Schmuckbranche goes Nachhaltigkeit

Schmuck hat ähnlich wie Kleidung oft undurchschaubare, über den Globus verteilte Lieferketten. Ökologische und soziale Aspekte spielen eine untergeordnete, manchmal leider gar keine Rolle. Das wollen einige Unternehmen aus der Uhren- und Schmuckbranche – mit dabei der GLS Kunde modabilé – ändern. Sie streben nachhaltigere Praktiken an, um ihren eigenen Ansprüchen, aber auch den Wünschen der Kund*innen gerecht zu werden.

Ein Gespräch mit Tim Peters von modabilé. Die Schmuckmarke aus Goslar ist Kunde der GLS Bank.

Für Tim Peters von modabilé, einer nachhaltigen Schmuckmarke aus Goslar, braucht es zwei Dinge, um die Schmuckwelt in eine nachhaltigere Richtung zu lenken: zum einen Fairness bei den Arbeitsbedingungen in den beteiligten Unternehmen, zum anderen den kritischen Blick auf verwendete Materialien sowie die Arbeitsschritte bis hin zum fertigen Produkt.

Seit über sieben Jahren ist Peters in der Schmuckbranche tätig, hat während dieser Zeit reichlich Erfahrung in Konzeption und Vermarktung von Schmuckstücken gesammelt. Als passionierter Wanderer und Paraglider im Harz ist die Natur für ihn essenziell: Sie berührt ihn und gibt ihm Energie. Dem Co-Gründer von modabilé ist daher wichtig, nachhaltige Projekte im Harz zu fördern. Im Gespräch mit Tim Peters geht es also nicht nur um schöne Ohrringe, Armbänder, Hals- und Fußketten…

Tim Peters von dem Schmucklabel modabilé.
Tim Peters von modabilé

Herr Peters, wie sind Sie auf den wild lebenden Luchs und Bäume pflanzen im Nationalpark gekommen? Erklären Sie uns Ihr „Herzensprojekt“?

Unser Label hat seinen Sitz in Goslar und daher liegt uns die Natur des Harzes am Herzen. Der Harz ist ein wunderschönes und einzigartiges Naturschutzgebiet, in dem viele Tierarten leben, darunter auch der Luchs. Mit unserem sogenannten Herzensprojekt leisten wir einen Beitrag zum Schutz der natürlichen Prozesse im Harz. Konkret bedeutet das: Wenn Kund*innen ein Schmuckstück bei uns kaufen, können sie wählen, ob ihnen das Luchsprojekt oder das Baumpflanzprojekt im Nationalpark Harz mehr am Herzen liegt. Für das Luchsprojekt spenden wir einen Euro pro Bestellung, für das Baumpflanzprojekt zwei. Unsere Unterstützung soll direkt bei den Projekten ankommen und nicht in Bürokratie und Verwaltungskosten verschwinden. Deshalb arbeiten wir mit diesen Partnern und zum Beispiel auch dem Radio Brocken zusammen.

Zusammen mit ihrem Geschäftspartner Tom Schäfer haben Sie 2016 modabilé gegründet. Was war Ihre Motivation? Und was haben Sie vorher gemacht?

Bevor ich modabilé gegründet habe, war ich als Onlinemarketing-Berater tätig. Rund um die Konzeption und Vermarktung von Onlineprojekten lernte ich dabei alles. Mein Co-Gründer Tom Schäfer hat ebenfalls diverse Onlineprojekte betrieben. Bei uns beiden wurde aber der Wunsch immer stärker, etwas Eigenes aufzubauen. Wir wollten etwas erschaffen, das man anfassen kann. Ein Produkt, mit dem wir Menschen eine Freude machen. Ich war damals schon leidenschaftlicher Wanderer mit großer Liebe zur Natur. Das war einer der Gründe, warum ich mich schließlich für die Gründung unseres Schmucklabels entschieden habe. Wir stellen den Schmuck nicht selbst her, wir entwerfen ihn und lassen ihn bei unseren Herstellern fertigen.

Worauf sollten die Liebhaber*innen von Schmuck generell achten, wenn sie nachhaltigen Schmuck kaufen möchten?

Da habe ich eine gute Liste, an denen sich Käufer*innen orientieren können. Erst einmal zu den Materialien: Nachhaltiger Schmuck wird aus recyceltem Gold oder Silber hergestellt oder aus Fairtrade-zertifizierten Materialien.

Zweitens, die Produktionsbedingungen: Es ist wichtig, dass die Schmuckstücke unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden, um sicherzustellen, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter gerecht entlohnt werden und unter sicheren Bedingungen arbeiten können. Die Frage, woran ich sowohl Material als auch Produktionsbedingungen beim Kauf erkennen kann, führt uns – drittens – zu den Zertifizierungen wie beispielsweise Fairtrade oder das Responsible Jewellery Council (RJC). Diese Zertifizierungen sind ein Hinweis darauf, dass ein Schmuckstück nachhaltig produziert wurde.

Punkt Nummer vier ist die Transparenz: Unternehmen, die nachhaltigen Schmuck herstellen, sollten transparent sein und Informationen über ihre Lieferkette und ihre Produktion bereitstellen. Und schließlich, fünftens, Langlebigkeit: Nachhaltiger Schmuck sollte von hoher Qualität sein und lange halten, um die Umweltbelastung durch häufigen Austausch zu minimieren. Wer auf diese fünf Faktoren achtet, trägt dazu bei, dass die Schmuckbranche nachhaltiger wird.

