Feuer in einem Wald

Klimarisiken: Wie schaffen wir es, uns anzupassen?

Der Klimanotstand ist in Deutschland angekommen: zunehmende Trocken- und Hitzeperioden, Waldbrände, Hochwasser, Sturm- und Starkregenereignisse. Was wir daher dringend erreichen müssen, ist die Anpassung an die Folgen der Erderhitzung. Wie schaffen wir das? Und was haben Banken damit zu tun?

In meiner Kindheit und Jugendzeit habe ich Deutschland als Land der gemäßigten Temperaturen wahrgenommen. Im Winter kalt, im Sommer warm. Nicht so kalt, dass ich beim dreiwöchigen Schneeschippen Extrem-Muskelkater erleide. Nicht so warm, dass ich nachts selbst mit Ventilator und Gekko an der Wand nicht schlafen kann.

Doch der Klimanotstand ist da: Ich weiß nicht mehr, ob im April eine lange Trocken- und Hitzeperiode beginnt, wann der nächste Starkregen meinen Keller flutet, in welchen Bundesländern Feuerwehrleute ihr Leben bei Waldbränden riskieren und welches Flüsschen zu einer Hochwasserkatastrophe anschwillt. Was kann die Gesellschaft tun, um sich gegen solche Ereignisse zu schützen? Sie muss sich frühzeitig mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigen, Maßnahmen treffen und so Mensch, Umwelt und Infrastruktur vor Ort schützen.

Klimaschutz steht bislang im Fokus der Öffentlichkeit

Die Notwendigkeit der Klimaanpassung ist auf Bundes- und Landesebene sowie in den Kommunen angekommen. Ergänzend dazu müssen auch Wirtschaftsakteure und Bürger*innen Eigenvorsorge betreiben. Die momentanen Klima-Aktivitäten beziehen sich meist auf den Klimaschutz: Die breite Öffentlichkeit ist dank zahlreicher Klimabewegungen in der Gesellschaft (siehe dazu auch unseren Blogbeitrag “Die Klimabewegung hat viele Gesichter”) für den Klimawandel sensibilisiert. Die sozialen Bewegungen, darunter auch Kommunen und Regionen im Klimanotstand, fordern die konsequente Einhaltung der Ziele des Übereinkommens von Paris. Auch ein Teil der deutschen Wirtschaft ist sensibilisiert und will proaktiv zu dem Übereinkommen beitragen.

Klimaschutz und Klimaanpassung: Handlungsfelder für Unternehmen und Banken

In Unternehmen steht oft der Klimaschutz nach Artikel 2.1 (a) des Pariser Klimaabkommens im Vordergrund. Darin heißt es, dass der Bedrohung durch Klimaänderungen begegnet wird, indem

„der Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau gehalten wird und Anstrengungen unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, da erkannt wurde, dass dies die Risiken und Auswirkungen der Klimaänderungen erheblich verringern würde.”

Die notwendige Anpassung an den Klimawandel nach Artikel 2.1 (b) erhält jedoch bislang eher wenig Aufmerksamkeit. Hier steht, dass dem Klimanotstand begegnet wird, indem

„die Fähigkeit zur Anpassung an die nachteiligen Auswirkungen der Klimaänderungen erhöht und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaänderungen sowie eine hinsichtlich der Treibhausgase emissionsarme Entwicklung so gefördert wird, dass die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird.”

Sowohl Klimaschutz (a) als auch die Anpassung an den Klimawandel (b) zeigen bereits dringende Handlungsfelder für die Wirtschaft und den Bankensektor auf. Der Finanzsektor wird in dem Abkommen auch direkt adressiert: In Artikel 2.1 (c) wird auf die Aufgabe der Banken verwiesen, “die Finanzmittelflüsse in Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung zu bringen”. Wenn Banken zum Beispiel ihre Rahmenbedingungen im Kreditgeschäft entsprechend anpassen, haben sie eine große Wirkung auf Wirtschaftsunternehmen und Privatpersonen.

Die GLS Bank hat von Januar 2022 bis April 2023 an einem Förderprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) teilgenommen. Mehr Infos zu dem Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ gibt es auf dieser GLS Webseite.

Feuerwehrschläuche liegen im Wald.

