Der Wirtschaftsteil

Wirtschaftsteil

In dem Wirtschaftsteil geht es immer hin und her, wir betrachten mal das Gesamte, das System, das Land, dann doch wieder die Details, die Wirtschaftspolitik, die Regionen, die Produkte. Immer in der Hoffnung, irgendwo etwas zu finden, das uns einleuchtet, das sofort plausibel ist, das nicht für noch mehr Komplikationen sorgt. Denn Komplikationen haben wir schon genug am Hals.

Fangen wir einfach, um uns ein wenig aufzuwärmen, mit der Ungleichheit in der Gesellschaft an. Diesmal mit einem Vergleich zu des Kaisers Zeiten. Das Barock erreichen wir aber sicher auch noch irgendwann, wenn wir nur so weiter machen. Wie man diese wachsende Ungleichheit interpretiert, ist natürlich eine Frage der Denkschule. Ob man neoliberal alles okay findet, der Markt wird es schon noch regeln, oder ob man weiter denkt, kritischer ist und Lösungen sucht. Das fällt mittlerweile auch an den Unis auf, dass man solche Themen auf verschiedene Arten behandeln kann und vermutlich auch sollte. Aber falls jemand annimmt, dass das an Universitäten selbstverständlich schon lange so gehandhabt wird, denn zum Denken sind die ja da: dem ist anscheinend nicht so.

Apropos Universitäten und Denken und Wirtschaft, wir haben hier einen wunderbaren Artikel über Korrelationen. Passiert etwas nur gleichzeitig oder begründet es sich? Wieso korreliert eine Scheidungsrate mit dem Margarinekonsum? Man kann natürlich Hypothesen darüber anstellen, dann könnte man auch einen Artikel darüber schreiben, warum denn nicht, Journalismus funktioniert oft so – man kann aber auch bezweifeln,dass eine Kausalität vorliegt.

Für die oben erwähnten Wirtschaftsstudenten ist auch der Atomausstieg ein erlesen großartiges Thema. In der Zeit gibt es gerade einen Artikel zu den Ausstiegsmodellen, hier wird die Meinung von Greenpeace gegen die der Konzerne gestellt. Und wenn man meint, das sei schon Gegensatz genug, dann achte man doch einmal auf die Kommentare der Leserinnen und Leser zum Artikel. Faszinierend, welche Abgründe sich da auftun – wer hat wann was bezahlt, gemacht, geregelt. Mit welchen Folgen, Kosten, Gewinnen. Da fliegen die Behauptungen tief. Tausende von Abschlussarbeiten und Klausuren, die man allein mit diesem Thema generieren kann. “Ordnen Sie die Kommentare unter dem Artikel dem politischen Spektrum zu”… ach nein, das ist dann doch zu einfach.

Im Grunde sehnt man sich nach Logik und Klarheit, es wäre so schön, wenn irgendein Thema einmal simpel wäre und einleuchtend entschieden werden könnte. Ohne Lobbyismus, ohne Parteiinteressen, ohne Wahlkalkül – einfach nur richtig. Aber was kommt eigentlich am Ende einer Reihe richtiger Entscheidungen? Das Glück jedenfalls nicht. Das ist übrigens durchaus kein Larifari-Lifestyle-Text, der hat tatsächlich klaren Bezug zu unseren Themen hier, man beachte auch den letzten Absatz: “Wir dürfen Konsumentscheidungen nicht so ernst nehmen…”

Und da kommen wir dann auch gleich zum Smalltalkbegriff der Woche: “Fauxsumerism”. Nie gehört? Wir auch nicht. Und man muss ja auch nicht alles verstehen. Aber anscheinend werden auch dabei jedenfalls die Konsumentscheidungen nicht ganz ernst genommen.

Über den Konsum nachzudenken, das kann dennoch so verkehrt nicht sein. Es gibt einfach zu viel, was man nicht weiß, wenn man sich nicht informiert. Etwa über den Lachs, den man sich aufs Brot legt. Oder überhaupt über Fische, etwa aus der Ostsee. Oder aus anderen Meeren, es gibt keinen Mangel an Meldungen. Und selten, ganz selten sind sie positiv, so wie diese hier, in der es um Lösungen zum Thema Plastikmüll geht.

Sachlich sind die Meldungen zum Konsum und zu den Produkten natürlich auch nicht immer. Die Fakten in diesem Artikel hier zum Beispiel passen nicht recht zum Alarmismus, der das Thema Gluten im Moment in vielen Medien begleitet.

Sowieso muss man stets wachsam sein, was einem als Information untergejubelt wird. Und auch bei den Zeugen, die da oft aufgerufen werden, ist höchste Vorsicht geboten: “Der Mann mit den tausend Namen”.

Aber manchmal darf man sich auch einfach freuen, wenn man eine Nachricht findet, die einem gefällt. Etwa diese hier vom Supermarkt ohne Verpackungen, die von vielen ziemlich begeistert aufgenommen wurde.

So etwas muss man wollen, dann kann es das anscheinend auch geben. Das ist erreichbar. Aber da muss man dann doch etwas ernst nehmen, etwas durchsetzen, für etwas streiten. Es gibt eh nur eine Methode, allen Streit zu vermeiden. Und das will man ja nicht.

Herrje, in der letzten Woche der Degenhardt, jetzt dieser Herr – wo soll das denn noch enden? Bei Hannes Wader? Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein!

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