Wie Wasser Menschen zusammenbringt, zeigt GLS Kunde Schwimmverein Blau-Weiß. Das Bochumer Vereinsbad ist Treffpunkt. Treffpunkt für viele und für manche sogar eine Art Heimat. Damit all das Bestand hat, bündelt der Verein seine Kräfte.
Alle Bilder in diesem Beitrag stammen von Teresa Rothwangl.
Der Sportverein Blau-Weiß Bochum 1896 bietet Schwimmen, Triathlon, Wasserball und Breitensport an. Alle Sportarten sind mit dem vereinseigenen Schwimmbad im Bochumer Wiesental verbunden. Der Verein steht für Inklusion, Integration und Nachhaltigkeit. Viele Frauen aus der Ukraine, durch den Krieg vertrieben, haben hier mit ihren Kindern eine neue Sportstätte und Heimat gefunden. Nun wird das Bad für die nachfolgende Generation zukunftssicher aufgestellt. Ein Klimakonzept listet die notwendigen Schritte auf – insgesamt werden dafür Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Euro benötigt. Die GLS Bank steuert ein Drittel der Mittel in Form eines Bürgschaftsdarlehens bei.
Wasserball, die große Liebe
Wasserball. Das war sofort eine große Liebe. Oleksandras Augen leuchten und ihre Mimik wird wach und lebendig. 15 war die Ukrainerin damals, als sie eher aus der Not heraus, wegen gesundheitlicher Probleme, vom Schwimmen in den Mannschaftssport wechselte. Wasserball ist anders als Schwimmen. Es ist kraftvoller, ein Spiel, wie ein großer Schluck aus der Energydrinkdose. Oleksandra hatte Talent, ging in der Ukraine erst in die Sportklasse und später auf die weiterführende Sportschule, wo die richtig Guten landeten. Nach nur einem Jahr Wasserball wechselte sie in die Nationalmannschaft. „Du präsentierst dein Land. Das ist schon ein schweres Gewicht auf den Schultern. Aber du wächst auch in deine Aufgabe hinein und sie ist dir wichtig. Deshalb trainierst du bis zu neunmal in der Woche“, erinnert sich die Ukrainerin.
Oleksandra Myronenko ist inzwischen 41 Jahre alt. Sie lebt heute in Bochum und arbeitet in Mülheim. Am 8. Marz 2022, am Weltfrauentag, kam sie mit ihren beiden Töchtern, zu dem Zeitpunkt 14 und 17, hier an. Sie verließ Charkiw wenige Tage nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs. „Ich dachte erst, ich schaffe das“, erzählt sie, „aber ich konnte schon nach einer Woche nicht mehr.“ Von anderen Sportlerinnen hatte sie vom Bochumer Schwimmverein gehört: dass sie dort Wasserball-Trainerinnen suchen und bei der Unterbringung helfen. Lange bleiben wollte sie nicht, nur für die Dauer des Krieges. Im Rückblick sagt sie: „Der Verein hat so vielen Familien geholfen, es sind weit über hundert Ukrainerinnen und Ukrainer gekommen. Alle sind über den Wassersport miteinander verbunden. Das war von Anfang an eine großartige Unterstützung. Die Vereinsmitglieder haben für jeden von uns eine Wohnung gefunden und sind zum Jobcenter mitgegangen.“
Das Schwimmbad im Wald
Für Wasserballerin Oleksandra ist ein Schwimmbad ein Alltagsort wie die Küche. „Ich habe schon so viele Bäder gesehen in meinem Leben“, sagt sie und betrachtet die Bahnen im Wiesental. „Als ich in Bochum ankam, war da die Hülle drüber, das fand ich merkwürdig. Erst später habe ich dann gesehen, dass es ein Schwimmbad im Wald ist, umgeben von vielen Baumen. Wie schön!“
Als Kassenwart des SV Blau-Weiß Bochum 1896 sagt Frank Lautner mit Überzeugung und Inbrunst: „Wie wertvoll diese Wasserstätte ist!“ Auch Lautners Hobby ist das Schwimmen, der Verein für ihn „ein Traum“. Der SV Blau-Weiß, der das zentral gelegene Freibad in Bochum betreibt, zählt 6.000 Mitglieder. Dank der Traglufthalle, die von Oktober bis April die Bahnen überspannt, ist das Bad ganzjährig geöffnet. Im Sommer laufen bis zu 2.500 Menschen am Tag durch die Anlage. Es ist eine Mammutaufgabe, alles sauber zu halten. Ständig wird durchgefeudelt und trockengewischt. Abends arbeiten die Profireinigungskräfte und auch „das kleine gelbe Moped dahinten“ komme zum Einsatz, sagt Lautners Vorstandskollege Christoph Heidenreich. Er zeigt auf den Beckenbodenreiniger am Rand des großen Beckens.
