Der Wirtschaftsteil :: kompakt Nr. 315 – Flut

Der Wirtschaftsteil :: kompakt Nr. 315 - Thema: Flut
Wir könnten eine neue Rubrik aufmachen und sie ausschließlich mit Berichten zum Klimawandel füllen, so viele Artikel erscheinen mittlerweile zum Thema. Nehmen wir nur einmal den Aspekt der steigenden Meere und fangen mit Venedig an.

Da überlegt man gerade, mit welcher Methode die Stadt noch zu retten ist: “Einer dieser Vorschläge, der ursprünglich aus den 1970er Jahren stammt, beinhaltet die Injektion von flüssigem Zement oder sogar Wasser unter die Stadt, um sie über das Hochwasserniveau anzuheben. In den 1970er Jahren testeten Behördenmitarbeiter diese Technik an der kleinen Insel Poveglia in der venezianischen Lagune. Als die Arbeiter unter der Insel in zehn Metern Tiefe eine Zementmasse injizierten, erhöhte die Taktik die Insel um 10 Zentimeter. Andere Vorschläge zur Hochwasseranpassung beinhalten die Injektion von Wasser in Hunderten Metern Tiefe durch zwölf Bohrlöcher rund um Venedig – eine weit verbreitete Methode zur Stabilisierung von Bohrinseln, während sie Öl fördern.

Oder sehen wir nach England. Da rechnet man etwas weiter voraus und kommt auf diese Zahlen: “In England, 520,000 properties (including 370,000 homes) are in areas with a 0.5% or greater annual risk from coastal flooding. By the 2080s, that figure could rise to 1.5 million properties (including 1.2 million homes). In addition, approximately 1,600km of major roads, 650km of railway line, 92 railway stations and 55 historic landfill sites are at risk of coastal flooding or erosion by the end of the century.” Zahlen lesen sich in Texten natürlich nicht so gut, man muss sie herauspicken und sich noch einmal einzeln vorstellen, etwa die 1.600 Straßenkilometer.

Gleich noch einmal der Guardian mit einer weit höheren Anzahl von Betroffenen, diesmal geht es um die USA: “By the end of this century, sea level rises alone could displace 13m people. Many states will have to grapple with hordes of residents seeking dry ground. But, as one expert says, ‘No state is unaffected by this’.” Es lohnt sich wirklich, diesen Artikel zu lesen, denn an die Klarheit und Ernsthaftigkeit im Tonfall wird man sich wohl gewöhnen müssen: “The population shift gathering pace is so sprawling that it may rival anything in US history.”

Es geht beeindruckend weiter, mit einem Special bei SPON zu New Orleans: “Vor allem entlang des Golf von Mexikos und der südlichen US-Atlantikküste drohe “dauerhafter Schaden für Küstengrundstücke und die Infrastruktur”, schreibt das National Climate Assessment (NCA), ein Expertengremium der US-Regierung, in seinem jüngsten Bericht. Dies könnte zu enormen finanziellen Verlusten “für Individuen, Geschäfte und Kommunen” führen – im schlimmsten Fall bis zu 99 Milliarden Dollar im Jahr. Mit am schwersten betroffen: New Orleans, eine der ältesten Metropolen der USA. 2005 fast ausradiert vom Hurrikan “Katrina”, seither immer wieder überflutet, rutscht die Jazzmetropole schon so täglich tiefer ins sandige Sediment. Zugleich sind die schützenden wetlands ringsum erodiert.Viele Viertel liegen unterhalb des Meeresspiegels. Kommt das Wasser, steht ihm nichts mehr im Weg.

Zum Schluss noch etwas weiter nördlich nach New Jersey: “Der US-Bundesstaat New Jersey ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen: Der Meeresspiegel steigt, regelmäßig wird die Küstenregion von Hochwasserfluten geschädigt. Nun sollen Küstenbewohner ins sichere Landesinnere umgesiedelt werden – doch viele wehren sich.

Der Artikel endet mit einem sehr amerikanischen Satz, wir nehmen ihn nicht vorweg. Es ist aber überall auf der Welt eine Überlegung wert, ob er nun stimmen kann oder nicht, dieser Satz.

Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten und Blogs von Maximilian Buddenbohm heute zum Thema Flut.

Foto: jonathan Ford / Unsplash

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