Ein Junge mit Fußballtrikot steht auf einer Fläche, auf der Torf abgebaut wird.

Moore: Schutzbedürftige Superhelden

Artenvielfalt, Wassermanagement, Klimaschutz: Moore sind unsere Verbündeten bei vielen Herausforderungen unserer Zeit. Sie zu schützen, ist ein Gebot der Stunde. Das hat auch die Politik erkannt. Aber gehen die Vorhaben weit genug?

Am Übergang von Wasser und Land sind Moore faszinierende Lebensräume. Sie bieten eine einzigartige Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Auch im Wasserkreislauf spielen Moore eine wichtige Rolle. Sie sind natürliche Wasserspeicher und tragen zur Regulierung des Wasserhaushalts bei. Durch ihre Fähigkeit, große Mengen Wasser zu speichern, können Moore Hochwasserereignisse abmildern und zur Stabilisierung des Grundwasserspiegels beitragen.

Moore sind wichtige Kohlenstoffsenken

Dass Moore darüber hinaus eine wichtige Rolle für unser Klima spielen, ist erst in den letzten Jahren in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Sie sind wichtige Kohlenstoffsenken, und das liegt am Torf.

Im Laufe von Jahrtausenden entsteht Torf aus abgestorbenem Pflanzenmaterial. Die kohlenstoffhaltige Pflanzensubstanz wird im Moor nicht vollständig zersetzt, da durch den hohen Wasserstand die Böden von Luft abgeschlossen sind. Aus dem gleichen Grund bleiben auch Zeugnisse der menschlichen Vergangenheit im Moor über Jahrtausende gut erhalten.

Über diesen Mechanismus entziehen natürliche Moore der Atmosphäre beträchtliche Mengen CO2, das sie im Boden speichern. Allein in Deutschland speichern Moore im Torf etwa 1,3 Milliarden Tonnen Kohlenstoff (siehe Mooratlas 2023 der Heinrich Böll Stiftung, S. 10). Werden Moore jedoch trockengelegt, gelangt Luft an die Böden und CO2 wird freigesetzt. Aus den Superhelden wird eine Bedrohung für das Klima.

Trockenlegung von Mooren dauerte lange

Früher betrachteten die Menschen die Moore mit Respekt. Es war mühsam sie zu durchqueren, manchmal auch gefährlich. Landwirtschaftlich waren sie nicht nutzbar und sie wurden als unheilvolle Orte dargestellt, in denen mysteriöse Kreaturen lebten und die man besser meiden sollte.

Nasse Moore galten als Hemmnis für den Fortschritt. Vor einigen Jahrhunderten begannen die Menschen daher, die Sumpflandschaften zu nutzen: Sie wurden entwässert und trockengelegt, um Platz für Siedlungen, Wälder und landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. Das war mühsam und dauerte viele Generationen. Der Ausspruch „Dem ersten der Tod, dem zweiten die Not, dem dritten das Brot“ erzählt davon.

Heute ist man in Deutschland in der „Phase des Brotes“. 92 Prozent der deutschen Moore sind heute entwässert (siehe Nationale Moorschutzstrategie des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, S. 6). Die Nutzung der mühsam dem Moor abgerungenen Flächen hat zum Wohlstand im Land beigetragen. Dass nun aufgrund des Klimawandels die Wiedervernässung das Gebot der Stunde ist, ist daher für viele Landwirte eine bittere Erkenntnis.

Gartenbau braucht Torfersatzstoffe

Das Foto zeigt die Moorlandschaft in Niedersachsen.Doch es gibt Lösungen. Auch nasse Flächen können landwirtschaftlich genutzt werden. Daran wird intensiv geforscht und die Märkte dafür entwickeln sich. Die Erzeugnisse können als Baustoffe, Energieträger, Nahrungs- oder Futtermittel und nicht zuletzt als Torfersatzstoffe eingesetzt werden.

Torfersatzstoffe werden besonders im Gartenbau gebraucht, wo Torf derzeit noch in großem Maße verwendet wird. Der Torf wird dazu aus den trockengelegten Mooren großflächig abgebaggert. Dies stellt eine weitere Belastung für das Klima dar, denn so gelangt auch der in der Tiefe gespeicherte Kohlenstoff an die Luft und CO2 entsteht. Die Mengen sind enorm.