Das ist eine gute Hilfestellung. Wie definieren Sie als Schmuckexperte nachhaltige Materialien?

Recycelte Edelmetalle sind mittlerweile eine etablierte Option in der Schmuckbranche. Das heißt, dass die Hersteller für neuen Schmuck Gold und Silber aus alten Schmuckstücken oder Elektronikschrott wiederverwenden. Es gibt auch Fairtrade-zertifiziertes Gold, das aus Minen stammt, die nachhaltige Arbeitsbedingungen und Umweltstandards garantieren sollen. Wir unterstützen solche Projekte grundsätzlich, weil sie einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Umweltstandards in der Schmuckbranche leisten. Zu den nachhaltigen Materialien zählen ebenfalls die sogenannten „konfliktfreien Diamanten“. Das sind Diamanten, die unter Einhaltung von Menschenrechten und ohne Ausbeutung hergestellt werden. Umweltfreundlich ist Schmuck auch in den Fällen, in denen er aus biologisch abbaubaren Materialien besteht, also aus Holz, Kork, Bambus oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Holzschmuck empfehle ich dann, wenn das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

Wir setzen bei modabilé mehrheitlich auf recyceltes 925 Sterling Silber und recyceltes Gold und lassen unseren Schmuck ausschließlich in Deutschland und Europa produzieren.

Sind Sie bei der Umsetzung neu designter Schmuckstücke dabei, wenn sie hergestellt werden?

Ja, Tom und ich sind oft in Deutschland unterwegs, um uns die Produktion anzuschauen. Ich kann zum Beispiel genau erklären, wie eine Halskette bei einem unserer deutscher Hersteller mit RJC-Zertifikat entsteht. Sie wird aus recyceltem 925 Sterling Silber gefertigt. Zuerst wird das Metall geschmolzen und in Strangform ausgegossen. Der fertige Strangguss wird vorsichtig gewalzt. Das bewährte Drahtziehen-Verfahren erfolgt heute mithilfe hochmoderner High-Tech Ziehmaschinen. Durch wiederholtes Ziehen entsteht aus dem gewalzten Strangguss ein gleichmäßiger feiner, glänzender Silberdraht, der anschließend auf eine Rolle gewickelt und an der Kettenmaschine weiterverarbeitet wird. Das ist übrigens das Herzstück unserer Partnermanufaktur.

Der gerollte Silberdraht wird anschließend in viele kleine Glieder aufgeteilt, die sich gleichmäßig aneinanderreihen. Dahinter steckt ein wahres Wundergerät – eine hochpräzise Kettenmaschine, die aus den Silberdrähten über mechanische Kurven Glieder formt und in eine unendlich lange Kette vereint. Die Kettenglieder werden anschließend wieder von Hand zugeschweißt. Dies gehört zu den wichtigsten Schritten und ist maßgeblich für hohe Qualität und lange Haltbarkeit eines modabilé-Schmuckstücks.

Wir wissen also nicht nur, wie unser Schmuck entsteht, sondern auch unter welchen Arbeitsbedingungen und mit welchen Ressourcen. Wir achten zum Beispiel darauf, dass unsere Partner auch sorgfältig mit Energie umgehen, über Energiespar-Konzepte verfügen etc.

Eine Frau trägt Halsketten von modabilé.

Wie viele Schmuckstücke haben Sie schon als modabilé entworfen? Und an welchen kreativen Ideen arbeiten Sie gerade?

Die genaue Anzahl unserer Schmuckstücke ist gar nicht so einfach zu bestimmen, da wir teilweise 13 verschiedene Längen für eine einzelne Kette haben. Wenn man alle Varianten berücksichtigen würde, kämen wir auf über 1.000 einzeln bestellbare Schmuckstücke. Unsere Kollektion umfasst sowohl selbst entworfene Schmuckstücke als auch bewährte Ketten wie Schlangenketten, Königsketten oder Singapurketten. In unserem Online-Shop sind aktuell 177 verschiedene Schmuckstücke aus 925 Sterling Silber, 333 Gold und 585 Echtgold gelistet. Und was die nächste Idee betrifft: Als kleinen Vorgeschmack kann ich nur verraten, dass wir derzeit an Schmuckstücken arbeiten, die perfekt zum Harz passen.

Danke für das Gespräch!

Hendrik Reimers von fairafric

Ihr wollt weitere Kund*innen aus der GLS Gemeinschaft kennenlernen? Wie wäre es mit fairer Schokolade aus Ghana? Oder einem Stück über die Gemeinsamkeiten zwischen nachhaltigem Banking und fairer Mode? Wir freuen uns über eure Kommentare!

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Eine Antwort zu „Schmuckbranche goes Nachhaltigkeit“

  1. Avatar von Jim
    Jim

    |

    Beim Schmuckkauf ist es wichtig, auf Qualität und Authentizität zu achten, besonders bei Edelmetallen und Edelsteinen. Berücksichtige deinen Stil und Anlass, um das passende Schmuckstück zu finden. Vergleiche Preise und überlege, ob du lieber in zeitlose Klassiker oder trendige Stücke investieren möchtest.

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