Frauen machen kleine und große Schritte zu einer innovativen zukunftsfähigeren Gesellschaft – häufig bleibt es unbemerkt. Diese Leistungen müssen sichtbar werden, wir müssen institutionelle Barrieren abbauen und brauchen Vorbilder, die zeigen, wie Frauen sich gegenseitig helfen, unterstützen und Türen öffnen.
Genau hierum geht es in der Blogreihe „Frauen bewegen mich“. Unglaublich viele Frauen der GLS Community setzen sich mit ihrer Arbeit für Geschlechtergerechtigkeit ein und reißen uns mit ihrem Engagement mit. Sie gründen, informieren, helfen, reisen, schreiben, arbeiten und leben mit der Mission, die Welt weiblicher/feministischer zu gestalten. Erfahrt mehr über ihren Werdegang, ihre Anliegen und ihre tägliche Arbeit – hier im Blog bei „Frauen bewegen mich“.
Als erste in der Reihe stelle ich euch Kristina Lunz vor.
Kristina beschreibt sich selbst als Aktivistin und Unternehmerin. Mit ihrem Centre for Feminist Foreign Policy setzt sie sich für feministische Außen- und Sicherheitspolitik ein.
„Sexualisierung ist eine Form der Objektifizierung. Immer wenn wir Menschen objektifizieren, sprechen wir ihnen menschliche Eigenschaften ab, was wiederum nachweislich zu mehr Gewalt gegenüber diesen Personengruppen führt“,
erklärt Kristina. Vor allem Wut treibt sie an, sagt sie. 2014 hat sie eine Petition gegen den damaligen Bild-Zeitung Chefredakteur Kai Diekmann gestartet und die Kampagne #StopBildSexism ins Leben gerufen. Die tägliche Sexualisierung von Frauen in Europas auflagenstärkster Zeitung machte Kristina wütend. Genauso wütend wie die Tatsache, dass Frauen nach wie vor häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Wie kann es sein, dass Menschen, die ein frauenverachtendes Menschenbild propagieren, so viel Macht in unserer Gesellschaft besitzen?
Bereits als Kind fiel Kristina auf, dass Macht in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt ist. Aufgewachsen in einem traditionellen 80-Seelen-Dorf in Bayern, merkte sie als junges Mädchen, dass wichtige Entscheidungen – egal ob Bürgermeister, Vorstand vom Sportverein, Fahrschullehrer oder Arzt – überwiegend von Männern getroffen werden. Mit Studium der Psychologie und Diplomatie, erst in Mainz, dann in London, Oxford und Stanford, kam das Verständnis darüber, was ihr damals in ihrer Kindheit schon Unbehagen bereitete. Nach ihrem Studium sammelte Kristina weitere internationale Erfahrung und arbeitete bei den United Nation in Myanmar und Kolumbien.
„Jeder Mensch ist verantwortlich dafür, wie wir unser gesellschaftliches Miteinander gestalten“,
sagt Kristina. Den größten Hebel hierfür sieht sie in der internationalen Außen- und Sicherheitspolitik. Die diplomatischen Mittel, erklärt Kristina, dürfen nicht durch eine kleine, nichtrepräsentative Gruppe kontrolliert und bestimmt werden, sondern müssen so eingesetzt werden, dass strukturelle Ungerechtigkeiten abgebaut werden. 2016 gründete sie gemeinsam mit zwei Kolleginnen das Centre for Feminist Foreign Policy in London, 2018 holte sie es als gemeinnützige GmbH nach Berlin.
Was ist feministische Außenpolitik?
CFFP arbeitet daran, die patriarchalen Strukturen und Machtverhältnisse in der internationalen Politik zu zerschlagen.
„Solange wir in diesen Strukturen international zusammenarbeiten, kommen wir zu keiner gerechten Lösung für alle und eine friedliche Welt bleibt eine Utopie“,
erklärt Kristina. CFFP beschäftigt sich beispielsweise konkret mit der Frage, wie der weltweite Waffenhandel zu geschlechterspezifischer Gewalt beiträgt. Mehr als 80% der Teilnehmenden in Abrüstungs- und Rüstungskontrollprozessen sind männlich. Dennoch werden marginalisierte Gruppen, vor allem Frauen, in bewaffneten Konflikten am stärksten unterdrückt.
Frauen sind seltener an Friedensprozessen beteiligt, obwohl nachgewiesen ist, dass sie mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sind und der Frieden länger hält, wenn Frauen an dem Prozess beteiligt waren.** Immer noch sind Frauen nicht als Gestalter*innen der Außen- und Sicherheitspolitik anerkannt – das internationale Machtverständnis ist männlich geprägt. CFFP möchte diese Strukturen durch Forschung und Aufklärung aufbrechen und die internationale Sicherheit auf die Bedürfnisse und Interessen aller Menschen abstimmen.
Als Vorreiterin der feministischen Außenpolitik gilt Schweden: Die damalige Außenministerin Margot Wallström hat bereits 2014 angefangen Gleichstellungsperspektiven in allen Bereichen der Außenpolitik zu implementieren. Auch andere Länder wie Kanada, Frankreich oder Mexiko folgten dem schwedischen Beispiel und verwirklichen feministische Perspektiven in ihrer Außenpolitik.
Über Netzwerke und Inspiration
Für Kristina ist Margot Wallström eine Inspiration und eine Wegbereiterin. Noch vor ein paar Jahren hätte sie sich nicht träumen lassen mit Menschen wie ihr zusammenzuarbeiten, heute interviewt sie sie für ihr eigenes Buch. Unterstützer*innen und Netzwerke waren für Kristina immer sehr wichtig, denn sie ist sich dessen Bedeutung als erste Akademikerin ihrer Familie sehr bewusst. Sozialkapital, sagt Kristina, ist wahnsinnig wichtig für das Vorantreiben einer Gesellschaft.
Kristina ist Ashoka Fellow, Atlantik Brücke Young Leader und Gates Foundation Goalkeeper – Netzwerke, die nicht nur finanziell unterstützen.
Als Unternehmerin weiß Kristina um die Probleme junger Frauen, wenn sie gründen wollen und sagt
„kurzfristig müssen wir unbedingt dadrüber reden, wie Geld in unserer Gesellschaft vergeben wird.“
Strukturelle Unterdrückung hindert etwa die Hälfte der Weltbevölkerung, ihre Ideen umzusetzen – genau dieses Thema wollen wir in der Veranstaltung „Geld ist auch für Frauen da!“ mit Kristina und den Gründerinnen von Ooia am Weltfrauentag, 08.03.2021 um 18:00 Uhr digital besprechen.
Im nächsten Blogbeitrag der Reihe „Frauen bewegen mich“ geht es weiter mit Dr. Annette Massmann der GLS Treuhand Zukunftsstiftung Entwicklung und ihrem Einsatz für Frauen aus dem globalen Süden.
[green_box]Hier einige Berliner Netzwerke:
Grace Accelerator Female Entrepeneurship
Startschuss zum Ticketverkauf FEMALE FUTURE FORCE DAY [/green_box]
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Geschlechtergerechtigkeit :: 170 Jahre oder bis wir endlich gleich sind
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