Wer günstig sein Geld anlegen möchte, landet schnell bei ETFs. Neben allen Vorteilen wird hier jedoch oft übersehen: Die Finanzprodukte sind so gar nicht sozial oder nachhaltig. Eine Erklärung.
Was ist eigentlich ein ETF?
ETF steht für Exchange-Traded Funds. Übersetzt: börsengehandelte Fonds. Ok. Allein diese Erklärung hilft vermutlich nur Finanzexpert*innen weiter. Ganz grundsätzlich kann man sie so erklären: ETFs sind ein virtueller Korb mit, sagen wir mal, Eiern. Welche Eier in den Korb kommen ist aber bereits festgelegt. Denn die Eier sind Aktien von Unternehmen. Und die Unternehmen werden in einem Index erfasst wie etwa dem DAX, dem deutschen Leitindex. Er umfasst die 40 größten Unternehmen, die an der Börse gelistet sind (ja, es gibt auch Unternehmen, die nicht an der Börse sind). Unser ETF-Korb ist also eine Art Kopie der aktuellen Reihenfolge im Dax. Man spricht hier von einer künstlichen Nachbildung der entsprechenden Unternehmenswerte. Das geschieht in der Regel vollautomatisch. Ein ETF ist also eine Abbildung der Aktienanteile eines Index.
Welche Arten gibt es?
Es gibt physische und synthetische ETFs. Physisch bedeutet, dass der ETF tatsächlich in die Unternehmen, deren Aktien er beinhaltet, investiert. Synthetisch heißt, dass der ETF einen Index nachbildet.
Soweit die Grundlagen. Wer nun in einen ETF investieren will, stellt schnell fest: Es gibt viele davon. ETFs gibt es mittlerweile zu unzähligen Indizes und Investmentthemen, seien es europäische Staatsanleihen, Elektromobilität oder nachhaltige Investments. Die Regel lautet: Existiert ein Börsenindex, so kann ein ETF ihn auch nachbilden.
Und da geht es schon ans Eingemachte. Wir wollen ja wissen, ob es einen nachhaltigen ETF geben kann. Die Antwort ist: Nein. Denn bis heute gibt es keinen nachhaltigen Index. Also einen Index, der ausschließlich sozial-ökologische Unternehmen listet, die den Ausschlusskriterien der GLS Bank entsprechen würden: kein Geld in Waffen, Biozide, fossile Energien, Ausbeutung und dergleichen. Kurz: alles, was unsere Welt langsam aber sicher vernichtet.
Das heißt: Es gibt keine 100 Prozent nachhaltigen ETFs.
“Aber mir werden doch immer wieder welche angeboten”, könnte es nun heißen. Ja, auf dem Finanzmarkt werden auch immer wieder grüne ETFs beworben. Oft haben sie die Endungen ESG (Environment, Social and Governance) oder SRI (Socially Responsible Investment) im Namen. Hier gibt es tatsächlich Ansätze, die ein wenig mehr grünes Gewissen vermuten lassen. Aber schauen wir mal genauer hin und schlüsseln die Methoden hinter „nachhaltigen“ ETFs auf:
- Best-In-Class Ansatz
Hier landen die Werte der besten Unternehmen einer Branche im ETF. Es werden also Kriterien definiert, wie zum Beispiel: Wie effizient ist das Unternehmen? Wie unabhängig sind Aufsichtsräte? Das Problem dabei ist, dass etwa ein Autohersteller keineswegs nachhaltig sein muss. Er muss nur besser sein als die anderen Autohersteller, um bester in seiner Branche (Best-in-Class) zu sein.
Das heißt konkret, dass auch Unternehmen aus Umweltsünder-Branchen wie etwa Öl- und Gasgewinnung in einem ETF vertreten sein können. Beispiel: Der Ölkonzern BP galt im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) lange Zeit als nachhaltiges Unternehmen – bis die zum Konzern gehörende Bohrinsel Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko die bis dahin schwerste Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte auslöste. Heute ist das Ölunternehmen Shell im Portfolio. Dieser Ansatz ist daher sehr kritisch zu bewerten. - Best-in-Class-Ansatz plus Ausschlusskriterien
Ein wenig zielführender mit Blick auf die Nachhaltigkeit sind Best-in-Class Fonds mit Ausschlusskriterien. Bedeutet: Indexanbieter meiden bei dem Aufbau des ETF Unternehmen, die Geld mit Waffen, Alkohol, Pornografie oder Glücksspiel verdienen. In solchen Fällen wird das „S“ in ESG besonders stark gewichtet. Manche erweitern ihre Angaben um Atomkraft und Kohlekraftwerke und seltene Erden. - Best-in-Progress-Ansatz
Beim Best-in-Progress Ansatz geht es darum, Unternehmen zu belohnen, die sich besonders schnell in ihrer Nachhaltigkeit verbessern. Dieser Ansatz wird aber noch selten genutzt. - Die Angabe SRI bei einem ETF
SRI steht für „Social Responsibility“ („soziale Verantwortung“). Dabei herrscht auf dem Markt die Regel, dass Unternehmen, die mindestens fünf Prozent mit problematischen Geschäftsfeldern erwirtschaften, aus dem Index fallen. Das Problem: Bei multinationalen Konzernen sind fünf Prozent des Umsatzes immer noch gigantische Summen, die auf Kosten der Nachhaltigkeit gehen.
Nachhaltige ETFs, das Fazit
Es gibt bisher keinen ETF, der den Titel „Nachhaltig“ verdient. Den GLS Bank-Kriterien für nachhaltige Anlagen hält das Finanzprodukt nicht stand. Sollten Sie doch in einen ETF investieren wollen, hält Angelika Stahl, Leiterin des Vermögensmanagements der GLS Bank, folgenden Tipp bereit: „ Achten Sie darauf, dass Sie in physische ETFs investieren. Also in einen Fonds, der tatsächlich die Aktien eines Unternehmens hält.“ Synthetische Anlagen hingegen, die lediglich einen Index künstlich nachbilden, hält sie für problematisch. „Damit investieren Sie in Derivate, also spekulative Finanzinstrumente. Aus ESG-Sicht ergibt das keinen Sinn.“
Habt ihr euch schon mit Fonds und/oder ETFs beschäftigt? Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Weitere Infos zu GLS Fonds und Anlagen
Auf unserer Website findet ihr mehr Informationen zu den GLS Fonds, zur Arbeitsweise unseres externen Anlageausschusses und unseres Researchteams.
Passend dazu unser Kollege Lukas Adams in einer älteren Podcast-Folge zu dem Thema.
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