Sie setzte sich früh ein für Windenergie und Carsharing, für soziales Unternehmertum und ökologische Werte. Damit ist die Bank heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wie hat sie das nur geschafft? Eine Reise durch die Geschichte der GLS Bank in drei Teilen.
Aus dem Hof hoch im Norden ist ein Vorbild für manch anderen landwirtschaftlichen Betrieb geworden. Acker, Fleck- und Federvieh, dazu die Weiterverarbeitung der Milch zu eigenen Produkten, die zum Teil frei Haus nach Hamburg geliefert werden — „all das könnte man heute als Familienbetrieb kaum leisten“, sagt Thomas Scharmer. Höfe von dieser Größe können in den meisten Fällen nur als hoch spezialisierte Betriebe überleben. Doch das Gemeinschaftsprinzip zusammen mit einer ausgeklügelten Selbstvermarktung sichert Hof Dannwisch heute seine Vielfalt. „Andere Banken“, sagt Thomas Scharmer, „hatten für so ein Projekt in den 1970er-Jahren nur ein Lachen übrig.“ Wenn es heute um die bauliche Erweiterung des Hofladens geht oder den Zukauf weiterer Ackerflächen: Die GLS Bank ist noch immer der Partner des Gemeinschaftshofs.
Und nicht nur des Hofs. Auch mit Claus Otto Scharmer, Bruder von Thomas und auf dem Hof geboren, sind die Bochumer eng verbunden. Der Wissenschaftler an der Elite-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA wurde auch in Deutschland bekannt mit seinem Buch „Theorie U“. Darin beschreibt er, dass die Herausforderungen von Morgen mit den Erfahrungen des Gestern nicht lösbar sind, vielmehr braucht es einen Lernprozess aus der „höchsten Zukunftsmöglichkeit“ heraus, wie Scharmer formuliert: „Es ist möglich, von einer im Entstehen begriffenen Zukunft zu lernen.“ Kein Wunder also, dass Claus Otto Scharmer auch für die GLS Bank ein gefragter Gesprächspartner ist und ein gern gesehener Gast — wie z. B. im vergangenen Jahr in Berlin, als sich dort die Vertreterinnen und Vertreter der Global Alliance for Banking on Values (GABV) trafen, der auch die GLS Bank angehört, um u. a. mit Scharmer über die Herausforderungen der Zukunft zu reden. Es sind solche langfristigen Verbindungen zwischen Bank und Kunden und die Netzwerke, die selbst für jene Nachhaltigkeit stehen, die die Bank mit ihren Finanzierungen möglich machen will.
Und nicht nur des Hofs. Auch mit Claus Otto Scharmer, Bruder von Thomas und auf dem Hof geboren, sind die Bochumer eng verbunden. Der Wissenschaftler an der Elite-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA wurde auch in Deutschland bekannt mit seinem Buch „Theorie U“. Darin beschreibt er, dass die Herausforderungen von Morgen mit den Erfahrungen des Gestern nicht lösbar sind, vielmehr braucht es einen Lernprozess aus der „höchsten Zukunftsmöglichkeit“ heraus, wie Scharmer formuliert: „Es ist möglich, von einer im Entstehen begriffenen Zukunft zu lernen.“ Kein Wunder also, dass Claus Otto Scharmer auch für die GLS Bank ein gefragter Gesprächspartner ist und ein gern gesehener Gast — wie z. B. im vergangenen Jahr in Berlin, als sich dort die Vertreterinnen und Vertreter der Global Alliance for Banking on Values (GABV) trafen, der auch die GLS Bank angehört, um u. a. mit Scharmer über die Herausforderungen der Zukunft zu reden. Es sind solche langfristigen Verbindungen zwischen Bank und Kunden und die Netzwerke, die selbst für jene Nachhaltigkeit stehen, die die Bank mit ihren Finanzierungen möglich machen will.
Ökologischer Landbau, Mikrokredite, erneuerbare Energien — gesellschaftlicher Wandel entsteht fast immer an den Rändern des Etablierten. Soll er sich durchsetzen, braucht es jemanden, der an diesen Wandel glaubt und der den Willen hat, ihn auch gegen Widerstände und Ewiggestrige zu ermöglichen. Und der ihn finanziert. Etablierte Banken scheuen oft das Risiko und meist fehlt das Verständnis für das Potenzial vieler neuer Ideen.
