Heute ist Internationaler Tag des Waldes. Wald besteht aus viel mehr als „nur“ Bäumen, in meinem Beitrag geht es aber vor allem um Bäume, genauer gesagt, um Holz bzw. den Brennstoff Holz. Denn die Zahl der Holzöfen in Deutschland ist seit dem Krieg in der Ukraine enorm angestiegen, der Bedarf an Brennholz infolgedessen auch.
Ein Grund dafür ist der enorme Preisanstieg bei fossilen Brennstoffen. Zudem nehmen viele Menschen Holz als natürlichen, nachwachsenden und CO2-neutralen Rohstoff wahr, der eine gemütliche Kaminatmosphäre erzeugt. Doch, stimmt das? Und ist das mit dem Holz verbrennen eine gute Idee? Bevor ich darauf näher eingehe, ein kurzer Blick in den Wald.
Wieso brauchen wir den Wald?
Wald im Sinne von Urwald gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr. Die meisten Bäume, die hier wachsen, tun dies in Plantagen. Meist sind das Bäume, die unter den hiesigen Bedingungen eigentlich gar nicht wachsen wollen und denen es bei uns auch nicht unbedingt gut geht – siehe zum Beispiel den Befall mit Borkenkäfern, die Trockenheit und das Fichtensterben.
In naturnahen Wäldern findet nicht nur die für unseren Planeten wesentliche Speicherung von Treibhausgasen und Wasser statt: Der Wald kann auch durch Verdunstung die Temperatur regeln. Messungen haben ergeben, dass die Temperatur im Wald im Hochsommer fünf Grad, teilweise sogar 15 Grad kühler sein kann als in der Stadt. Für die Kühlung wird Biomasse benötigt. Diese ist in Urwäldern vier Mal so hoch wie in unseren Wäldern. Warum? Weil wir durch unsere Forstwirtschaft zu viel Biomasse entfernen, sprich, den Wald „heiß schlagen“.
Wir sollten daher unbedingt damit aufhören, Teile unserer natürlichen Klimaanlage auch noch in Holzöfen und Pelletheizungen zu verbrennen. Denn damit erhitzen wir die Erde zusätzlich.
Wieso ist Holzverbrennung problematisch?
Fangen wir bei den Schadstoffen an: Bei der Verbrennung von Holz entstehen neben Treibhausgasen auch gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe, sogenannte organische Kohlenwasserstoffe wie Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), Stickoxide, Kohlenstoffmonoxid, Ruß (Ruß hat eine bis zu 3.200-mal stärkere Klimawirkung als CO2) und enorme Mengen an Feinstaub.
Feinstaub, warum ist das nicht gut? Je kleiner, umso gefährlicher, lautet die Antwort. Je winziger ein Partikel ist, umso tiefer kann er in die Lungen eindringen. Feinstaub ist erwiesenermaßen gesundheitsschädlich, besonders für Kinder, er ist krebserregend und kann zudem Schadstoffe wie giftige Schwermetalle bis in die letzten Verästelungen der Lungen tragen. Im Jahr 2020 gab es knapp 240.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastung in der EU.
Die mehr als elf Millionen Holzöfen und 900.000 Pelletheizungen in Deutschland pusten durch das meist filterlose Ofenrohr sehr viel Feinstaub direkt in die Wohngebiete. Laut dem Schweizer Umweltamt emittiert ein Pelletofen im Gegensatz zur Gasheizung 400-mal mehr Feinstaub, Kachelöfen sogar 1000-mal mehr.
Zum Feinstaub kommt noch CO2
Nächstes Problem: das Treibhausgas CO2, das von den Pflanzen aus der Luft aufgenommen, in Sauerstoff und Nahrung für Mensch und Tier umgewandelt und in Stamm und Boden gespeichert wird. Da wir in den vergangenen Jahren europaweit den Kampf gegen hohe Emissionen von CO2 aufgenommen haben, ist es nicht wirklich schlau von uns Menschen, das im Holz gespeicherte CO2 in Kaminöfen innerhalb von Sekunden wieder freizusetzen.
Was ist mit den Filtern in den Holzöfen?
