An einer Pflanze wird mit einer Schere etwas abgeschnitten.

Neue Gentechnik – nicht hinter unserem Rücken!

Die Europäische Kommission hat einen Gesetzentwurf angekündigt, mit dem sie das bestehende Gentechnikrecht ändern will. Produkte bestimmter Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas sollen dabei dereguliert und auch nicht mehr gekennzeichnet werden. Bio-, Umwelt- und Verbraucherverbände rufen dagegen zum Protest auf.

Gentechnik – war da was? Der direkte, technische Eingriff ins Erbgut von Tieren und Pflanzen galt Ende des letzten Jahrhunderts als eine neue Zukunftstechnologie, die unsere Landwirtschaft und Ernährung revolutionieren würde: Präziser, schneller und zielgenau könnten mit ihrer Hilfe Produktivitätssteigerungen und vielfache Umweltvorteile erzielt werden, die mit herkömmlicher Züchtung gar nicht oder nur sehr viel langsamer möglich wären.

Kritiker*innen warnten allerdings vor unbekannten und schwer beherrschbaren Risiken, vor allem dann, wenn gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in die Umwelt freigesetzt werden und sich dort vermehren. 1990 verabschiedete die Europäische Union deshalb Richtlinien für die Risikoabschätzung und Zulassung sowie zur Kennzeichnung von GVO. Der biologische Landbau schloss den Einsatz von Gentechnik in seinen Richtlinien weltweit kategorisch aus.

Gentechnische Ernährung: Konzept hat sich nicht durchgesetzt

Nach heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen konnte sich das Konzept gentechnischer Landwirtschaft und Ernährung bei Verbraucher*innen in Europa nicht durchsetzen. In Lebensmitteln und der Landwirtschaft spielen GVO (anders als in der Medizin) seit einigen Jahren praktisch keine Rolle in Deutschland und der Europäischen Union. Auch in anderen Regionen der Welt setzten sich bisher nur wenige Gentechnikpflanzen durch. Wenn sie es taten, dann auf enormen Flächen einiger weniger Monokulturen: entweder weil sie bestimmten Pestiziden (allen voran Glyphosat von Bayer/Monsanto) widerstehen, während alle anderen Pflanzen eingehen, oder weil sie selbst neue Gifte gegen Insekten produzieren. Aus allen anderen Versprechungen wurde bisher jedoch wenig; auch weil sich die Veränderung von Organismen und ihren Eigenschaften als erheblich komplizierter erwies als ursprünglich angenommen.

CRISPR: Eine neuartige Form des Eingriffs in die DNA

Vor zehn Jahren entwickelten zwei Forscherinnen aus einem bakteriellen Immunsystem gegen Viren eine neuartige Form des technischen Eingriffs in die DNA (Träger der Erbinformation). Mit CRISPR/Cas lässt sich der Ort der gentechnischen Veränderung sehr viel genauer bestimmen als zuvor. Einzelne Basenpaare oder kurze Abschnitte der DNA können so „umgeschrieben“ werden; auch die Übertragung langer DNA-Abschnitte an genau bestimmbaren Orten des Erbgutes wird so möglich. Für die molekularbiologische Forschung eröffnet CRISPR/Cas gewaltige neue Möglichkeiten.

Gentechnik wird zu “gerichteter Mutation”

Auch der Fantasie der Gentechnik-Branche geben CRISPR/Cas und ähnliche „Genomeditierungsverfahren“ massiven Aufschwung. Weil die Gentechnik in der Öffentlichkeit keinen guten Ruf hat, verfielen Wissenschafts- und Technikunternehmen auf die Idee, das Ganze einfach nicht mehr Gentechnik zu nennen. Die Rede ist jetzt von „gerichteter Mutation“. Weil Mutationen auch natürlich vorkommen, handle es sich um quasi naturidentische Verfahren. Dem schob der Europäische Gerichtshof 2018 mit einem Grundsatzurteil einen Riegel vor: CRISPR/Cas sei nach geltendem Gentechnikrecht zweifellos ein gentechnisches Verfahren, dessen Risiken grundsätzlich nicht geringer seien als die der klassischen Gentechnik.

Droht das Ende der Gentechnikfreiheit?

Diese höchstrichterliche Entscheidung lässt sich nur aushebeln, indem man die Gesetze verändert, auf der sie beruht. Genau das schlägt die EU Kommission nun vor: Bestimmte Anwendungen von CRISPR/Cas sollen künftig einfach nicht mehr als Gentechnik gelten. Sie müssten dann weder nach dem Gentechnikrecht zugelassen noch gekennzeichnet werden. Für all jene, die auf Gentechnik in ihren Lebensmitteln und Saatgut verzichten wollen und die sich kein X für ein U vormachen lassen wollen, wäre dies das Ende der Gentechnikfreiheit. Verbraucher*innen könnten sich nicht mehr sicher sein. Der Biolandbau müsste einen wichtigen Grundsatz aufgeben. Und alle, die auf Gentechnik verzichten wollen, wären über Nacht ihrer Informations- und Wahlfreiheit beraubt.

