Roda Verheyen

Wir müssen über Geld reden, Roda Verheyen

Über Geld spricht man nicht? Wir schon, denn Geld ist ein gesellschaftliches Gestaltungsmittel und sollte kein Tabu sein. Deshalb fragen wir in dieser Rubrik regelmäßig Menschen danach, was sie über Geld denken und wie sie es ausgeben. Hier antwortet Roda Verheyen.

1. Family, Friends, Gott und die Welt: Mit wem sprichst Du über Geld?

Mit meiner Familie sowieso, meine drei Kinder sind interessiert, derzeit vor allem an ETF. Außerdem spreche ich beruflich viel über Geld, weil ich an verschiedenen Projekten zu nachhaltigen Finanzmärkten und -instrumenten arbeite. Darunter die Klage von Greenpeace gegen die Einbeziehung von Gas und Atomprojekten in die EU-Taxonomie.

2. Was bedeutet Dir Geld?

An sich wenig. Geld ist zum Leben notwendig und ich bin ja als Rechtsanwältin auch Unternehmerin. Ich muss und will meine Angestellten gut bezahlen. Aber im Augenblick ist Geld vor allem wichtig in gesellschaftspolitischer Hinsicht: nämlich wegen der notwendigen Investitionen in Klima- und Biodiversitätsschutz.

3. Sparen oder ausgeben?

Ausgeben. Insgesamt brauchen wir weniger Geld auf Sparkonten und mehr Geld in grüne und soziale Projekte.

4. Bar oder mit Karte?

Hauptsächlich Karte und Handy – da geh‘ ich mit der Zeit. Bar soll aber bleiben, finde ich.

5. Wofür gibst Du gerne Geld aus?

Für Zeit mit meinen Kindern und Freund*innen. Generell ohnehin für meine Kinder, aber die müssen auch langsam selber arbeiten gehen. Gutes, frisches Essen ist mir auch wichtig, leckerer Kaffee ohnehin. Und Spenden an kreative, grüne und soziale Organisationen sind gut, da hilft wenig Geld oft viel.

6. Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, dass Du morgen all Dein Geld verlieren würdest?

Zusammenrücken und ein Zimmer im Haus vermieten, und ansonsten so weitermachen wie bisher. Vielleicht müsste ich meine GLS Bank Anteile verkaufen – das wäre schade.

7. Geld hat eine Wirkung – immer. Was denkst Du darüber und was folgt für Dich daraus?

Geld ist wichtig für alle Menschen, aber Wohlstand wird viel zu oft mit Geld gleichgesetzt. Geldschulden des Staates sind zum Beispiel nicht wichtiger als Infrastrukturschulden – das ist leider immer noch nicht durchgedrungen.

8. Wie viel Geld ist genug/zu viel?

Wirklich niemand auf der Welt braucht ein Privatvermögen von mehreren Millionen oder gar Milliarden Euro.

9. Hast Du das Gefühl, dass Geld Dir Freiheit gibt oder Dich eher belastet?

Ich fühle mich sicher, weil ich genug Geld verdiene. Frei fühle ich mich aber, weil ich meine Meinung sagen kann. Weil ich meinen Beruf ausüben kann und mich nicht verfolgt fühle in diesem Land, anders als Umweltanwältinnen in anderen Ländern dieser Welt.

10. Inwiefern lebst Du in Widersprüchen beim Thema Geld?

Am ehesten wohl, weil ich persönlich eigentlich nicht gefragt werden sollte. Ich habe genug Geld und hatte auch nie echte Geldsorgen. Dafür bin ich dankbar.

Roda Verheyen ist Rechtsanwältin für Umweltrecht in Hamburg. Vor ihrer Tätigkeit in Deutschland hat sie international für verschiedene Umweltverbände gearbeitet und gründete das Netzwerk „Climate Justice Programme“. Sie führt mehrere Klimaklagen. Unter anderem reichte sie 2024 – unterstützt von fast 50.000 Menschen – beim Bundesverfassungsgericht eine Klage ein, bei der es um die verfassungsrechtliche Prüfung der Novelle des Klimaschutzgesetzes und um Maßnahmen im Verkehrsbereich geht. Roda Verheyen ist privat und beruflich GLS Kundin und Genossenschaftsmitglied.

Hier kannst Du mehr über ihre Arbeit erfahren: https://www.rae-guenther.de/anwaelte-verheyen

Katja Diehl

Du willst wissen, was andere GLS Kund*innen über Geld denken? Wir haben auch die Mobilitätsexpertin Katja Diehl gefragt.

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