Leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben? Für viele von uns ist das eine wichtige Frage. Die Welt wird schneller und komplexer, der Alltag herausfordernder. Die richtige Work-Life-Balance zu finden ist nicht leicht und braucht die Zusammenarbeit von Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen. Wir haben GoodJobs verraten, welche New-Work-Ansätze die GLS Bank verfolgt und warum der klassische Vollzeitjob nicht unbedingt das beste Modell ist.
In der GLS Bank wird neben dem Gehalt auch Zeit ausgezahlt. Die Mitarbeitenden sparen die Zeit auf einem eigenen Konto und entscheiden, wann und wie sie die angesparte Zeit wieder ausgeben. Janina Zajic, Leiterin der Abteilung Menschen und Wertekultur der GLS Genossenschaftsbank, sagt:
Für die erste Bank, die in Deutschland nach sozial-ökologischen Grundsätzen arbeitete, stehen die Bedürfnisse der Menschen an erster Stelle. Das gilt auch für die eigenen Mitarbeitenden, die sich ihre Arbeitszeit flexibel und mobil gestalten können. Dahinter steht die Überzeugung, dass eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu mentaler und körperlicher Gesundheit beiträgt – und damit zur langfristigen Zufriedenheit aller.
Damit das gut funktionieren kann, wird größtmögliche Flexibilität geboten. Neben der Wahl der individuellen Arbeitszeit können Mitarbeiter*innen selbst entscheiden, ob sie lieber im Büro oder von zu Hause aus arbeiten. Durch Vertrauensarbeitszeit und hybrides Arbeiten entstehen Freiräume für wichtige Aktivitäten jenseits von Erwerbsarbeit.
The New Normal – Teilzeit, Elternzeit, Brückenteilzeit
Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse im Arbeitsleben. Es gibt keine “One fits all”-Lösung. Die GLS Bank schreibt nahezu alle Stellen unbefristet in Teil- und Vollzeit aus. Eine Besetzung mit mehreren Personen, die sich Aufgabenbereiche teilen, wird dadurch ermöglicht. Im Laufe der Beschäftigung kann die Arbeitszeit nach Bedarf angepasst werden. Viele Mitarbeitende nutzen die Brückenteilzeit, bei der für einen begrenzten Zeitraum die Stunden reduziert werden können.
sagt Miriam Glause, Personalerin aus der Abteilung Menschen und Wertekultur. Fast die Hälfte der Mitarbeitenden der GLS Bank arbeiten in Teilzeit.
Benefits für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Damit die Care-Arbeit nicht zur Belastung on top wird, können Eltern den Wiedereinstieg bei der GLS Bank mit einer reduzierten Stundenzahl angehen. Mit etwa 15 Wochenstunden und der Option zur ortsunabhängigen, der sogenannten mobilen Arbeit, können Stress und Pendelwege vermieden werden. Diese Arbeitsbedingungen fördern die Motivation und die Leistungsfähigkeit. Am Hauptstandort in Bochum hat die Bank ein Eltern-Kind-Büro. Daneben ist der Bau eines Kindergartens geplant.
Mobiles Arbeiten – Gute Planung ist das Stichwort
Neben flexibler Arbeitszeit ist die freie Wahl des Arbeitsortes ein wichtiger Faktor für die mentale Gesundheit. Homeoffice ist bei der GLS Bank für fast alle Mitarbeitenden möglich. Ausnahmen bilden Reinigungskräfte, Angestellte der Haustechnik, Kantinen- und Empfangspersonal – die Menschen also, die vor Ort sein müssen.
Die Planung der An- und Abwesenheiten liegt bei den Mitarbeitenden selbst und der Teamleitung. Durch Eigenverantwortung und Vertrauen entstehen die besten Arbeitsverhältnisse. Die Bedarfe der Kund*innen werden dabei im Blick behalten. Neben persönlichen Beratungsterminen vor Ort an den sieben Filialstandorten in Hamburg, Berlin, Freiburg, München, Frankfurt, Stuttgart und am Hauptsitz in Bochum bietet die Bank Online-Beratungstermine an. Falls notwendig gibt es Präsenztage, die anderen Tage können die Menschen flexibel und in Absprache mit ihrem Team organisieren. Janina Zajic:
Die meisten Mitarbeitenden leben ein hybrides Modell: Sie kommen ein- bis zweimal in der Woche in die Bank und arbeiten die restliche Zeit von zu Hause. Nachhaltiger ist das auf jeden Fall: Der tägliche Pendelverkehr verursacht jedes Jahr viele Millionen Tonnen CO2. Auch Workations – das mobile Arbeiten aus dem Ausland – sind unter Berücksichtigung von arbeits- und steuerrechtlichen Aspekten möglich. An weiteren Angeboten wird gearbeitet. Denn auch zukünftig möchte die GLS Bank ihren Mitarbeitenden “out of the”-Box-Lösungen anbieten.
Das GLS Zeitwertkonto – Sabbatical für alle
Eine Lösung für die flexible Lebensplanung bietet das GLS Zeitwertkonto. Dahinter verbirgt sich ein Modell, das viele aus dem Kontext von Sabbaticals kennen. Menschen in der GLS Bank zahlen Geld auf das Konto ein, zum Beispiel einen Teil des monatlichen Gehalts. Dieses Geld wird so lange nachhaltig angelegt, bis es gebraucht wird. Mit der angesparten Zeit kann eine Auszeit genommen werden. Das Gehalt wird durch die vorherige Sparleistung weiter voll ausgezahlt.
Eine weitere Möglichkeit ist ein früherer Renteneintritt. Alle Mitarbeitenden der Bank können mit dem Zeitwertkonto langfristig planen. Janina Zajic weiß aus eigener Erfahrung:
Zusätzlich zahlt die GLS Bank allen Mitarbeitenden pro Jahr den Gegenwert einer Arbeitswoche auf das Zeitwertkonto ein. Miriam Glause sagt:
Bisher gab es seit der Einführung des Zeitwertkontos in diesem Jahr über 3.500 Einzahlungen der Mitarbeitenden. Mehr als 30 Menschen haben die Auszeit für sich genutzt. Die Zeitspanne variierte zwischen kurzen Auszeiten und mehreren Monaten. Das zeigt: Die Werte, die die GLS Bank nach außen trägt, lebt sie auch im Inneren.
Dieser Artikel ist am 19. September 2023 in leicht geänderter Form zuerst auf der Website von GoodJobs erschienen.
Hast du schon von Quiet Quitting gehört? Blogautorin Darina Fudulov hat in ihrem Artikel viele Infos zu diesem Phänomen zusammengetragen. Ihre These lautet: mit der stillen Kündigung zur Arbeitsmarktrevolution.
Schreibe einen Kommentar