Eine Frau sitzt zuhause und schaut sich ein Kleidungsstück an, dass sie online bestellt und gerade ausgepackt hat_Raus aus dem Retouren-Wahnsinn

Raus aus dem Retouren-Wahnsinn

Onlineshopping ohne kostenlose Rücksendungen? Momentan undenkbar. Zumindest, wenn man sich die großen Fashion-Onlineshops ansieht. Diverse Umfragen zeigen, dass die kostenlose Retoure vielen Kund*innen beim Onlineshopping am wichtigsten ist. Welche Konsequenzen diese Rücksendungen für die Umwelt haben, ist den meisten Käufer*innen jedoch gar nicht bewusst. Dabei geht es auch mit weniger Retouren. Zeit, etwas Licht ins Dunkel dieses Wahnsinns zu bringen.

Onlineshopping boomt: Aktuell kaufen 57 Millionen Deutsche online ein. Der Onlinekonsum ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent gestiegen. Vor allem durch die Pandemie konnte er ein weiteres Wachstum verzeichnen. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Anstehen an Umkleiden, kein genervtes Suchen in Klamottenbergen oder an überfüllten Garderobenstangen nach der richtigen Größe. Meine auserwählten Kleidungsstücke werden unkompliziert nach Hause geliefert und ich kann sie vorm eigenen Spiegel in Ruhe anprobieren. Was mir nicht passt, schicke ich einfach zurück, kostenfrei. Perfekt!

Die scheinbar sorgenfreie Shoppingmethode hat allerdings viele Schatten: Die Retouren belasten die Umwelt enorm. Dabei wollen 79 Prozent der Konsument*innen Umfragen zufolge eigentlich umweltbewusster shoppen. Nur 19 Prozent denken allerdings, dass sie auch tatsächlich so handeln.

Das Problem der kostenlosen Rücksendungen

Kostenfreie Retouren sind ein entscheidendes Kaufkriterium beim Onlineshopping. Laut ZigZag Research bestellen rund 40 Prozent der Konsument*innen im Internet Waren mit der Intention, die Produkte wieder zurückzuschicken. Als Konsequenz ist Deutschland Europameister in der Rücksendung von Paketen: mit mehr als 315 Millionen Retouren im Jahr 2020. Dabei entfallen 70 Prozent auf die Modebranche.

Durch die Retouren 2021 wurden um die 795.000 Tonnen CO2 ausgestoßen. Das entspricht knapp 500 Flügen um die Welt. Neben den umweltbelastenden Lieferwegen fällt zusätzlich Verpackungs- und Textilmüll an. Für Shopbetreiber*innen entstehen Kosten in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig geben 57 Prozent der Onlineshopper*innen an, sie würden weniger retournieren, wenn die Onlineshops mehr Informationen zum CO2-Ausstoß einer Retoure liefern würden.

Was viele Konsument*innen nach wie vor nicht wissen: Allein in Deutschland werden um die 20 Millionen retournierte Artikel im Jahr vernichtet. Denn die Entsorgung ist oftmals kostengünstiger als die Prüfung des Produktes zur Wiedereinführung in den Warenkreislauf oder zum Spenden.

Der Ausweg aus dem Retouren-Wahnsinn

Jede Sekunde werden zehn Pakete in Deutschland retourniert. Als Konsument*in kann man ein Zeichen setzen, indem man bewusster online bestellt. Unterstützung auf diesem Weg liefert das Start-up Keepoala, ein Kunde der GLS Bank. Das Team aus München hat eine digitale Plattform entwickelt, die das Vermeiden von Retouren im Onlinehandel belohnt. Im Fokus steht die Keepoala Community, die ihre Bestellungen per App trackt, sich gegenseitig zu nachhaltigerem Handeln motiviert und dafür Punkte sammelt. Für eine nicht zurückgesendete Mode-Bestellung erhält man Punkte, da unnötige CO2-Emissionen und Müll vermieden werden. Über Community Challenges oder die Möglichkeit, individuelle CO2-Sparziele zu definieren, setzt Keepoala zusätzliche Anreize, Retouren-ärmer einzukaufen. So konnten bereits mehrere Tausend Retouren vermieden werden.