Akute und chronische Klimarisiken

Klimakrisen haben zum einen sogenannte physische Auswirkungen. Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) definiert die physischen Klimarisiken wie folgt:

„Physische Risiken ergeben sich sowohl im Hinblick auf einzelne Extremwetterereignisse und deren Folgen (…) als auch in Bezug auf langfristige Veränderungen klimatischer und ökologischer Bedingungen (…).“ (Bafin 2019, S.11)

Dabei wird zwischen chronischen Klimarisiken und akuten Klimarisiken unterschieden. Bei akuten Risiken ändert sich die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Überflutung, Stürme, Waldbrände und Hitzewellen. Die chronischen Klimarisiken beschreiben eine Veränderung von verschiedenen Klimavariablen auf lange Frist. So verändern sich etwa die Temperaturen und Niederschlagsmengen auf längere Sicht. Auch der Anstieg des Meeresspiegels ist ein chronisches Risiko.

Die transitorischen Auswirkungen von Klimakrisen

Neben den physischen Klimakrisen gibt es noch die sogenannten transitorischen Risiken. Die Definition der BaFin lautet:

„Transitionsrisiken bestehen im Zusammenhang mit der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft: Politische Maßnahmen können zu einer Verteuerung und/oder Verknappung fossiler Energieträger führen (…) oder zu hohen Investitionskosten aufgrund erforderlicher Sanierungen von Gebäuden und Anlagen. Neue Technologien können bekannte verdrängen (Beispiel: Elektromobilität), veränderte Kundenpräferenzen und gesellschaftliche Erwartungen können nicht angepasste Unternehmen gefährden.“ (BaFin 2019, S.11)

Klimarisiken: Wie betrifft uns das als Bank?

Klimabezogene Kreditrisiken führen dazu, dass Hypotheken und Sicherheiten an Wert verlieren oder dass Kreditnehmer*innen unfähig sind, ihren Kredit zurückzuzahlen. Wenn zum Beispiel Infrastruktur durch eine Klimakatastrophe zerstört wird, Mitarbeitende unter zunehmender Hitze leiden oder durch globale Klimaauswirkungen Engpässe bei den Lieferketten entstehen, beeinflusst dies die Geschäftstätigkeit negativ.

Für ein ganzheitliches Risikomanagement müssen wir als Bank die physischen und transitorischen Klimarisiken erfassen und bewerten. Daraus entwickeln wir dann Anpassungsmaßnahmen für den eigenen Geschäftsbereich und setzen sie um. Auch unsere Kreditnehmer*innen können wir durch unser Wissen für Klimarisiken sensibilisieren und sie bei ihren Anpassungsmaßnahmen unterstützen. Wenn viele Banken so handeln, führt das zu insgesamt mehr Klimakompetenz bei Finanzdienstleister*innen – und dies wiederum trägt zu einem guten Risikomanagement der Realwirtschaft bei.

In Gemeinschaft mit unseren Kund*innen

Als GLS Bank sehen wir uns in einer Gemeinschaft mit unseren Kund*innen und wollen sie dabei unterstützen, auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein. Klimaanpassung ist uns ein wichtiges Anliegen, denn wir wollen zukünftige Generationen schützen.

Wir möchten unseren Kund*innen daher ein möglichst individuelles Angebot bei der Kreditvergabe machen: Wir ermitteln die Klimarisiken, können so das Gesamtrisiko besser einschätzen und stehen dann unseren Kund*innen beratend zur Seite. Eine wichtige Frage lautet: Mit welchen Anpassungsmaßnahmen lassen sich Klimarisiken senken? Damit erhöhen wir für beide Seiten die Sicherheit: für uns als finanzierende Bank und für die Menschen, die für ihre wertvollen Projekte finanzielle Unterstützung benötigen.

Eins ist klar: Wir sitzen alle im selben Boot. Die Klimakrisen betreffen auch die Standorte der GLS Bank in Deutschland. Sie betreffen die Bankinfrastruktur und alle Mitarbeitenden. Das bedeutet, dass wir uns selbst entsprechend anpassen müssen, um besser geschützt zu sein vor den Folgen des Klimawandels.

Hinterlasse gerne einen Kommentar! Was denkst du über Klimarisiken? Hast du vielleicht schon Anpassungsstrategien entwickelt?

 

Zum Thema Nachhaltigkeitsrisiken kannst du hier auf dem Blog ein Interview mit zwei Menschen aus der GLS Bank lesen. Dr. Laura Mervelskemper und Meinrad Ettengruber erklären sehr gut, wie wir als Bank die Risiken in Chancen umwandeln wollen.

Was sind Nachhaltigkeitsrisiken und wie werden daraus Chancen?

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