Der 61-Jährige arbeitet in der Automatisierungstechnik für Kläranlagen, die Reinigung von Abwässern sind sein Spezialgebiet. Wasser, die Qualität von Wasser, habe eine hohe gesamtgesellschaftliche Bedeutung, sagt er. Und doch ist dieses Schwimmbad so viel mehr für ihn als Wasser: Es ist Freizeit, es ist Sport und körperliche Auseinandersetzung, es ist Familie und ein Ort für Freunde. Er sagt: „Menschen werden hier groß. Sie verabreden sich, verlieben sich, heiraten.“ Über seine eigenen Kinder, die bei Blau-Weiß schwimmen gelernt haben, hat er angefangen, sich zu engagieren und erst mal die Waffeleisen gereinigt. Zu tun gibt es immer genug. Für das internationale Wasserballturnier im September orderte der Verein allein 1.500 Brötchen. Die mussten alle aufgeschnitten und belegt werden. „Was wir hier zusammen rocken, ist unfassbar“, findet Frank Lautner und schwärmt vom Zusammenhalt unter den Mitgliedern.
Das Klimakonzept des Vereins
Ehrenamtliche Zeit investieren die Vereinsaktiven auch in den Klimaschutz und damit in den Erhalt ihres Gemeinschaftsorts. Zum Beispiel wenn sie in den Abend- und Nachtstunden der Sommersaison fünf Folien über die beiden Becken ziehen. 30 Minuten dauert es, dann ist das Schwimmbad komplett abgedeckt. So geht die Wärme von zwei Millionen Litern Wasser – im großen Becken 26 Grad, im kleinen 30 – nicht als Wasserdampf verloren. Diese Maßnahme ist Teil eins des Klimaschutzkonzepts und wird seit August 2023 durchgeführt. 160.000 Euro haben die Folien gekostet, 40 Prozent Einsparung beim Gasverbrauch haben sie bereits bewirkt, berichtet Lautner. Er bringt viel Know-how ein, um das Bad zukunftsfit zu machen. Als Gesellschafter der ORCA gGmbH (Organization for Rapid Climate Action) berät er Unternehmen in Sachen Klimaschutz.
Um den Energiebedarf des Schwimmbads zu senken, sieht das Klimakonzept weitere Maßnahmen vor. So soll die Liegewiese ausgehoben werden, um dort Geothermie-Leitungen zu verlegen. Mit der gewonnenen Erdwärme kann in Zukunft das Wasser beheizt werden (siehe Kasten).
Der SV Blau-Weiß hat sich einiges vorgenommen – und die Gemeinschaft trägt dazu bei, dass die Mission gelingen kann. So finanziert sie einen Teil der für die Sanierungsmaßnahmen notwendigen 1,5 Millionen Euro Investitionsvolumen mit einem Bürgschaftsdarlehen der GLS Bank. Bei dieser Form der Finanzierung garantieren viele Mitglieder einer Gemeinschaft für jeweils kleine Teilbeträge, sodass der Gesamtkredit sofort ausgezahlt werden kann. Nachdem der Verein auf seiner Website für das Klimakonzept und die dafür notwendige Finanzierung geworben hatte, meldeten sich kurzfristig zahlreiche Mitglieder, um zu bürgen.
Finanzierung Klimaschutzkonzept
Zur Reduzierung des Gas- und Strombedarfs und zur Umstellung auf erneuerbare Energien plant der SV Blau-Weiß drei Maßnahmen.
- Erstens: Die Liegewiese des Bads wird ausgekoffert, um dort großflächig Geothermie-Leitungen zu verlegen, sodass Erdwärme das Beheizen des Wassers unterstützt.
- Zweitens: Wärmepumpen kommen auf die Sonnenterrasse und entziehen der Luft Wärme.