In den neueren Holzöfen sind inzwischen Filter eingebaut . Womit wir beim „Holzofengate“ wären, einem Skandal, der nach dem gleichen Prinzip wie der als Dieselgate bekannte Abgasskandal bei den Autoherstellern funktioniert Auch hier werden die Werte, unter denen ein Ofen bei der Prüfung im Labor freigegeben wurde, unter realen Bedingungen nicht erreicht. Das heißt, sie stoßen erheblich mehr Schadstoffe aus, als sie dürften.
An dieser Stelle eine kleine private Anekdote: Der Schornsteinfeger bei uns im Bezirk hat meine Anfrage nach einer Schadstoffmessung unseres Kamins abgelehnt. Warum? Weil er dann, so sagte er, den Kamin direkt dicht machen müsse…
Welche Schäden richtet die Holzernte im Wald an?
Allein auf die Menge geschaut, verbrennen wir in Deutschland theoretisch das Holz, das bei uns auch geschlagen wird. Unser Holzhunger ist aber viel größer: Was wir ernten, macht nur 50 Prozent des gesamten deutschen Holzbedarfs aus, das heißt, wir importieren noch einmal genauso viel, wie wir ernten. Nicht alles wird verbrannt, in den letzten 20 Jahren hat sich der Brennholzverbrauch jedoch verdoppelt.
Aktuell wird das meiste Holz mit großen Maschinen geerntet, sogenannten Harvestern. Diese sind sehr schwer, zwischen 15 und 24 Tonnen. Durch die Vibration des Motors verursachen die Maschinen irreversible Schäden am Waldboden, der dabei extrem verdichtet wird und 95 Prozent seiner Wasserspeicherkapazität verliert. Der Waldboden funktioniert eigentlich wie ein Schwamm, in einem intakten Wald kann er richtig viel Regen aufnehmen und ihn bei Trockenheit dann wieder abgeben. Das schützt Mensch und Tier vor Hochwasser und versorgt die Pflanzen bei Trockenheit mit Wasser. Wenn er verdichtet ist, kann er das nicht mehr, das Wasser fließt ab und führt in extremen Fällen zu Hochwasser bzw. später dann zu Trockenheit.
Ein weiterer negativer Punkt der Holzwirtschaft sind die langen Transportwege von Holz, die ebenfalls CO2 verursachen. In der Rechnung „Holz gleich klimaneutraler Brennstoff“ wird dies häufig nicht berücksichtigt. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, fordert: „Wir sollten darauf verzichten, Holz zu verheizen.“
Was kann ich tun?
Die ganze Situation mit den Brennstoffen ist vertrackt. Holz ist kein guter Brennstoff, Gas und Öl aber auch nicht. Was also tun? Zumindest erst einmal ein Bewusstsein dafür schaffen, dass ein Holzofen, der die alte Öl- oder Gasheizung ersetzen soll, ebenfalls Probleme mit sich bringt.
Im zweiten Schritt könnte der Blick auf das ganze Wohngebäude folgen. Kann ich etwas sanieren oder dämmen, mit wenig Aufwand die Kellerdecke zum Beispiel? Oder besteht für mich die Möglichkeit, ein anderes Heizsystem, etwa Geo- oder Solarthermie oder Wärmepumpe, zu installieren?
Einen Schritt, den alle von uns machen können, ist der achtsame Umgang mit allen Brennstoffen und allen Ressourcen. Die beste Energie ist die, die gar nicht erst erzeugt werden muss.
Wenn ihr mehr lesen wollt, empfehlen wir euch unseren Blogbeitrag „Auf der Suche nach dem neuen Wald„.
Update Waldzustandsbericht
Am 21. März hat die Bundesregierung die Ergebnisse der neuen Waldzustandserhebung 2022 veröffentlicht. Weiterhin sind vier von fünf Bäumen krank. Im Vergleich zum Vorjahr hat es keine deutlichen Veränderungen gegeben, die Schäden an den Bäumen sind nach wie vor hoch. Im Jahr 2022 war es erneut zu trocken und zu warm, die nassen Monate Februar und September konnten das Wasserdefizit des Sommers nicht kompensieren. Unter diesen Folgen der Klimakrise leiden die Bäume in Deutschlands Wäldern stark.
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