Deine Stimme erheben: Petition unterzeichnen

Logo der Organisation GMO-free EuropeWenn du dagegen deine Stimme erheben willst, kannst du dich bis zum 20. November an der gemeinsamen Petition „Nicht hinter unserem Rücken“ von Bio-, Umwelt-, Verbraucher- und Landwirtschaftsverbänden beteiligen. Am 17. November findet im Europäischen Parlament und online zu dem Thema eine Debatte von GMO-Free Europe statt, auf der gentechnikfreie Regionen, Produzent*innen und Verbraucher*innen Widerspruch anmelden gegen die geplante Deregulierung der europäischen Gentechnikgesetzgebung.

Mehr zum Thema findet ihr im aktuellen Jahresbrief der Zukunftsstiftung Landwirtschaft, beim Informationsdienst Gentechnik, bei Testbiotech und Save Our Seeds.

Wie schaut es aus: Unterschreibst du die Petition?

Vielleicht interessiert dich auch dieser Beitrag “Patentierte Tiere” auf unserem Blog.

Patentierte Tiere?

  1. Robert Hoffie

    Der Blog-Beitrag spielt mit veralteten Argumenten und Ängsten.
    Gentechnik ist genauso sicher, wie klassische Züchtungsverfahren auch. Das ist nach über 30 Jahren Biosicherheitsforschung wissenschaftlicher Konsens. Eine wissenschaftlich solide und verständliche Übersicht dazu bietet zum Beispiel die Nationale Akademie der Naturwissenschaften Leopoldina: https://www.leopoldina.org/wissenschaft/gruene-gentechnik/

    Daraus ergibt sich auch der dringende Reformbedarf des EU-Gentechnikrechts, welches nach 30 Jahren nicht mehr zu sinnvollen Regulierung neuer gentechnsciher Methoden wie der Genomeditierung mit “CRISPR” taugt. Aus Sicht von Forscher*innen ist es deshalb geboten, die Gentechnikregulierung in der EU zu modernisieren, um sinnvolle Anwendungen im Sinne von mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (zB Resistenzüchtung zur Reduktion von Pestiziden oder Anpassung an sich verändernde Klimabedinungen) zu ermöglichen, statt diese Methode wie aktuell pauschal zu verhindern.

    Einen Aufruf von fast 400 jungen Pflanzenforscher*innen aus ganz Europa, die sich für eine Reform des Gentechnikrechts aussprechen, gibt es hier zu lesen: https://givegenesachance.eu/

    Wie beim Klima gilt auch bei der Gentechnik: Unite Behind the Science!

    • Benny Haerlin

      Hallo Herr Hoffie,

      Ich wüßte nicht mit welchen Ängsten und veralteten Argumenten ich “spiele”.
      Ein wenig beängstigend finde ich dagegen Ihren Satz “Gentechnik ist genauso sicher wie klassische Züchtungsverfahren auch”, für den Sie auch gleich noch einen “wissenschaftlichen Konsens” beanspruchen. Er verstößt in sich gegen alle Regeln wissenschaftlicher Tatsachenbehauptungen. Insofern erweist er ihrem Anliegen einen Bärendienst, die Risikoabschätzung und -bewertung von Produkten weniger aufwändig zu machen, die aus Ihrer eigenen Forschung und Entwicklung am IPK Gatersleben sowie der Ihrer Kolleg*innen, auf deren Aufruf sie hinweisen, hervorgehen könnten.

      Der Einsatz der CRISPR-Cas Technologie in der Pflanzenzucht ist neu und bisher wenig erprobt. Sie sollten deshalb selbst das größte Interesse daran haben, mögliche Nebenwirkungen und nicht intendierte Effekte genauestens zu erfassen. Wie Sie sicher wissen gibt es hierzu in der wissenschaftlichen Fachpresse eine Vielzahl von aktuellen Veröffentlichungen. Auch die Kennzeichnung von GVOs sollten Sie eigentlich befürworten, wenn Sie von deren segensreicher Wirkung für die Nachhaltigkeit so überzeugt sind.

