Archivbeitrag

Von inneren Widersprüchen und echten Entscheidungen

Vor kurzem las ich im Spiegel einen Artikel mit der Überschrift „Sehnsucht – Warum es so schwierig ist, meinem Bankberater zu vertrauen“. Die Journalistin berichtete darüber, welche Herausforderungen für sie mit Geldanlageentscheidungen verbunden sind. Sie musste erleben, dass Bankberater ihr Anlageformen empfahlen, die am Ende hochriskant und mit großen Verlusten verbunden waren. Auf Basis dieser Erfahrungen berichtete sie weiter von ihrer Sehnsucht nach sinnvollen Geldanlagen, die ihren persönlichen Wertvorstellungen entsprachen. Am Ende bekam sie Informationen aus der GLS Bank. Als sie jedoch die Konditionen sah, die zwar keinen Inflationsausgleich brachten, aber durchaus marktdurchschnittlich waren, entschied sie sich letztlich gegen eine Geldanlage bei uns.

Da war er wieder, dieser innere Widerspruch, der in fast allen von uns lebt. Wir wissen bei vielen Entscheidungen sehr wohl, was gut und richtig wäre. Und dennoch entscheiden wir uns oft dagegen. Ob es beim Öko-Strom ist, bei der Ernährung, bei Kleidung oder letztlich bei Geldanlageentscheidungen. Mit diesen Widersprüchen offen umzugehen, diese für sich zu benennen und sich offensiv damit auseinanderzusetzen, ist ein wichtiger Schritt. Nur Entscheidungen, die wir wirklich bewusst treffen, sind am Ende echte Entscheidungen.

Was bedeutet dies in Bezug auf Geldanlage-Entscheidungen?

Normalerweise treffen wir Geldanlageentscheidungen unter den drei Gesichtspunkten Risiko, Verfügbarkeit (Laufzeit) und Zinssatz. Doch wenn diese drei Determinanten fix sind, steht am Ende dann tatsächlich eine echte, bewusste Entscheidung? Oder ist es dann nicht quasi eine Zwangsläufigkeit, dass wir die Anlage mit dem höchsten Zins wählen? So wie es die Hochgeschwindigkeitsrechner der internationalen Börsen und Handelssysteme im Nanosekundenbereich auch pausenlos tun?

Geldanlagekriterien (3 Dimensionen)

Die Entscheidungsmatrix bei Geldanlagen muss um eine vierte Dimension ergänzt werden. Und das ist die Frage nach der Mittelverwendung bzw. nach der Wirkung, die diese Geldanlage auf die Menschen und die Umwelt hat. Nur wenn wir diese Auswirkungen bei Anlageentscheidungen explizit berücksichtigen, kann man von einer bewussten Entscheidung sprechen. Voraussetzung dafür ist eine transparente Information, was die Bank mit dem Geld macht. Und zwar sowohl bei der Kreditvergabe für beispielsweise soziale oder ökologische Unternehmen und Initiativen als auch in der Eigenanlage. So informiert, kann man mit Geldanlagen ganz einfach viel bewegen.

Geldanlagekriterien (4 Dimensionen)

Am Ende bleibt die spannende Frage: Was waren für Euch Impulse oder konkrete Anlässe, Euch für einen Wechsel zu einer sozial-ökologischen Bank zu entscheiden? Und wie erklärt Ihr anderen Menschen diesen Wechsel?

 

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10 Antworten zu „Von inneren Widersprüchen und echten Entscheidungen“

  1. Avatar von Sabine Brück
    Sabine Brück

    Bei mir liegt der Wechsel schon viele Jahre zurück; ich habe damals ein Konto bei der Ökobank eröffnet, die später mit der GLS Bank fusionierte. Dieses Angebot war das, was ich aufgrund meiner Überzeugungen gesucht hatte. Wie die Ökobank damals auf ihrer Webseite ihre Arbeit beschrieb, hat mich begeistert: das also konnte eine Bank auch sein! Das war für mich neu und aufregend: dass eine Bank nach dem SINN der Geldverwendung fragt.
    Allerdings ist es eine psycholgische Tatsache, dass Menschen sehr wohl mit widersprüchlichen Überzeugungen leben können. Und ich weiß nicht, nach welchen Kriterien sich letztendlich entscheidet, ob jemand Nachteile in Kauf nimmt, um ökologisch und sozial Sinnvolles zu tun, oder ob er doch dem Impuls folgt, der den scheinbar schnellsten/größten Nutzen verspricht, oder am bequemsten ist (diese Frage lässt sich ja auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen).
    Letztlich geht es für die GLS Bank ja darum: wie sprechen wir potentielle Kunden an, um sie zu einem Wechsel zu bewegen? Die Transparenz der Mittelverwendung ist ganz wichtig und sollte auch möglichst mit konkreten, persönlichen Beispielen illustriert werden (wird ja auch schon praktiziert). Dann wird das deutlich, was mich damals so fasziniert hat: dass ich verstanden habe, wozu eine Bank eigentlich da ist – ganz grundsätzlich und so einfach, wie man es einem Kind erklären würde. Das führt einen zu der Frage, ob Geld Zweck an sich sein kann oder Mittel zum Zweck.

  2. Avatar von Eva
    Eva

    Eigentlich wollte ich schon lange wechseln. Doch wie immer stand der innere Schweinehund im Weg. Ein Kontowechsel verursacht Arbeit. Und dann kostet das Konto auch noch was. Und bringt niedrigere Zinsen.
    Den nötigen Schub bekam ich dann dadurch, dass meine „alte“ Bank plötzlich selbst Kontoführungsgebühren erhob. Und denen wollte ich dieses Geld nicht in den Rachen schieben. Dann lieber einer Bank, die was Sinnvolles damit tut! Ich spende jedes Jahr eine gewisse Geldsumme an gemeinnützige Projekte. Warum nicht auch einen Teil meiner Zinsen? Und die Kreditkarte hat auch bei meiner alten Bank was gekostet…
    Alles in allem bin ichs ehr glücklich mit dem Wechsel zur GLS. Und ich erzähle jedem davon, der es hören will, dass ich stolz drauf bin, bei einer nachhaltigen Bank zu sein. Vielleicht regt das ja den einen oder anderen selbst zum Nachdenken an 🙂

  3. Avatar von frauziefle
    frauziefle

    Ich kann als Neukundin ganz frisch berichten 🙂
    Seit ich das erste Mal von der GLS Bank gehört hatte, fand ich das Konzept gut – und habe dennoch nicht dorthin gewechselt: Ich habe mich nicht als Kundin angesprochen gefühlt, weil ich weder Anteile hätte kaufen können, noch die Mindestanlagen für z.B. Tages- oder Festgeld hätte aufbringen können, bzw. die Laufzeiten für mich zu lang gewesen sind.
    Freiberuflichkeit +Familienphase sind nicht unbedingt Zeiten, in denen die Finanzen so eindeutig, sicher oder über lange Zeiträume hinweg planbar sind.
    Warum dann jetzt doch ein Konto?
    Weil sich eine persönliche Komponente eröffnet hat durch den Wirtschaftsteil bei Buddenbohm drüben, und durch twitter. Märkte sind Gespräche, und Kundenbeziehung auch, und so denke ich jetzt, dass es nicht nur auf die großen Be(i)träge ankommt, sondern ein kleines Girokonto bei der GLS ebenfalls ein guter und richtiger Schritt ist, und ein ausbaufähiger ja noch dazu.

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