Das GLS Partnerunternehmen right°. based on science, kurz right°, misst die Temperatur von Unternehmen. Das Thermometer, das dafür benötigt wird, ist ein speziell entwickeltes Modell, das sogenannte “X-Degree Compatibility”-Modell. Mit ihm werden Daten erhoben und bewertet, die letztlich zu einer einfachen Grad-Celsius-Zahl führen, was wiederum den betrieblichen CO2-Ausstoß viel greifbarer macht. Co-Gründerin Hannah Helmke erklärt im Gespräch, warum Unternehmer*innen ihre Gradzahl kennen sollten.
Frau Helmke, viele Unternehmen und Organisationen sind noch nicht dazu verpflichtet, ihre CO2-Bilanz zu erheben. Warum sollten sie es trotzdem tun?
Das Wissen darüber, wie stark das eigene Geschäftsmodell mit dem Ausstoß von Treibhausgasen zusammenhängt, entscheidet über dessen Zukunftsfähigkeit. Die Gesetzeslage ist dabei nur ein Aspekt – und hier ist mit weiteren Verschärfungen zu rechnen. Mindestens genauso bedeutend sind die Erwartungen von Kund*innen und Mitarbeitenden von Investor*innen und Kreditinstituten. Wer sich jetzt Klarheit verschafft und vorausschauend agiert, bekommt besseren Zugang zu Kapital, Talenten und Marktanteilen.
Wie verschafft das X-Degree Compatibility Modell von right° Unternehmen notwendige Klarheit?
Die Welt hat ein klares Ziel: Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius. Wir berechnen die Klimawirkung von Unternehmen, Gebäuden und Portfolios in derselben Metrik. Das ist wissenschaftlich robust, verständlich und aussagekräftig. Denn die Kernfrage ist ja nicht: Wann bin ich bei Nettonull? Sondern: Wie viele Emissionen verursache ich insgesamt und halte ich mein 1,5-Grad-Emissionsbudget ein? Führe ich ein 3-Grad- oder ein 1,5-Grad-Unternehmen? Unser XDC-Modell beantwortet diese Fragen und zeigt: So stark würde sich das Klima erwärmen, wenn die ganze Welt die gleiche Klima-Performance hätte wie das betrachtete Unternehmen.
Wie funktioniert die Berechnung?
Wir beginnen mit der Emissionsintensität, also der Menge an Emissionen, die das Unternehmen verursacht, um 1 Mio. Euro Wertschöpfung zu generieren. Dann modellieren wir die künftige Entwicklung dieser Emissionsintensität entlang von Szenarien. Zum Start ist das immer ein „Business-as-usual“ Szenario, um erst einmal den Status Quo zu erfassen. Diese Entwicklung vergleichen wir mit Referenzpfaden, die beispielsweise aus dem 1,5-Grad-Plan der Internationalen Energieagentur abgeleitet sind. Die jährliche Differenz zwischen diesen Referenzen und dem Unternehmenspfad ist die Klima-Performance. Diese Performance übertragen wir auf die ganze Welt und erhalten so die Gesamtmenge an Emissionen, die entstehen würde, wenn die Welt genauso wäre wie das Unternehmen. Zu guter Letzt geben wir diese Emissionsmenge in ein Klimamodell ein und erhalten so einen Grad-Celsius-Wert.
Wie können Unternehmen diese Erkenntnis nutzen?
Oft verläuft die Anwendung unseres XDC-Modells in folgenden Schritten. Erst die Standortbestimmung: Wo stehen wir heute? Wie groß ist die Lücke zum 1,5-Grad-Ziel? Dann die Szenarioanalyse: Wie verändert sich der Wert, wenn wir geplante Klimamaßnahmen umsetzen, oder müssen wir noch ambitionierter werden? So lassen sich Strategien ausarbeiten, die man immer wieder nachhalten und überprüfen kann. Und schließlich hilft die Gradzahl dabei, mit internen und externen Zielgruppen zu kommunizieren und sie mitzunehmen auf dem Weg der Transformation.
Wie arbeitet right° mit der GLS Bank zusammen?
Die Zusammenarbeit hat 2018 in einer frühen Phase begonnen. Gemeinsam haben wir Pionierarbeit geleistet: Wir haben gezeigt, dass wir die Klimawirkung der investierten und finanzierten Projekte messen können. Diese Anwendung der X-Grad-Kennzahl in der Finanzbranche ist besonders bedeutsam, da die Investitions- und Finanzierungsentscheidungen von heute einen großen Hebel für die Gestaltung der Welt von morgen darstellen.
Das Unternehmen right° ist strategischer Partner der GLS Bank. Mit seinem XDC-Modell übersetzt das Start-up die Klimawirkung von Unternehmen oder Immobilien in Grad-Celsius. Die GLS Bank hat right° als Entwicklungspartner früh dabei unterstützt, das XDC-Modell zu erproben. Seit 2021 ist die GLS Bank an dem Unternehmen beteiligt. XDC wird genutzt, um die Klimawirkung der Bank zu messen, aber auch, um Fonds und Kreditportfolios zu analysieren.
Mehr Informationen zu unserer Branche Nachhaltige Wirtschaft findest du auf dieser Webseite: https://www.gls.de/unternehmen-institutionen/branchen/nachhaltige-wirtschaft/
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