      Mir persönlich fehlt nach 30 Jahren Gentechnik-Versprechungen und nur wenigen, überhaupt nicht nachhaltigen Produkten (Über 90% glyphosat- und andere herbizidtolerante und/oder insektizide Pflanzenarten für monokulturellen Anbau mit verheerenden Wirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Agrarsturktur) ehrlich gesagt der gänzlich unwissenschaftliche Glaube daran. Aber wenn Sie funktionierende und überzeugende Produkte vorlegen, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Dafür müssen wir aber doch nicht gleich auf die Prüfung von Risiken und Nebenwirkungen und auf eine Kennzeichnung verzichten. Das ist nicht ernsthaft Ihre Forderung, oder?

    • Robert Hoffie

      Hallo Herr Haerlin,

      vielen Dank für Ihre Rückmeldung!
      Sie spielen, wie ich bereits ausführte, mit den Ängsten, von Gentechnik ginge ein besonderes Risiko für Mensch und Umwelt aus. Das widerspricht dem aktuellen Stand der Forschung.
      Nichts ist ohne Risiko, deshalb entspricht meine Formulierung “genauso sicher wie” im Umkehrschluss, dass sich die Risiken gentechnischer Züchtungsverfahren dieselben sind, wie bei klassischer Züchtung auch. Die Risiken resultieren dabei aus den spezifischen Eigenschaften der gezüchteten Sorte und nicht aus den dabei verwendeten Methoden. Deshalb ist es gerade unter Sicherheitsaspekten nicht sinnvoll, die Regulierung an der Züchtungsmethode festzumachen. Wie Sie der verlinkten Stellungnahme der Leopoldina entnehmen können, plädiert die Wissenschaft deshalb für eine produktbasierte Bewertung neuer Pflanzensorten.

      Wie vielfältig potentielle Anwendungen der Geneditierung sind, zeigt zum Beispiel die “CRISPR-Bibliothek”: https://progressive-agrarwende.org/crispr-bibliothek/. Es liegt in der Hand der EU-Politik, eine Regulierung zu schaffen, die die sichere und sinnvolle Verwendung der Geneditierung ermöglicht.

  2. Wir sehen hier anti-wissenschaftliche Propaganda von hauptberuflichen Gentechnik-Gegnern.

    Der Tagesspiegel sorgt sich, dass die im Blog verlinkten radikalen Gentechnik-Gegner von “Testbiotech”, Zitat, “alternative Fakten” verbreiten.
    https://www.tagesspiegel.de/wissen/genome-editing-und-die-schere-im-kopf-3994456.html

    Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet die Arbeit des im Blog ebenfalls verlinkten so genannten “Informationsdienst Gentechnik” als “tendenziös” und “Fakten verzerrend”, die Öko-Lobbygruppe arbeite mit “nicht belegbaren” Aussagen. Kritik an Schrottstudien zu angeblichen Gefahren der Gentechnik nennt der IG eine “Hetzjagd”.

    Der IG wurde übrigens auch unterstützt von esoterischen, anthroposophischen Akteuren wie #Demeter #Alnatura #Sonett und der anti-wissenschaftlichen “Zukunftsstiftung Landwirtschaft” der GLS Treuhand.
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/gentechnik-schulen-unterricht-seralini-1.4364273

    Gentechnik-Gegner, die in Gentechnik-Lobbygruppen organisiert sind und nachweislich Falschinformationen verbreiten, gibt die GLS-Bank hier ein Forum. Es ist ein Trauerspiel.

    Oliver Rautenberg

  3. Warum macht eine Bank Werbung für Schwurbler und hetzt somit gegen die Anpassung des Rechts an den schon lange bestehenden wissenschaftlichen Konsens? Worüber bloggt ihr als nächstes, “Impfverschwörung”? “Tödliches 5G”?

  4. Sehr schade, so einen Kommentar hier zu lesen. Die GLS Bank stellt sich gegen den wissenschaftlichen Konsens von allen wichtigen Wissenschaftsorganisationen. CRISPR ist nicht risikoreicher als jede andere Züchtungsmethode. Bitte in Zukunft sich nicht nur von Lobbyisten vorführen lassen!

  5. Der europäische Gerichtshof (EuGH) hat geurteilt, dass auch die neuen Gentechnik-Technologien wie z.B. CRISPR/Cas selbstverständlich Gentechnik darstellen und deshalb auch wie Gentechnik behandelt und reguliert werden müssen. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass der EuGH sich zuvor intensiv mit den Argumenten der Wissenschaftler beschäftigt hat, die eben doch nicht alle einer Meinung sind wie meine Vorredner hier glauben machen wollen. Darüber hinaus ist der EuGH weder als anti-wissenschaftlich oder esoterisch oder radikal noch als hauptberuflicher Gentechnik-Gegner bekannt, sondern geniesst in Europa hohes Ansehen.

