

Vor allem in kleinen bis mittleren Unternehmen, die regional eingebunden sind und in alltagsnahen Bereichen wie Essen, Kleidung, Energie, Mobilität tätig sind. Das kann auch ein Coworking-Space oder eine Radwerkstatt sein.

Machen die Unternehmen das aus Idealismus?

Als die Idee neu war, war die Hauptmotivation meistens Idealismus. Das Modell funktioniert jedoch auch unabhängig davon. Seit der Coronakrise und der Inflation geht es zunehmend um Lösungen in Notlagen. Das kann etwa für Läden in einer aussterbenden Innenstadt sein, mit einer Stammkundschaft, die sich engagieren will. Gemeinschaftlich arbeiten sie an der Innenstadt der Zukunft und einer neuen Unternehmensform, statt sich von externen Prozessen überrollen zu lassen.

Was können interessierte Unternehmen tun?

Wichtig ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Praktikern und Praktikerinnen. Letztlich geht es um Fragen wie: Welche finanziellen Bedarfe haben wir, die durch eine Umlagefinanzierung gut gedeckt werden könnten? Wie ist das Potenzial von Menschen um uns herum? Wie wollen wir langfristig Mitglieder motivieren? Hätten wir Spaß am Zusammenwirken mit Mitgliedern? Wenn hier gute Antworten gefunden werden, dann können daraus Gemeinschaften entstehen, die neues Wirtschaften in die Welt tragen und auch in Krisen Bestand haben.

Praxisleitfaden & Zukunftsdialog

Ende des Jahres veröffentlicht NELA zum Thema „Gemeinschaftsgetragenes Unternehmertum“ einen Praxisleitfaden. Am 7. Dezember 2023 veranstaltet das Lab zusammen mit der Böll-Stiftung und der GLS Bank einen Zukunftsdialog in Bochum. Er richtet sich an Unternehmer*innen und Interessierte, die gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften umsetzen wollen.
Sie haben Interesse? Dann melden Sie sich an.

Unser Lesetipp zum Thema Nachhaltiges Wirtschaften: Der Nachhaltigkeitsforscher Reinhard Loske hat Ende 2021 auf unserem Blog von “gut gemachten Dingen” und „sauberen Lieferketten“ berichtet.

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Eine Antwort zu „Neues Wirtschaften: Von der Gemeinschaft getragen“

  1. Avatar von Oliver Schmitt
    Oliver Schmitt

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    Ich bin nicht sicher ob ich das richtig verstehe: „Im Kern geht es dabei um eine Umlagefinanzierung der Betriebskosten durch Mitglieder. Diese verpflichten sich für einen bestimmten Zeitraum zu regelmäßigen Beiträgen und decken damit das unternehmerische Risiko mit ab.“
    Vor kurzem hat sich nämlich die Firma Bleed an Ihre Kund*innen gewendet mit genau diesem Vorschlag. Die Firma erhält quasi Zahlungen ohne konkrete Gegenleistung. Das kam mir seltsam vor, wo ist der Anreiz für mich, das zu tun?

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