Lügen haben kurze Beine? Leider nein. Digital werden Angstmacher und andere Lügen groß hinausposaunt. Getreu dem Motto von Trumps PR-Berater Steve Bannon: „Die echte Opposition sind die Medien. Und ein Weg mit ihnen umzugehen ist, sie vollkommen zuzumüllen.“ Deswegen ist es an der Zeit, dass wir uns mit ein wenig Kommunikationstheorie dagegen wappnen.
Wir alle können heute öffentlich sprechen – etwa indem wir einen Post bei LinkedIn kommentieren oder selbst bei Instagram posten. Die wenigsten haben aber gelernt, wie man klar kommuniziert. Deswegen wollen wir mit Hilfe von etwas Kommunikationstheorie zusammen besser werden.
Wahr oder Falsch? Lügen sind keine Meinung
Du scrollst durchs Netz und dann springt dich dieser Satz an: „Der Klimawandel ist die Erfindung der Chinesen!“ Was passiert nun?
- Du kennst dich vermutlich etwas aus mit dem Klimawandel und weißt, dass er menschengemacht ist. Also meldest du den Satz.
- Oder scrollst du einfach weiter? Mit dem Gedanken: Ach, diese Person kann ihre schräge Meinung für sich behalten…
Vermutlich verhältst Du Dich wie in Punkt 2 beschrieben. Wir können unsere Lebenszeit ja nicht dem Schwachsinn im Netz widmen. Doch viel wichtiger ist an dieser Stelle der vielleicht fast beiläufig auftauchende Gedanke, ob der Satz eine Meinung ist.
Das meint der Autor Thilo Baum, der das Buch „Sinn von Unsinn unterscheiden“ geschrieben hat. Und Desinformationen, Fake-News oder Falschbehauptungen sind wirklich problematisch für unser Miteinander.
Das größte Problem aber: Die Wahrheit wird missachtet. Es wird bewusst oder unbewusst gelogen. Sobald jemand widerspricht, also die Lüge enttarnen will, wird diese Kritik als „Einschränkung der Meinungsfreiheit“ uminterpretiert. Die Person, die eigentlich die Wahrheit ans Licht bringen will, wird in eine schlechte Ecke gestellt.
Ein (fiktives) Beispiel
Ein AfD-Politiker sagt: „Die Klimakrise ist eine Erfindung der Chinesen“. Eine Grünen- Politiker*in kontert: „Das ist nicht nur rassistisch, das ist schlichtweg eine Falschinformation.“ Der Politiker darauf: „Das ist eben meine Meinung. Diese Politikerin ist linkgrün-woke und will alle Meinungen außerhalb dieses Spektrums verbieten.“
Möchtest Du Deine Medienkompetenz verbessern? Miriam Bunjes von Correctiv hat die wichtigsten Informationen zusammengefasst.
Was ist passiert?
Die Wahrheitssuche der Grünen-Politikerin wurde neu eingerahmt, reframt. Menschen versuchen, den Artikel 5 des Grundgesetzes für ihre Lügen zu beanspruchen. Wichtig: Die bewusste Unwahrheit, also eine bewusst ausgesprochene Lüge, ist nicht vom Grundgesetz gedeckt. Das besagt ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1982 (1 BVR 1376/79).
Wir brauchen Fakten, um uns eine Meinung zu bilden. Wir brauchen verlässliche Informationen, damit die Demokratie funktioniert. Wir brauchen also alle die gleichen und fairen Spielregeln, um miteinander Debatten zu führen und zu einer Lösung zu kommen.
Sobald aber Menschen Falschbehauptungen verbreiten, bewegen sie sich weg vom demokratischen Spielfeld. Wenn also (rechtspopulistische) Politiker*innen lügen, müssen sie nicht angehört werden. Sie müssen ausgebremst werden. Je lauter Menschen dann „Zensur“ ihrer Lügen rufen, desto absurder wird es.
Wie gehen wir also gegen Lügen vor?
Tipp 1: Wahrheit und These unterscheiden
Wir müssen zurück zum Grundsatz: Wer behauptet, belegt. Nur so ist eine sachliche Debatte möglich. Das sehen wir besonders an Verschwörungstheorien. Hier werden einfach Dinge in den Raum gestellt. Wenn andere Menschen dann Beweise für die kruden Verschwörungstheorien einfordern, kontert das Gegenüber gern mit dem Satz: „Beweis mir doch das Gegenteil.“ Doch das ist schlichtweg unmöglich, bestätigt. Siehe Thilo Baums Aussage.
Tipp 2: Das Faulspiel benennen
Findest Du dich also in so einem Gespräch wieder, kannst du genau das sagen. „Deiner Forderung kann ich leider nicht nachgehen. Etwas, was es nicht gibt, kann man einfach nicht beweisen. Wir können es vielleicht als eine Idee oder These stehen lassen. Jedoch nicht als Fakt.“
Tipp 3: Wiederholte Lügen als Zitate getarnt sind keine Beweise
Häufig folgt statt eines Belegs auch ein Hinweis auf jemand anderen, der es bereits gesagt hat. Es entsteht eine Anreihung von Zitaten, die den Unsinn einfach unbelegt wiederholen. Dadurch wird der Inhalt nicht richtiger. Psychologisch stellt sich aber ein anderer Effekt ein: Je öfter wir etwas hören, desto eher glauben wir es.
Fazit
Wir müssen lernen eine Meinung von einer Falschbehauptung zu unterscheiden. Lügen sind im öffentlichen Raum nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Sie zersetzen zudem den demokratischen Diskurs. Deswegen Ist es gut, sich für die Fallstricke zu wappnen.
Thilo Baum hat über das Thema Lügen enttarnen auch in einem Podcast gesprochen.
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