    Ich selbst beschäftige mich seit knapp 15 Jahren beruflich und privat recht intensiv mit der grünen Gentechnik. Ich bin kein Wissenschaftler, lese aber wissenschaftliche Positionen und lehne im Ergebnis (wie die allermeisten Europäer) die grüne Gentechnik ab – und zwar nicht nur aus Gründen der Nahrungsmittelsicherheit. Ich glaube auch, dass wir großen Unternehmen nicht die Macht über unsere Lebensgrundlagen geben dürfen, was mit der Patentierung aber faktisch geschieht. Auch wenn Bayer/Monsanto, Syngenta & Co. sich immer wieder als eine Art Welthungerhilfe darstellen, dürfen wir nicht vergessen, dass es sich dabei um Großkonzerne handelt, die eine aggressive und rücksichtslose Gewinnmaximierungsstrategie fahren.

    Ich bin Kunde und Mitglied der GLS Bank, gerade weil sie beim Thema grüne Gentechnik eine klare Position bezieht – und dies übrigens auch sehr nachvollziehbar begründet. Ich habe die oben verlinkte Petition gerade unterschrieben und werde meine Freunde darauf aufmerksam machen, von denen vermutlich auch die meisten unterschreiben werden.

    • Robert Hoffie

      Wie Sie selber schreiben, ist die Oligopolisierung der Saatgutbranche ein Problem, das im Kartell- und Patentrecht reguliert werden muss.
      Die EU-Freisetzungsrichtlinie ist schlicht nicht der richtige Rechtsrahmen, diese sozioökonomischen Aspekte zu regulieren.

    • Robert Hoffie

      Ein zweiter Punkt: Der EuGH hat keine Bewertung des Risikos der neuen Methoden vorgenommen. Die rechtliche Frage war im Kern: Fallen die neuen Methoden unter die sog. Mutageneseausnahme? Diese regelt, dass alte Methoden der genetischen Veränderung, wie Bestrahlung oder Behandlung mit mutagenen Chemikalien, die zwar unter die Gentechnik-Definition des EU-Rechts fallen, trotzdem von der Regulierung und Kennzeichnung ausgenommen sind. Pflanzen, die mithilfe dieser Techniken gezüchtet wurden, essen wir jeden Tag. Sie sind sogar in Produkten mit dem “Ohne Gentechnik”-Label enhalten.
      Der Generalanwalt am EuGH plädierte dafür, dass die Mutageneseausnahme auch für neue Methoden der genetischen Veränderung gilt, wenn dafür keine Gene aus anderen Arten übertragen werden. Die Richter*innen des EuGH legten das bestehende Recht anders aus: NAch dem Urteil handele es sich bei der Ausnahme um eine abgeschlossene Liste. Darum dürfen Methoden, die nach 2001 entwicklet wurden, nicht darin aufgenommen werden.
      Kurz gesagt: Der EuGH als Judikative konnte nur die bestehende Rechtslage juristisch auslegen. Wissenschaftliche Argumente spielten dabei praktisch keine Rolle. Darum ist es nun Aufgabe der Legislative, dieses veraltete Recht an den aktuellen Wissensstand anzupassen. Dass sich NGOs und auch einige Politer*innen seit dem Urteil von 2018 hinter dem EuGH verstecken, zeugt von wenig Kenntnis der demokratischen Gewaltenteilung und der Aufgaben der unterschiedlichen Beteiligten.

    • Benny Haerlin

      @Robert Hoffie Der Europäische Gerichtshof schreibt in seinem Urteil (Absatz 48 ff)

      “Wie das vorlegende Gericht im Wesentlichen hervorhebt, könnten sich die mit dem Einsatz dieser neuen Verfahren/Methoden der Mutagenese verbundenen Risiken aber als vergleichbar mit den bei der Erzeugung und Verbreitung von GVO durch Transgenese auftretenden Risiken erweisen. Aus den Angaben, über die der Gerichtshof verfügt, ergibt sich somit zum einen, dass mit der unmittelbaren Veränderung des genetischen Materials eines Organismus durch Mutagenese die gleichen Wirkungen erzielt werden können wie mit der Einführung eines fremden Gens in diesen Organismus, und zum anderen, dass die Entwicklung dieser neuen Verfahren/Methoden die Erzeugung genetisch veränderter Sorten in einem ungleich größeren Tempo und Ausmaß als bei der Anwendung herkömmlicher Methoden der Zufallsmutagenese ermöglicht.””

