F.K.K. Das Freie Kunst Konto

Künstler*in für Künstler*in: Das Ende des Anfangs (3)

Die Gründungsphase einer neuen Fördersparte Kunst und Kultur hat mit dem dritten Workshop ihr Ende gefunden. Die Gruppe um ausgewählte Studierende verschiedener Hochschulen und Universitäten und die Gründungsinitator*innen aus GLS Treuhand und KMM Hamburg haben gemeinsam ein Konzept für eine mögliche neue Förderung von Kunst und Kultur entwickelt, das am 24. April 2018 in Hamburg vorgestellt wird. In welche Richtung das geht, schildert hier Clara-Michaela Dvořák.

Artikel vorlesen lassen. Dauer 4:25 Minuten

Nun ist es vorbei. Nach dem letzten von drei Workshops sind wir ohne große Abschiedszeremonien in alle Ecken Deutschlands auseinandergestoben. Gar nicht so verwunderlich, wenn man weiß, dass wir uns schon am 24. April 2018 in Hamburg zur großen Gründungsfeier wiedersehen. An dem Tag stellen wir unsere erarbeitete Idee vor: „F.K.K. – Das Freie Kunst Konto“. Auf Grundlage eines gemeinschaftlichen Kontos wollen wir eine Community aus Künstler*innen entstehen lassen. Ihre Besonderheit ist, dass alle in der Community die Wichtigkeit von Vertrauen anerkennen und damit das Konto auch wirklich zu einem gemeinsamen Projekt wird. Weil Vertrauen nur in persönlichen Begegnungen entstehen kann, wird es regelmäßige Treffen geben, mit Raum für Vernetzung und Austausch über Projektideen, Lebenseinstellungen, Geldnöte, etc. Jedes Mitglied kann auf das freie Konto einzahlen und Geld abheben. Die eingezahlte Summe wird durch Spender*innen, Förder*innen und Mäzen*innen verdoppelt, vielleicht sogar verdreifacht.

Transparenz und Mut zur Verletzlichkeit

In einer digitalen Datenbank wird offengelegt, wer für was das Geld verwendet und wer wie viel Geld hineingibt. Jedes Jahr oder alle zwei Jahre wird es ein Festival geben, wo über die Zukunft der Community gesprochen, neue Richtlinien ausgehandelt und neues Geld gesammelt wird. Das Festival und ggf. ergänzendes Fundraising organisiert ein „Forum“ an Menschen, die Verantwortung für die Projektentwicklung übernehmen, sozusagen als „Knochenbau“ des Ganzen.
Ein solches Allmende-Projekt braucht einen hohen Grad an Transparenz, Mut zur Verletzlichkeit und klare Rahmenbedingungen. Offene Fragen zur Ausgestaltung gibt es genug: Wie setzt sich die Community zusammen und wie groß kann sie sein, ohne auseinanderzufallen? Welche Art von Kunst soll Teil davon sein und wer kann sich überhaupt ein*e Künstler*in nennen? Wer entscheidet über die Auszahlungen? Soll es Kriterien geben?

Das Freie Kunst Konto: Freiheit für die Gemeinschaft

Es ist ein erstes Experiment, das noch längst nicht fertiggedacht ist. Wir wollen mit dieser Idee eine Community fernab von Förderstrukturen „organisch“ wachsen lassen, aus den Menschen, deren Aufmerksamkeit wir erregen, all den Künstler*innen und Kulturschaffenden, die schon etwas geschaffen und Neues vorhaben, die sich ernsthaft entwickeln wollen und an ihrer Kunst andere teilhaben lassen. Sie geben sich selbst Richtlinien und Strukturen zur niedrigschwelligen finanziellen und ideellen Unterstützung. Die Spender*innen dürfen sich dabei inhaltlich nicht in die Prozesse miteinmischen. Damit ist die Community so frei, wie sie es sein möchte.

Prozess des Perfektionierens in vollem Gang

Auch der Gründungsprozess selbst war experimentell, voller Konflikte, Komplexität, zuweilen Chaos, Ungewissheit, Unsicherheit, voller Missverständnisse und Übereinkünfte. Wir haben abstrakte Gedankengebilde geschaffen und sie wieder zusammenfallen lassen, hier und da Ideen aufgehoben und mit ihnen etwas Neues erdacht. Trotz einer so kurzen und intensiven Zeit haben wir es geschafft, ein gemeinsames Grundgerüst zu erbauen. In welche Richtung es sich weiterentwickelt, liegt jetzt an den weiteren Akteur*innen, die mit uns die nächsten Schritte tun. Wir laden jeden Interessierten dazu ein, Teil dieses Projekts zu werden.

Meldet Euch gerne bei kunst@zukunft-geben.de, um mehr zu erfahren.

Hierzu passen auch folgende Beiträge:

Künstler*in für Künstler*in – Der Anfang einer Gründung (1)

und “Künstler*in für Künstler*in: Drei Mal Neues wagen (2)

  1. Robert Kaller, Master of Fine Arts

    Liebe Studenten,
    Das sind ganz wichtige Gedanken und Ideen !
    an der Alanus Hochschule haben wir 1981 eine Wirtschaftsgemeinschaft unter Künstlern gegründet und haben jahrelang mit insgesamt 7 Künstlern nur ein einziges Konto besessen. Alle existenziellen Fragen aller wurden in gemeinsamen Gesprächen erläutert und brüderlich gelöst. Eine soche Wirtschaftsgemeinschaft kann immer aufgrund des höheren Volumens besser wirtschaften als es Einzelnen je möglich sein wird. Diese Idee wurde von nachfolgenden Studenten aufgegriffen und bestand fast 20 jahre lang danach noch erfolgreich weiter.
    Zeitgleich gründeten wir den Hilfsverein für studentisches Wohnen und Wirtschaften mit dem Hintergrund bezahlbaren Wohnraum für Studenten zu schaffen und gleichzeitig eine Übungsplattform für das “Wirtschaften” zu schaffen. Diese ideen wurden damals aktiv von W.E. Barkhoff , dem Gründer der GLS Bank unterstützt. Dieser Verein existiert heute noch, wird von jeder Studentengeneration neu ergriffen und besitzt in Alfter mittlerweile 6 Häuser und einen Bioladen. Uns war damals wie heute klar, daß nur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben Freiheit im Geistesleben ermöglichen wird. Die Kunst braucht Unternehmertum und viel mehr Selbstbewusstsein. Zu einem zeitgemässen Kunststudium gehört auch die Auseinandersetzung und Kenntnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen dazu. Als freier Künstler habe ich von allen diesen Erfahrungen sehr profitiert, in der von mir gegründeten Mosaikbauschule (www.mosaikbau-schule) gehört den Fragen von Marketing, Steuerrecht, Kalkulation etc. eine ganze Unterrichtseinheit.
    Angesichts der Tatsache, daß nur 3 % der Künstler in Deutschland von ihrer Arbeit leben können, aber ca. 60% der verwertbaren Ideen von Künstlern stammen, die dafür nicht bezahlt werden,besteht Handlungsbedarf.

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