Mikrofinanz-Austausch: Die Gewinner*innen des Technical Assistance Programmes des GLS Mikrofinanzfonds – Ram Krishna Atre (Indien) und Mirjana Panin (Serbien) – besuchten die GLS Bank in Bochum. Stefan Fritz, Wertpapierexperte in der Angebotsentwicklung, berichtet.
Für 300 US Dollar bekommen Menschen in Deutschland einen mittelguten neuen Fernseher. In Indien gibt es dafür eine neue Lebensperspektive. Denn mit dieser Summe können Inder*innen sanitäre Anlagen reparieren, Zugang zu Medikamenten und sauberer Energie erhalten oder eigene kleine Betriebe eröffnen. Die Folgen sind enorm: bessere Luft, sauberes Wasser, ein kontinuierliches Einkommen. Im Ergebnis eine deutliche Steigerung der Lebensqualität.
Winter Academy als Gewinn
Ram Krishna Atre kann viele solcher Geschichte erzählen. Er ist Mitarbeiter des Mikrofinanzinstitutes Annapurna, das Kredite von wenigen hundert US Dollar an Familien in einkommensschwache, ländliche Regionen vergibt. Anfang Dezember ist Ram nach Bochum gekommen. Er gehört gemeinsam mit Mirjana Panin aus Serbien zu den Gewinnern des Technical Assistance Programmes des GLS Mikrofinanzfonds, mit denen wir Mitarbeiter*innen der Institute vor Ort schulen. Die beiden lieferten die besten Abschlussarbeiten ab. Als Belohnung nahmen sie nun an der Winter Academy der Frankfurt School of Finance and Management in Frankfurt teil. Gleichzeitig nutzten sie die Gelegenheit für einen Besuch in Bochum und nahmen hier an der Sitzung des Anlagebeirats des GLS Mikrofinanzfonds teil.
Direkter Einblick in Mikrofinanz
Eine spannende Erfahrung für uns Mitarbeiter*innen in der GLS Bank. Bisher kannten wir die Arbeit von Mikrofinanzinstituten vor allem aus Berichten und Factsheets. Den direkten Kontakt zu den Instituten pflegt sonst das Fondsmanagement, die Frankfurt School Financial Services GmbH. Daher nutzten wir diese einmalige Gelegenheit und löcherten die zwei mit unseren Fragen. Warum vergibt eine Bank Mikrokredite? Wie bekommt man das Geld dahin, wo es wirklich gebraucht wird? Wie wirken sich diese Kredite auf die Bank aus? Ist das nicht ein unsicheres Geschäft?
Kleine Kredite, große Wirkung
Mirjana gab dazu lebhafte Einblicke in die tägliche Arbeit. Ihr Arbeitgeber, die Opportunity Bank of Serbia, hat vor rund fünf Jahren sozial-ökologische Kennzahlen in die Unternehmensstrategie verankert. Seitdem misst die Bank, wie viele Kunden*innen aus ländlichen Gebieten kommen, ob sie mit ihren Angeboten auch arme Menschen erreichen, die womöglich noch nie Bankkunden*innen waren und ob ihre Kredite helfen, Arbeitsplätze zu schaffen. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Trend: Seit Einführung der Kennzahlen hat sich die Finanz- und Ertragskennzahlen des Instituts merklich verbessert.
Ähnlich sieht es auch Ram. Für ihn ist nicht entscheidend, wie viele Kunden*innen er betreut, sondern dass einkommensschwache Kunden*innen Zugang zu Krediten erhalten. Diese Menschen leben vorwiegend in ländlichen Gebieten. Wichtig sind daher spezielle Kleinkredite, durch die die Menschen Zugang zu Wasser, Medikamenten, sauberen Toiletten oder Energie erhalten.
Kontorverse Debatte
Aber nicht nur in ihren Vorträgen haben Ram und Mirjana die Debatte bereichert. Auch ihre Meinung zu kontroversen Themen war gefragt, beispielsweise zum Einsatz von Pestiziden in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Verbote bringen wenig, so ihre einhellige Meinung. Aufklärung hilft wesentlich mehr als Regulierung. Dabei gaben sie konkrete Tipps, welche Informationen wir als Fondspartner bei den Instituten abfragen können.
Wir hätten gerne noch sehr viel länger mit den beiden diskutiert. Doch die Agenda unserer beiden Besucher war prall gefüllt. Wir möchten uns an dieser Stelle sehr herzlich für den Austausch bedanken. Wir haben viel gelernt und freuen uns, diese Erkenntnisse nun in der täglichen Arbeit einzusetzen.
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