      Auch die folgen Absätze befassen sich mit der Risikoabschätzung und dem erforderlichen Risikomanagement. Das Urteil finden Sie hier:
      https://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf;jsessionid=CE6B651C4EB7A73EC9DD356EBCA832CC?text=&docid=204387&pageIndex=0&doclang=DE&mode=req&dir=&occ=first&part=1&cid=265057
      Eine Zusammenfassung hier:
      https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiu9bmmyoz7AhWXhv0HHYD9BEoQFnoECBQQAQ&url=https%3A%2F%2Fcuria.europa.eu%2Fjcms%2Fupload%2Fdocs%2Fapplication%2Fpdf%2F2018-07%2Fcp180111de.pdf&usg=AOvVaw1BEd4beTpH3A8Az_DzpOtP

  6. Der ganze Artikel ist eine einzige Falschinformation um Ängste zu schüren.
    Es gibt inzwischen über 30 Jahre Forschung zum Thema und alle naturwissenschaftlichen Organisationen in diesem Bereich haben auf der Basis einer Vielzahl von Studien und Metastudien eine klare Position: Die Züchtungsmethode ist unerheblich für das Risiko. Für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind gentechnische Methoden sehr wichtig, da sie zielgerichteter und schneller sind. Das hilft, auch bei schwindenden Ackerflächen, die in Zukunft auf 11 Mrd. Menschen anwachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
    Oder ist euch das egal, den Europa hat‘s ja und das Leid findet ja auf anderen Kontinenten statt?

  7. Danke für den informativen Blog Beitrag. Auch wenn ich crispr in einigen Bereichen für sinnvoll erachte, halte ich eine intransparente Verbreitung für problematisch. Eine Kennzeichnung sollte weiterhin erfolgen.

    Bei den ganze Versprechen, den die angeblichen um die Menschheit besorgten Unternehmen alle machen, bin ich eher misstrauisch. Höhere Ernteerträge gibt es nur für immer wieder neu zahlende Nutzer. Und zwar zweifach: für das Saatgut und die passenden Pestizide. Dass das Saatgut nicht selbst vermehrt werden kann, ist das ein traumhaftes Geschäft und ein Alptraum für am existenzminimum nahenden Bauern des globalen Südens. Das ist der große Unterschied zu Züchtungsbemühungen, die widerstandsfähige Sorten züchten, die eine ganzheitliche Nutzung ermöglichen. Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft hat dazu eine gute Zusammenfassung: https://zukunftsstiftung-landwirtschaft.de/ueber-uns/aktuelles/2021/25-jahre-saatgutfonds/

    Somit: auch wenn ich crispr in einigen Bereichen für sinnvoll, in einigen Bereichen für mindestens kennzeichnungspflichtig und zu reglementieren sehen, betrachte ich insbesondere die Auslegung der Nutzung als hochproblematisch. Die nur auf Gewinnmaximierung abzielenden Unternehmen und die gelebte Praxis lassen mich schwer an deren ethischen Argumente glauben. Ich freue mich deswegen über jede Information, die andere Standpunkte beleuchtet, wie ihr es so oft hier tut! Danke!

  8. Danke für diesen informativen und sachlichen Debattenbeitrag. Der Slogan der GLS Bank „Wissen, wo Dein Geld wirkt“ ist für alle Verbraucher*innen gerade im Zusammenhang mit der geplanten Deregulierung der Agrogentechnik extrem wichtig. Ob diese Technik, die (von interessierter Seite) behaupteten höhere Erträge und Profite (für wen eigentlich?) überhaupt generieren kann, oder ob sie die Biodiversität wie von vielen Umweltschutzorganisationen befürchtet irreparabel schädigen wird, darüber kann, sollte und muss man diskutieren. Nicht diskutieren kann man darüber, dass es ein Unding ist, eine Technologie, die von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung ausdrücklich abgelehnt wird, ohne ausreichende Kennzeichnung und Risikoprüfung zum Einsatz bringen zu wollen. Das ist absolut inakzeptabel! Es ist undemokratisch – und zwar unabhängig von allen tatsächlichen, befürchteten oder behaupteten Risiken, Chancen und Profiten.

