taz Bürogebäude

taz Bürogebäude Berlin

Der taz Neubau in Berlin wurde von den Schweizer Architekten E2A, Piet Eckert und Wim Eckert, geplant und erstellt.

Aktuell bilden rund 34.000 Normen das Deutsche Normenwerk. Ob Bleistift oder Kaffeelöffel, Treppe oder Schraube, fast nichts in unserem Alltag ist nicht von Normen erfasst. Im Baugewerbe gilt die DIN als das Maß aller Dinge. Das Deutsche Institut für Normung erarbeitet unter Leitung eines Arbeitsausschusses von hauptsächlich technisch versierten Ingenieuren einen Standard, in dem materielle und immaterielle Gegenstände vereinheitlicht werden. Dieses freiwillige Standardwerk definiert Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen sowie Verfahren. Es schafft Klarheit über Eigenschaften und unterstützt primär die Rationalisierung und Qualitätssicherung in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung.

Sonderzulassung – Schreckgespenst der Bauindustrie

1. bis 5. Obergeschoss: Open Office für die Redaktionen und den Verlag, Foto: © Yasu Kojima

Fast jedes Bauteil ist normiert und typisiert. Verlässt man den ,,Weg der Tugend“ und  überlegt sich, eine Norm bewusst zu vernachlässigen oder zu ignorieren, droht einem sofort die sogenannte Sonderzulassung eines nicht DIN-zertifizierten Bauteiles. Die Sonderzulassung ist das Schreckgespenst der Bauindustrie und geht einher mit unberechenbarem Aufwand, Zeit und Kosten.

Ein nicht DIN-konformes Bauteil muss zuerst als Prototyp erstellt, dann auf   Alltagstauglichkeit geprüft und von einem einschlägigen Expertengremium abgenommen werden, dann nochmals produziert werden, um es letztlich seiner Bestimmung zuzuführen, es einbauen und in Betrieb nehmen zu können. Dass die Architekten während der Planung des taz Neubaus immer wieder mit dem Gedanken einer Sonderzulassung gespielt haben, wurde von allen am Bau Beteiligten mit ungläubigem Staunen wahrgenommen. Nach Recherche zu den Sonderzulassungen verzichteten sie letztlich aus Respekt vor der unglaublichen Bürokratie auf diesen langen, riskanten Weg.

Das neue Haus der taz wurde also nach den Regeln der Deutschen Industrienorm geplant und erstellt. Dennoch haben sich die Architekten die Freiheit genommen, einzelne DIN-geprüfte Bauteile anders einzusetzen als nach ihrer ordinären Zweckbestimmung. Es sind somit Bauteile zum Einsatz gekommen, die zwar allesamt typengeprüft und normiert sind, in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und in ihrer Kombination mit anderen normierten Bauteilen so aber noch nie verbaut worden sind. Ein Beispiel dafür sind die Gitterroste. Gitterroste werden normalerweise als Abdeckungen für Bühnen, Treppen, Absturzsicherungen, Lüftungen etc. eingesetzt. Ganz ,,normal“ liegt dieses Bauteil in der Außentreppe des taz Gebäudes. Aber die Gitterroste bekamen auch ein anderes Leben als akustisch aktive — das heißt als schallabsorbierende — Elemente. Sie sind eingesetzt, um die Raumakustik in den Büroräumen und im Redaktionsraum zu optimieren. Ähnlich wie bei einem gerade in Berlin angekommenem Küchenchef, der sich vom lokalen Markt die entsprechenden Produkte holt und diese auf unkonventionelle Art und Weise kombiniert, entstand ein neues Gericht, das trotz lokaler Provenienz einheimisch und fremd zugleich ist.

1. bis 5. Obergeschoss: Open Office für die Redaktionen und den Verlag, Foto: © Yasu Kojima

André Meyer, Firmenkundenbetreuer in Berlin, hat für die GLS Bank die Finanzierung des Neubaus begleitet.

Herr Meyer, was war das Besondere am Neubau der taz?

AM: Besonders ist natürlich die taz selber. Für uns als GLS Bank ist die Meinungsfreiheit ein hohes Gut, daher unterstützen wir gerne unabhängigen Journalismus. Als Genossenschaft dient die taz, genauso wie die GLS Bank, ihren Mitgliedern. Die Finanzierung erfolgte durch die Genoss*innen und uns. Der Neubau ermöglicht kürzere Wege und durch die Struktur des Gebäudes viel Transparenz. Sehr angenehm war für mich die tolle Zusammenarbeit. Alle auftretenden Wehwehchen wie zum Beispiel Bauverzögerungen konnten wir immer schnell und individuell klären.

Wie steht es um die Energieeffizienz des Hauses?

AM: Ein wichtiger Bestandteil unserer Kreditprüfung war auch der Energiestandard des Neubaus, der sich vergleichen lässt mit Passivhausstandard bei einem Wohngebäude. Unsere Tochtergesellschaft GLS ImmoWert richtet darauf einen besonderen Blick und hat das bei ihrem Wertgutachten berücksichtigt.

Architekten
e2a.ch

Titelfoto: © Rory Gardiner

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Ein Artikel aus dem GLS Unternehmer*innen-Magazin Sinnmacher zum Thema nachhaltige Immobilien. Diesen und viele andere spannenden Artikel finden Sie hier im Blog. Alle Ausgaben des Sinnmachers als PDF finden Sie unter: https://www.gls.de/sinnmacher/.

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