Beispielsweise werden allein in Niedersachsen laut Schätzungen in den nächsten Jahrzehnten 10 Millionen Tonnen CO2 durch Abtorfungen freigesetzt (der Verein Umweltforum Osnabrücker Land informiert darüber in seinem Torfabbaubericht, PDF S. 12f). Die Abbaugenehmigungen reichen hier noch mindestens bis in die 2040er Jahre.

Bedeutung der Moore für Klimaschutz erkannt

Doch auch die Politik hat das Problem erkannt. Auf europäischer Ebene wurde 2018 die Bodennutzung mit der sogenannten LULUCF-Verordnung erstmals in der europäischen Klimapolitik berücksichtigt. Die Überarbeitung der LULUCF-Verordnung, die im März dieses Jahres abgeschlossen wurde, zielt darauf ab, die Land- und Bodendegradation zu stoppen und umzukehren, und die Anrechnungs- und Verbuchungsvorschriften in der CO2-Buchhaltung zu vereinfachen. Umweltverbänden geht dies aber nicht weit genug.

Auf Bundesebene wurde 2022 eine Nationale Moorschutzstrategie veröffentlicht. Kernpunkte sind u.a. der Schutz noch existierender naturnaher Moore sowie Nachhaltigkeit bei der (land-)wirtschaftlichen Nutzung von Moorböden. Bei der Wiedervernässung dieser Flächen setzt man auf Freiwilligkeit und Dialog. Ebenfalls 2022 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Torfminderungsstrategie. Sie enthält Maßnahmen um die Verwendung von Torf im Erwerbsgartenbau bis 2030 weitgehend zu reduzieren.

Moorreiche Bundesländer haben Schutzkonzepte

Die moorreichen Bundesländer haben eigene Naturschutzgesetze und -konzepte entwickelt, um den Moorschutz zu fördern. In Niedersachsen wird beispielsweise der Torfabbau in den Blick genommen. Ein Gesetz zum Verbot der Abtorfungen wird derzeit vom niedersächsischen Landtag erarbeitet. Jedoch: Die bestehenden Torfabbaugenehmigungen bleiben von dem Gesetz, das in Entwurfsfassung vorliegt, unberührt. Sogar eine Übergangsregelung ist im Gesetz vorgesehen, nach der auch alle Genehmigungsverfahren davon unberührt bleiben.

Das heißt, alles, was bis zur Verabschiedung des Gesetzes beantragt wird, kann noch genehmigt werden. Damit würde noch Jahrzehnte lang Torf in Niedersachsen abgebaut – mit verheerenden Folgen für das Klima.

Die Torflandschaft in Niedersachsen

Osnabrücker Land: Kampagne gegen den Torfabbau

Dagegen regt sich Widerstand. Naturschutzverbände wie etwa der BUND und das Umweltforum Osnabrücker Land sprechen sich gegen den Torfabbau aus. Zudem haben Bürger*innen aus Niedersachsen eine Online-Kampagne auf den Weg gebracht, die fordert, dass der Torfabbau umgehend gestoppt wird. Durch öffentlichen Druck soll so auf das laufende Gesetzgebungsverfahren Einfluss genommen werden.

Du kannst die Menschen in Niedersachsen unterstützen und die Kampagne online unterzeichnen. Dazu musst du nur auf https://weact.campact.de/petitions/torfabbau-jetzt-stoppen klicken. Deine Unterschrift geht ganz schnell und du hilfst damit der Initiative vor Ort.

Die genannten Initiativen sind einige Beispiele der zahlreichen Bemühungen um den Moorschutz, der inzwischen auf vielen Ebenen angegangen wird. Dies geschieht allerdings unterschiedlich konsequent und ambitioniert, und so bleibt noch viel zu tun für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

 

Gegen den Raubbau an der Welt schreibt auch der Geowissenschaftler, Aktivist und Unternehmer Daniel Dahm an. Er beschäftigt sich schon lange mit dem Schutz und der Stärkung unserer natürlichen, kulturellen und sozialen Lebensgrundlagen. Lies mehr zu seinem Konzept der Re:generativen Ökonomie!

Re:generative Ökonomie statt Raubbau an der Welt

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