Porträtfoto von Sebastian Klein

Wir müssen über Geld reden, Sebastian Klein!

Über Geld spricht man nicht? Wir schon, denn Geld ist ein gesellschaftliches Gestaltungsmittel und sollte kein Tabu sein. Deshalb fragen wir in dieser Rubrik regelmäßig Menschen danach, was sie über Geld denken und wie sie es ausgeben. Hier antwortet Sebastian Klein.

1. Mit wem sprichst Du über Geld (außer mit uns)?

Mit allen. Denn ich glaube, wir können nicht zu viel über Geld reden.

2. Was bedeutet Dir Geld?

Als Selbstzweck bedeutet es mir nichts. Aber in unserer Welt ist Geld das vielleicht wichtigste Werkzeug, mit dem sich die Welt gestalten lässt. Deshalb finde ich es so wichtig, dass alle beim Thema Geld mitreden.

3. Sparen oder ausgeben?

Ausgeben.

4. Bar oder mit Karte?

Karte.

5. Wofür gibst Du gerne Geld aus?

Für gutes, regional und ökologisch hergestelltes Essen und für Restaurants, die es anbieten. Ich gebe mehr Geld für Essen als für die Miete aus und habe trotz Mietwohnung viel Geld in eine tolle Küche gesteckt.

6. Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, dass Du morgen all Dein Geld verlieren würdest?

Dann würde ich es heute einer gemeinwohlorientierten Organisation wie dem Netzwerk Steuergerechtigkeit oder der Bürgerbewegung Finanzwende überweisen.

7. Geld hat eine Wirkung – immer. Was denkst Du darüber und was folgt für Dich daraus?

Geld ist für mich heute in großen Teilen der Motor unseres zerstörerischen, extraktiven Wirtschaftssystems. Das hat unter dem Strich eine tolle Rendite, aber eine negative Wirkung auf Mensch, Gesellschaft und Planeten. Geld kann natürlich auch positiv wirken, also zu einer regenerativen Wirtschaft beitragen und Mensch, Gesellschaft und Planeten stärken. Wer das will, muss auf finanzielle Rendite verzichten und die gesellschaftliche Rendite in den Vordergrund stellen.

8. Wie viel Geld ist genug/zu viel?

Genug ist, wenn ich mich sicher fühle. Diese Sicherheit sollte aber nicht nur durch private Vorsorge entstehen, sondern auch durch einen starken Sozialstaat, der solidarisch dafür sorgt, dass alle ein Leben in Würde führen können, wie es unser Grundgesetz verlangt. Zu viel ist, wenn ich durch mein Geld so viel Macht habe, dass es das demokratische Prinzip von „eine Person, eine Stimme“ überschreibt.

9. Hast Du das Gefühl, dass Geld Dir Freiheit gibt oder Dich eher belastet?

Ich habe den Großteil meines Vermögens in eine gemeinnützige Organisation eingebracht. Als Privatvermögen hätte es mich belastet, ich hätte mich als Teil des enormen Ungleichheits-Problems empfunden, das wir in Deutschland haben. Jetzt kann das Geld für die Gesellschaft wirken, das fühlt sich viel besser an. Das, was ich privat zurückbehalten habe, reicht, um mir alle Freiheiten zu geben, die ich brauche.

10. Inwiefern lebst Du in Widersprüchen beim Thema Geld?

Wenn ich einen Widerspruch entdecke, versuche ich, ihn aufzulösen. So bin ich auch dazu gekommen, mich vom Großteil meines Privatvermögens zu trennen. Weil ich es widersprüchlich fand, die Ungleichheit als Problem zu erkennen, und dann selbst Teil davon zu sein. Ein Bereich, in dem es mir wirklich schwerfällt, klar und konsequent zu sein, ist das Reisen. Ich würde wirklich gerne regelmäßig Fernreisen unternehmen, will aber gleichzeitig Flugreisen vermeiden. Da habe ich noch keinen Weg gefunden, den Widerspruch gut aufzulösen und freue mich über alle Tipps.

Sebastian Klein ist GLS Bank Kunde, Autor und Gründer (u. a. Blinkist und Neue Narrative). Und er war Multimillionär denn den Großteil seines Vermögens hat er abgegeben. Warum er das getan hat, kannst Du in seinem Buch „Toxisch reich“ nachlesen.

Anna und Yannik stehen auf einem Steg am Wasser

Spannend? Dann schau doch mal, was die beiden Blogger Anna und Yanik von @GrünumdieWelt auf die Geldfragen geantwortet haben!

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Eine Antwort zu „Wir müssen über Geld reden, Sebastian Klein!“

  1. Avatar von Reinhard Huss
    Reinhard Huss

    Hallo
    Ich bin von den mutigen und vorbildlichen Entscheidungen von Herrn Sebastian Klein sehr beeindruckt .
    Kann mehr Zeit-Autonomie das Problem der Fernreisen aufloesen? ‚Slow Travel‘ erlaubt es, lange Reisen oekologisch durchzufuehren. Ich kaempfe fuer ein bedingungsloses Grundeinkommen fuer Alle, so dass Menschen mehr Kontrolle ueber ihre eigene Zeit gewinnen.
    Eine zusaetzliche technische Verbesserung koennten Fernreisen mit Luftschiffen (Zeppeline) sein.

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