Es ist Ferienzeit oder Urlaub in Deutschland, es bietet sich wieder an, etwas über den Tourismus nachzudenken. Über den Tourismus, den alle ganz schrecklich finden, wenn Massen- davorsteht, und ziemlich super, wenn Individual- davorsteht.
Selbstverständlich ist es in Wahrheit komplizierter. Im Standard gab es ein Interview mit mehreren Expertinnen zum nachhaltigen Tourismus. “In unserer Gegend sind es Touristen, die die Natur erhalten. Gäbe es in Tansania keinen Tourismus, gäbe es keine Elefanten und Giraffen mehr. Tourismus, richtig gemacht, kann viel Gutes bewirken.”
Wer jetzt schon einen mehrheitsfähigen Urlaub gebucht hat, wird in der Zeit gründlich entlastet, wo man die Reise in Bettenburgen ausdrücklich empfiehlt: “Der Pauschalurlauber, der im Sommer für drei Wochen am Stück an die Adria oder auf die Kanaren fliegt, kann eine bessere Klimabilanz vorweisen als der Bildungsbürger, der an vier verlängerten Wochenenden im Jahr nach Stockholm, Barcelona, Tiflis und New York jettet.”
Wie es vor Ort wirkt, wenn Massen auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten umherirren, vom Wege abkommen und sich im Weg stehen, davon berichtet die NZZ in einem Artikel über eine norwegische Attraktion: “Fast 300 000 Besucher pro Jahr wollen auf den Fels, in einigen Jahren erwarten die Behörden die doppelte Zahl an Touristen. Gedränge und Selfie-Versuche am Abgrund führen oft zu gefährlichen Situationen.”
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In der SZ gab es gerade einen “Entschudigungsbrief an unsere Kinder”, da hat es der Urlaub immerhin bis in den Titel der Kolumne geschafft, als Leitsymbol für unsere einfach nicht zu überwindende Konsumlust. “Wir sind nicht bereit, ernsthaft gegen den Klimawandel anzukämpfen, unseren verschwenderischen Lebensstil aufzugeben. Wer verzichtet denn auf Fernreisen wenn er sie sich leisten kann?”
Im nächsten Text kommt der Tourismus ebenfalls vor, es geht auch da um das schlimme Wort Verzicht. ”Sowohl häufige Fernreisen als auch neue Schuhe für jeden denkbaren Sport sind Beispiele für Produkte, die noch vor einiger Zeit eigentlich niemand brauchte. Im Prinzip dienen solche Produkte dem Versuch, einer gesättigten westlichen Welt weiterhin Absatz und Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.” Und auch dieser Artikel endet wie so viele in dieser Kolumne mit grundsätzlichen Fragen zu unserem Wirtschaftssystem.
Aber ganz egal, welchen Urlaub man nun wo und wie macht, ob auf dem Balkon oder auf Mallorca – der Urlaub ist immer eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, warum man eigentlich was macht.
Der Wirtschaftsteil „kompakt“ ist eine Kolumne aus kuratierten Beiträgen der Wirtschaftsgazetten von Maximilian Buddenbohm, heute zum Thema Urlaub.
Foto: CC Lizenz von Aviv Ben Or / Unsplash
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