    95 (!) Prozent der Bundesbürger*innen fordern laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums, dass alle Gentechnik-Pflanzen – ohne Ausnahme! – auf mögliche Auswirkungen auf die Natur hin untersucht werden müssen. (https://www.europarc.org/wp-content/uploads/2020/08/2020-08-11_Naturbewusstsein2019.pdf#page=10) Auch Wissenschaftler*innen und Expert*innen verschiedener Umweltbehörden aus Deutschland, Italien, Österreich, Polen und der Schweiz plädieren dafür, ausnahmslos alle Pflanzen aus neuer Gentechnik einer verpflichtenden Risikoprüfung zu unterziehen. (https://www.biene-gentechnik.de/nicht-hinter-unserem-ruecken/?j=cea1ab)

    Rund 80 Prozent der Bürger*innen fordern seit Jahren sogar ein komplettes Verbot von gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft. Denn – anders als es die Agrarindustrie glauben machen möchte, ist Gentechnik auf europäischen Äckern und Feldern heute keineswegs verboten. Allerdings müssen gentechnisch veränderte Pflanzen vor einer Zulassung für den kommerziellen Anbau eine strenge Risikoprüfung durchlaufen. Dazu gehört insbesondere der Nachweis, dass von der Pflanze nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand keine schädlichen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt ausgehen. Diese Risikoprüfung möchten Industrie- und Wissenschaftslobbygruppen sich und ihrer Klientel gern ersparen. Auf Kosten der Sicherheit von Umwelt und Verbraucher*innen.

    Ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe haben ein Recht auf gentechnikfreie Erzeugung, Verbraucher*innen ein Recht auf gentechnikfreie Ernährung. Wie eine Koexistenz von Gentechnik und Gentechnikfrei nach einer Deregulierung aussehen könnte, darauf ist die EU-Kommission bis heute eine Antwort schuldig geblieben. Würden einige CRISPR-Pflanzen vom EU-Gentechnikrecht ausgenommen, könnten Landwirt*innen, Imker*innen, Lebensmittelhändler*innen, und Verbraucher*innen sich nicht mehr gegen Gentechnikerzeugnisse und für eine gentechnikfreie Produktion entscheiden. Die Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut würden keine Verantwortung für Schäden tragen, die durch ihre Produkte verursacht werden.

    Es ist ein Skandal, dass die bestehenden hohen Sicherheitsstandards bei der Zulassung von Agrogentechnik durch eine kleine, aber lautstarke und gut mit der Industrie vernetzte Lobby gerade demontiert werden. Wie gut vernetzt und wie einflussreich die Agrogentechnik-Lobby in Brüssel ist, hat die Fraktion der Grünen im Europaparlament gerade untersuchen lassen und ein Geflecht aus gewachsenen Abhängigkeiten aufgedeckt. Unabhängige Forscher*innen, die einer Deregulierung ausdrücklich widersprechen, wurden kaum oder gar nicht zurate gezogen. Interessenvertreter als neutrale Wissenschaftler darzustellen, sei inakzeptabel. (https://www.zeit.de/wissen/2022-09/crispr-zulassung-eu-gruene-saatgutindustrie). »Follow the science« gilt bei unkritischen Gentechnikfans offenbar nur für Wissenschaftler*innen, welche die eigene Position stützen, nicht jedoch für kritische Positionen der Wissenschaft: https://www.spektrum.de/news/genome-editing-diese-branche-lebt-davon-viel-schaum-zu-schlagen/1752354.

  9. Vielen Dank für den Artikel, Benny Härlin und GLS Bank, die den Mut haben, den Grüne-Gentechnikbefürworter*Innen die Stirn zu bieten. Es geht darum Transparenz, unsere demokratischen Rechte und das Vorsorgeprinzip gegenüber einer finanzstarken Lobby zu wahren, für eine Regulierung der sogenannten Genome-Editingtechiken unter der bestehenden EU-Freisetzungsrichtlinie für Gentechnisch veränderte Organismen.
    Ich bin Bioland-Bäuerin und Züchterin und unterstütze die Aussagen in dem Blogg-Artikel. Die Pflanzen-DNA ist kein Lego-Baukasten. Mit jedem technischen Eingriff in den Zellkern übergehen wir die Selbstregelungsmechanismen der Pflanze. Erst jahrelange Prüfungen einer neugebauten Pflanze unter – vor dem Auskreuzen geschützten Umweltbedingungen können Aussagen über die gewünschten Eigenschaften, aber auch über unerwünschte neue Eigenschaften ( z. B. Krankheitsanfälligkeiten, Auslösen von Allergien) machen. Wir kennen noch längst nicht alle Effekte, die die Ganzheit der Pflanze und ihre Ausprägung in der Umwelt ausmachen. Wir wissen sehr wohl, dass eine Klimaanpassung von Kulturpflanzen nicht durch An- und Ausschalten einzelner Gene zu erreichen ist, siehe taz-Artikel “Weizen for future vom 22./23.2022, S. 42. Hier werden Wissenschaftler*Innen vom Leibniz-Institut, Agrar-Universitäten zitiert. Klassische Kreuzungszüchtung mit Selektion von Anfang an unter den gegebenen Umweltbedingungen wird uns auch in Zukunft eine sicheren Züchtungs-Fortschritt bringen und ist kostengünstiger, spart Ausgaben für Lizenzen der Patente auf Crispr-Cas und Co. Außerdem brauchen wir mehr mehr Vielfalt auf dem Acker und eine gerechte Verteilung von Land und Wasser für Alle.