- Drittens: Dasselbe Ziel verfolgen sogenannte Rückkühler auf den Dächern – in der Industrie wird diese Rotorentechnik seit Jahrzehnten eingesetzt.
Hinzu kommt die Erweiterung der Traglufthalle. Die Gesamtinvestition von rund 1,5 Millionen Euro wird durch Darlehen, Forderungen und Zuschüsse mehrerer Finanzierungspartner*innen gestemmt. Die GLS Bank ist dabei, ebenso wie NRW.Bank, Stadt Bochum, Stadtwerke Bochum, BAFA und KfW.
Der Bürge Baer
Eines dieser Mitglieder ist Christopher Baer. Jeden Morgen geht der Unternehmer bei Blau-Weiß schwimmen. „Ohne Wasser könnte ich nicht sein“, erklärt er. Baer wohnt zehn Minuten entfernt, lauft durch den Park und genießt dann diesen „wahnsinnig schönen Moment“. 1999 wurde er Vereinsmitglied. 25 Jahre später ist er einer von insgesamt 170 Bürg*innen, die das sofortige Bürgschaftsdarlehen über 500.000 Euro ermöglichen. Baer ist ein Mensch, der Gefallen daran findet, einen Ort zu einem besseren zu machen. „Ich möchte Dinge voranbringen und etwas beitragen“, sagt er.
Dazu passt, dass der 51-Jährige ein Kreativbüro in der Bochumer Innenstadt führt und Objekte designt. Auch die Anlage des Vereins macht er hübscher. Er gestaltete die Hinweisschilder an den Toiletten und die Haken in den Duschen neu. Gestalten und Halt geben – das macht Baer im übertragenen Sinne auch in seiner Rolle als Bürge für die Finanzierung der energetischen Sanierung. Im Worst Case müsste er für einen Teilbetrag haften. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering: Bürgschaftsdarlehen bauen auf solidarische Gemeinschaften und schweißen diese einmal mehr zusammen. „Dieser Ort“, schwärmt Baer, „ist nicht einfach nur erhaltenswert, er ist mehr als das.“ Die Einbindung in die Natur, die Himmelsausrichtung, der Lauf der Sonne und das Reflektieren ihrer Strahlen: Das Schwimmbad sei einfach perfekt.
Wasser für alle
Die GLS Bank widmet sich in der aktuellen Ausgabe ihres Kundenmagazins Fragen rund um Wasser und wie wir darauf wirken.
Schwimmen hilft
Wie Wasser verbindet, zeigt sich nicht nur in der Solidarität der Bürginnen und Bürgen, die sich binnen kürzester Zeit auf den Website-Aufruf meldeten. Auch Pat*innen für die geflüchteten Athlet*innen aus der Ukraine wurden 2022 übers Netz gesucht. Ihnen eine neue sportliche Heimat in der Wasserball- und Schwimmabteilung zu geben und für den Vereinsbeitrag aufzukommen, war vielen Menschen im Verein zum Glück viel wert.
Oleksandra unterrichtet mittlerweile an einer Mülheimer Grundschule Sport und Schwimmen sowie Deutsch für Zuwanderer. Nach der Schule kommt sie häufig ins Wiesental. Schwimmen ist für die Ukrainerin nicht nur Sport, sondern auch wie Meditation. Es ist Entspannung, selbst wenn sie manchmal so lange schwimmt, dass sie ihren müden Körper spürt. „Wenn ich im Wasser meine Bahnen ziehe, kann ich mich vor allen Problemen verstecken. Ich höre nichts und die schlechten Gedanken gehen weg.“ Der Verlust der Heimat schmerzt. „Ich vermisse mein Land. Ich mag Bochum, den Verein und das Wiesental. Aber ich vermisse mein Haus, den Ausblick aus meinen Fenstern, das Hallenbad in Charkiw.“
Das Bürgschaftsdarlehen ist das älteste Finanzinstrument der GLS Bank. Es basiert auf der Solidargemeinschaft sozialer Initiativen: Jede*r Einzelne bürgt für einen Teilbetrag. Die Organisation erhält den gesamten Kreditbetrag von maximal 500.000 Euro und zahlt ihn in den vereinbarten Raten bis Laufzeitende zurück.
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