Die bekannte Köchin Sarah Wiener über einen neuen Schreibstil, den Mut von Kindern und warum wir unser Verhältnis zu Lebensmitteln ändern müssen.
Haben Sie ein Lieblingszitat oder eine Lieblingsbotschaft?
Ich bin da, wo meine Füße sind. Und: Die Natur unterstützt die Unterstützer.
Sie arbeiten über Ihre Stiftung viel mit Kindern zusammen. Was ist typisch für die Gespräche? Können Erwachsene davon lernen?
Es ist eher so, dass wir miteinander etwas tun, weniger reden. Kinder haben noch keine Vorbehalte und Eigenzensuren im Kopf. Sie sind ganz unmittelbar begeisterungsfähig und mutig, sich einfach auszuprobieren und zu schauen was passiert.
Wie wichtig ist Ihnen Ihre öffentliche Wahrnehmung?
Ach je. Über öffentliche Wahrnehmung habe ich mir bis jetzt wenig Gedanken gemacht. Es gibt viele fremde Menschen, die so wahnsinnig nett zu mir sind. Und die es nicht sind, kommen meist nicht auf mich zu und sagen mir, wie doof ich bin. Generell hätte ich natürlich gern, dass mich alle toll finden. Aber ich lebe damit, dass es zwei, drei gibt, die mich nicht mögen (lacht).
Wie viel Strategie steckt dahinter?
Wenn ich anfangen würde, mir für meine Persönlichkeit und meine Wahrnehmung eine Strategie auszudenken und diese dann leben zu wollen, sollte ich schleunigst damit aufhören, in der Öffentlichkeit zu sein. Darüber nachzudenken, wie man einer breiten Masse gefallen könnte, ist ungesund für die eigene Psyche und Persönlichkeit. Davon kann ich nur abraten.
Sie setzen sich immer wieder für gesunde Ernährung ein. Warum ist Ihnen dieses Engagement so wichtig?
All unsere Existenz, unser Fortbestehen, unsere Zukunft beruht auf dem, was uns am Leben erhält. Unsere Umgebung, Luft, Wasser, der gesunde Boden. Was könnte es Wichtigeres geben?
Ihre Antwort darauf ist existenziell.
Wir leben im größten kulinarischen Umbruch seit der Menschheitsgeschichte. Ernährungsbedingte und chronisch entzündliche Krankheiten nehmen immer mehr zu. Gleichzeitig zerstören wir unsere Umwelt unwiederbringlich, indem wir unsere Böden und Äcker ausbeuten. Ob wir es schaffen, zu einem gesunden Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen aus dem Mensch-Naturkreislauf zu kommen, wird eine Frage von „Sein oder Nichtsein“ werden. Börsenkurse, Statussymbole und Dividenden werden vor einer solchen Herausforderung vollkommen unwichtig.
Auch für Flüchtlinge haben Sie sich kürzlich eingesetzt. Kann Essen Kulturen verbinden?
Auf jeden Fall. Das habe ich auf all meinen Reisen erlebt. Da müssen Sie nichts vom anderen wissen, nicht mal die gleiche Sprache sprechen: Essen und Kochen verbindet Menschen, Kulturen und Generationen wie nichts Anderes.
Viele Köche sind mittlerweile Medienstars und erfolgreiche Marken. Bringt das eine besondere Verantwortung mit sich?
Ich meine: Jeder Mensch, der besonders in der Öffentlichkeit steht, hat eine besondere Verantwortung. Allerdings kann man von keinem erwarten und verlangen, dass er oder sie keine Schwächen und Fehler hat. Wir sind alle nur Menschen.
Sind Kochbücher heute anders geschrieben als früher?
Kochbücher sind kleine Zeit- und Kulturkapseln. Sie sind Zeugnisse der Zeit, in der sie entstanden sind. Heute sind viele Kochbücher kurzlebiger und oft auch lebendiger: näher an der Alltagsrealität. Ich bin schwer begeistert, wenn mir Menschen erzählen, wie sie das eine oder andere mit Lust und Erfolg nachgekocht haben.
Sie beschäftigen rund 100 Mitarbeiter. Kommunizieren Sie mit ihnen so, wie es in der Gastro-Branche üblich ist?
Ich weiß nicht was in der Branche üblich ist. Aber ich kommuniziere sehr eng mit meinen Mitarbeitern und bin mir im Klaren darüber, dass ich Ihnen alles verdanke.
Am 16. Oktober Sarah Wiener erklärt Sarah Wiener, „Was wir von der Robuschka-Rübe lernen können“ – Sie hält bei der Tagung „Öffentlich Wirken“ in Bochum, den Eröffnungsvortrag.
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