  10. Jakob Ganten

    Ein pointierter Blogbeitrag,, der in meinen Augen sehr berechtigt darauf Aufmerksam macht, dass die Wahlfreiheit der Konsument:innen in Bezug auf Ihre Lebensmittel infrage gestellt ist. Daran kann ich nichts wissenschaftsfeindliches finden, es geht vielmehr um einen modernen und aufgeklärten Verbraucherschutz. Ich lese im Blogbeitrag keine Forderung, dass molekularbiologische Forschung verboten werden soll, noch nicht einmal, dass das keine genveränderten Organismen in Verkehr gebracht werden dürfen, sondern dass die wegweisende europäische Kennzeichnungspflicht untergraben werden könnte, die eine große Mehrheit der Menschen berechtigterweise weiterhin haben möchte.

  11. Gebhard Rossmanith

    zunächst einmal meinen Dank für den Blogg-Beitrag von Benny Haerlin. Vieles ist bereits in der obigen Auseinandersetzung deutlich geworden, weshalb eine Regulierung auch der neuen gentechnischen Verfahren zwingend vonnöten ist. Ich will noch einen weiteren Grund aus Sicht der Ökologischen Züchtung hinzufügen, warum eine Deregulierung unbedingt vermieden werden muss.
    Wir haben in Europa – anders als in vielen Teilen der Welt – eine sehr faire Grundlage für jegliche Neuzüchtung: das so genannte Züchterprivileg (engl. breeders right). dieses sichert Züchterinnen und Züchtern von neuen Sorten die Möglichkeit, sofort auf alle in den Markt gebrachten Neuzüchtungen von Mitbewerber:innen zuzugreifen für ihre eigene Arbeit, ungeachtet dessen, ob es sich um eine geschützte Sorte handelt oder nicht. Diese gesetzliche Grundlage sichert in hohem Maße den dynamischen Züchtungsfortschritt in Europa. Wären nun neue Sorten als ganze Pflanze oder auch nur Teile davon patentiert, sähe es anders aus. Wir können sicher davon ausgehen, dass im Zusammenhang mit der Vermarktung von mit Hilfe von gentechnischen Verfahren entwickelten Sorten Patente in der Zukunft eine erhebliche Rolle spielen würden (wie in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der alten Gentechnik bereits deutlich geworden). Somit wäre das Züchterprivileg zwar weiterhin gültig. Die Züchtenden sähen sich aber dem Risiko ausgesetzt, bei der Verwendung von neuen Sorten als Ausgangsmaterial womöglich Patente zu verletzen.
    Dieses Risiko gilt für alle Züchtenden, gleich ob konventionell oder ökologisch arbeitend. Für die Ökologische Züchtung kommt erschwerend hinzu, dass die Richtlinien des Ökolandbaus jegliche Anwendung von Gentechnik sowie die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen ausschließen. Zu dem Risiko der Patentverletzung würde sich somit auch die Reduzierung von Ausgangsmaterial oder eben das Risiko der Einkreuzung von GVO in die eigene Züchtungsarbeit gesellen. Diese Unsicherheiten können nur durch Transparenz verhindert werden. Transparenz jedoch kann nur durch vorhandene Informationen (z.B. der angewendeten Züchtungstechniken) erreicht werden. Eine Deregulierung der neuen gentechnischen Verfahren würde jegliche Möglichkeiten von Transparenz und Rückverfolgbarkeit vernichten.
    Noch ein Wort zum Thema Sicherheit: der Ökolandbau hat Gentechnik nicht aus irgendwelcher Esoterik oder Naturromantik ausgeschlossen, sondern aus dem guten Grund der Vorsicht und der Rücksicht der im Gesamten zu betrachtenden Naturzusammenhänge (deren Teil alle Lebewesen sind – auch der Mensch). Es ist spätestens seit der Veröffentlichung des Weltagrarberichts klar, dass nur eine Ökologisierung der konventionellen Industrielandwirtschaft der Menschheit in Zukunft die Lebensmittelerzeugung nachhaltig sichern kann. Der organisierte Ökolandbau stellt sich daher klar gegen eine Deregulierung, um nicht Risikoprüfung, Transparenz und Wahlfreiheit (für Züchtung, Landwirtschaft, Handel und Verbrauchende) zu verlieren – aus gutem Grund.

    Gebhard Rossmanith, Vorstand im Dachverband für Ökologische Pflanzenzüchtung in Deutschland.