Wie z. B. im Fall alternativer Mobilität: In einer Zeit, in der PS und Hubraum noch die Hauptkriterien beim Autokauf waren und Männer den Samstagnachmittag nicht mit Sky, sondern mit der Pflege von Golf, Manta und Daimler verbrachten, drückte die GLS Bank aufs Zukunftspedal und finanzierte Anfang der 1990er-Jahre die ersten Projekte für alternative Mobilität. So etwa die StattAuto AG, das erste Carsharingunternehmen in Deutschland. Ein Projekt, das beim Gros der Bevölkerung nur Kopfschütteln auslöste, denn das Auto war doch nicht nur ein Fortbewegungsmittel, es war ein Statussymbol, es war die Freiheit. Einen Wagen nur stundenweise leihen, wenn man ihn eigentlich wirklich braucht? Unvorstellbar. 20 Jahre später ist Carsharing längst zum Erfolgsmodell geworden. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Nutzer von Carsharing um 67 Prozent auf heute bundesweit eine Dreiviertelmillion. Die Branche ist sehr dynamisch. Statt Auto wurde von einem holländischen Anbieter übernommen und ist heute als Greenwheels in 22 Städten vertreten, Tendenz steigend. Das Segment hat so viel Zukunftspotenzial, dass längst die Automobilkonzerne und die Deutsche Bahn eigene Angebote auf den Markt gebracht haben. Sogar einer der großen Autohersteller hat schon an die Tür der GLS Bank geklopft, um von ihren Experten die neuesten Entwicklungen im Markt zu erfahren. Die GLS Bank — ein Zukunftsberater.
Ähnlich erfolgreich baute die GLS Bank schon früh an der Entwicklung von neuen Wohnmodellen mit: Genossenschaften wurden finanziert, ebenso das Mietshäusersyndikat, das bis heute als ehrenamtliches Projekt fast 100 Häuser und Wohnungen in ganz Deutschland ermöglicht hat. Dahinter stehen — ganz im Sinne Barkhoffs — häufig auch alternative Lebenskonzepte: generationsübergreifendes Wohnen, gemeinschaftliche Nutzung und gegenseitige Hilfe. Aber längst finanziert die Bank auch Baugruppen, bei denen es den beteiligten Familien vor allem um preisgünstiges Bauen und gute Nachbarschaften geht, nicht um gemeinsames Eigentum. Aus der Überzeugung heraus: Wohnen muss bezahlbar bleiben.
Dass sie den Menschen in den Mittelpunkt all ihrer Aktivitäten rückt und der Überzeugung ist, Geld müsse für den Menschen da sein und nicht umgekehrt, ist Kern der GLS Bank seit ihrer Gründung. Und darum geht es ihr bis heute: mit den Finanzierungen helfen, neue gesellschaftliche Entwicklungen für ein besseres Leben voranzutreiben. Auch wenn der Anlass manchmal tragisch ist. Wir schreiben das Jahr 1986, es ist der 26. April, ein sonniger Tag, als sich in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat eine Explosion ereignet. Der Super-GAU ist Realität geworden. Ängstlich starren die Deutschen besonders in Süddeutschland auf die atomare Wolke, die da auf sie zu ziehen soll: Feldfrüchte werden untergepflügt, Kinderspielplätze gesperrt, eine breite Mehrheit der Bevölkerung fordert den sofortigen Ausstieg aus der Atomindustrie.
In Bonn reagiert die Regierung unter Helmut Kohl mit der Gründung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Und dann passiert — nichts.
Fast nichts. Denn eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern des Örtchens Schönau im Schwarzwald beschließt, sich ganz praktisch von der Atomenergie zu verabschieden. Sie wollen die Strommenge, die zu dieser Zeit aus Atomkraftwerken kommt, einfach einsparen und so diese gefährliche Technologie überflüssig machen. Der örtliche Energieversorger mag sie dabei nicht unterstützen, er hat entgegengesetzte Interessen, möchte so viele Kilowattstunden wie möglich verkaufen. Das bringt die aktiven Bürgerinnen und Bürger im Ort auf eine neue Idee: Warum nicht das Stromnetz ihrer Gemeinde zurückkaufen? Dann könnten sie künftig selbst bestimmen, auf welche Art der Strom, den sie verbrauchen, hergestellt wird.
Unter der Leitung des Dorfarztes Michael Sladek und seiner Frau Ursula gewinnt die Bürgerinitiative in einem Volksentscheid die Mehrheit der Schönauer für das Projekt. Als die Gemeinde dennoch nicht bereit ist, den Kauf des Netzes zu finanzieren, will die Bürgerinitiative auch das übernehmen — mithilfe eines Fonds, den die GLS Bank speziell dafür auflegt.
Sagt Ursula Sladek heute. Und so lassen sie und ihre Mitstreiter den Mut auch dann nicht sinken, als die Netzübernahme zu scheitern droht: Der Energieversorger schraubt den Preis für das Netz auf 8,7 Millionen D-Mark hoch, weil er weiß, dass dieser Preis sich nicht rechnet. Doch die Schönauer lassen sich nicht beirren und starten gemeinsam mit der GLS Bank die bundesweite Kampagne „Ich bin ein Störfall“ — so kommen die noch fehlenden zwei Millionen D-Mark zusammen. 1997 muss der Energiekonzern das Schönauer Stromnetz an die Bürgerinnen und Bürger übergeben. Erst sieben Jahre später stellen Gerichte fest: Der Preis war tatsächlich überhöht. 1,2 Millionen Euro, die durch die Spendenkampagne aufgebracht worden sind, fließen zurück in die eigens dafür gegründete Stiftung Neue Energie, deren Vermögen bis heute von der GLS Bank verwaltet wird.
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