Die App funktioniert Onlineshop- und Markenübergreifend. Es gibt ein Punktekonto für alle erfassten Fashion-Bestellungen. Attraktive Prämien sollen die Konsument*innen zudem dazu motivieren, auch nicht passende Onlinebestellungen zu behalten – und diese zum Beispiel weiter zu verkaufen bzw. zu verschenken oder umändern zu lassen.

Die teilnehmenden Onlineshops profitieren von einer sinkenden Retourenquote. Sie erhalten detaillierte Informationen über die Gründe für die Retouren und können ihr Geschäftsmodell dadurch anpassen. Wenn beispielsweise falsche Größen häufig als Retourengrund angegeben werden, haben die Shops die Möglichkeit, hilfreiche Größentabellen zur Verfügung zu stellen, an denen sich die Kund*innen besser orientieren können.

Die Lösung mit Keepoala

Das Start-up bietet Käufer*innen zwei Möglichkeiten, eine Bestellung zu erfassen: einmal per Scan des beiliegenden Retouren-Labels über die Keepoala-App oder bei einer Bestellung bei den Partnershops durch die automatische Erfassung im Keepoala-Nutzerkonto. Die Gesamtpunktzahl wird nach Ablauf des Rückgabezeitraums gutgeschrieben. Im Fall einer Retoure kann man sich einen Teil der Gesamtpunkte „verdienen“, indem man per App detaillierte Retourengründe angibt. Diese werden dem Onlineshop zur Verfügung gestellt, um Produkte, Produktqualität, Produktbilder oder Größenempfehlungen zu verbessern.

Derzeit kann man Bestellungen aus allen Onlineshops mit einem Retourenschein von DHL, Hermes, DPD oder UPS bei Keepoala per Scan erfassen. Für die Punkte gibt es verschiedene Prämien, z.B. einen 20 Euro-Gutschein für eine Buchhandlung, eine 10-Euro-Ersparnis bei der nächsten Bestellung in einem der Partner Fair Fashion Shops oder aktuell zusätzlich eine Spende für die Menschen in der Ukraine.

Momentan hat das Start-up bereits 23 Partnershops für sich gewinnen können, darunter erlich textil, Pretty Clear, Anekdot, loveco und Greenbomb.

Die Keepoala App ist sowohl für iOS als auch Android erhältlich. Du willst die App auch gerne testen? Dann lade sie dir mit einem Klick direkt herunter oder erfahre mehr auf der Website von Keepoala.

 

Zum Keepoala Team

Keepoala wurde 2021 in München von Sebastian Engel-Wolf, Eik Lämmerhirt und Tjark Metzner gegründet. Seitdem verfolgt das mittlerweile siebenköpfige Team seine Mission, Onlineshopping nachhaltiger zu gestalten.

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  1. Emscherperle

    70% der Retouren sind aus der Modebranche.
    57% geben an, weniger zu retournieren, wenn sie wüssten, wieviel CO2 durch die Retoure ausgestoßen würde

    Eine App, die per Community organisiert ist und bei der die Branchenriesen Amazon, Zalando, H&M etc. nicht dabei sind, ist aus meiner Sicht ein “nice to have”, aber diejenigen, die sich da registrieren, sind wahrscheinlich ohnehin kritisch eingestellt.

    Wenn 40% der Kund*innen bereits mit der Absicht wieder zu retournieren bestellen, liegt das Problem vermutlich ganz woanders.
    Daher halte ich die Aussage, dass 57% weniger retournieren würden, wenn sie wüssten, wieviel CO2 ausgestoßen wird, bei den meisten für Selbstbetrug.

    Mir stellt sich die Frage, wieso Retouren kostenfrei sein dürfen?

    Die Bequemlichkeit stößt 795.000 Tonnen CO2 nur in 2021 aus – die daraus resultierende Schäden (Klima, Verkehrslast, Schäden an Infrastruktur) zahlt die Gemeinschaft, nicht der online shop.
    Es muss also “der wahre Preis” auch an dieser Stelle gefordert werden und die Unternehmen in die Verantwortung genommen werden.

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