  12. Liebe Leserinnen und Leser,
    die Redaktion des Informationsdiensts Gentechnik lädt Sie herzlich ein, sich selbst ein Bild von der Qualität ihres Webangebots zu machen. Wir betreiben zwei Portale mit unentgeltlichen Angeboten:
    Auf der Seite http://www.keine-gentechnik.de finden Sie aktuelle Nachrichten und Hintergrundinformationen zur Gentechnik in der Landwirtschaft. Sie werden von zwei fundiert ausgebildeten Journalist:innen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen, sorgfältig recherchiert und geschrieben. Die Originalquellen aus aller Welt sind verlinkt und damit nachlesbar. Soweit wir Informationen direkt von Pressestellen erhalten, wird das in den Artikeln erwähnt. Gerade weil wir wissen, dass Gentechnikkritiker oft der Falschbehauptung bezichtigt werden, legen wir großen Wert darauf, inhaltlich präzise zu berichten. Sollte trotzdem mal jemand einen Fehler finden und konkret benennen, korrigieren wir den natürlich. Das letzte Mal, als ein bekannter, gentechnikfreundlicher Molekularbiologe dem Infodienst öffentlich falsche Zahlen vorgeworfen hatte, räumte der jedoch auf Nachfrage ein, dass er sich geirrt hatte. Finanziert wird der Informationsdienst Gentechnik von einem vielfältigen Netzwerk von Verbänden, Stiftungen und Firmen aus dem Agrar-, Bio- und Umweltbereich https://www.keine-gentechnik.de/netzwerk/traeger-unterstuetzer, dem wir für seine verlässliche Unterstützung sehr dankbar sind. Wir freuen uns besonders, dass die Zukunftsstiftung Landwirtschaft im GLS Treuhand e.V. das Gemeinschaftsprojekt seit 2004 zuverlässig verwaltet und fachlich wie finanziell unterstützt.

    Hohe Qualitätsmaßstäbe gelten auch für unser zweites Portal – http://www.schule-und-gentechnik.de –, mit Thementexten und Unterrichtsmaterialien für die Bildungsarbeit. Das Angebot, an dem zwei Biologielehrerinnen mitarbeiten, wurde von der Verbraucherzentrale mit „gut“ bewertet. Auch von den fachkundigen Lehrkräften, die unsere Materialien freiwillig in ihrem Unterricht einsetzen, hat sich noch niemand über Inhalte beschwert. Finanziert wird dieses Portal von drei Stiftungen. Auslöser für den im Kommentar verlinkten Schmähtext auf sueddeutsche.de aus dem Jahr 2019 war paradoxerweise, dass wir über einen Verteiler von Wissenschaftsjournalist:innen fachkundige Verstärkung für die Redaktion gesucht hatten. Dass wir gentechnikkritische Informationen bieten wollen als Gegengewicht zur Übermacht der Industriepropaganda, die Schulklassen sogar in ihre Labore einlädt, legen wir offen. Als stiftungsfinanziertes Projekt ist das in einer pluralen Gesellschaft unser gutes Recht. Wir fragen uns eher, wie es eine Journalistin, die uns tendenziöse Inhalte vorwirft, selbst mit der journalistischen Ausgewogenheit hält? In 60 Zeilen, die nicht als Meinungsbeitrag gekennzeichnet sind, kritisierte die damalige SZ-Redakteurin unser kleines NGO-Projekt. In einem einzigen Satz erwähnte sie am Ende, dass auch industrienahe Verbände Unterrichtsmaterial anbieten. Punkt. Und nachdem das Bundesbildungsministerium ihre Kritik an uns nicht kommentieren wollte, fand sich sogar noch eine FDP-Abgeordnete, die das Thema bei einer Regierungsbefragung im Bundestag aufgriff. Wir hatten dazu im Infodienst berichtet: https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33632?cHash=27dc1425bae90ffb0559295581ccdc3a
    „Gute pädagogische Arbeit lebt auch davon, dass sie Schülern einen diskursiven Zugang zu Themen, Meinungen und vielfältigen Positionen ermöglicht“, erklärte damals Bildungsstaatssekretär Thomas Rachel (CDU). Wie gut belegt unsere von der bayrischen Umweltministerin ausgezeichnete, in Biologie promovierte Autorin den umstrittenen Fall Séralini aufbereitet hat, können Sie übrigens hier nachlesen: https://www.schule-und-gentechnik.de/wissen/fallbeispiele/der-fall-seralini

    Eine interessante Lektüre unserer Webseiten wünscht Ihnen
    die Redaktion des Informationsdienstes Gentechnik

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